Preview NFL Conference Championship Games: Winning ugly
Letzte Playoffrunde vor der SuperBowl. Die NFC spielt ab 21h ihren Meister in der Partie Chicago Bears – New Orleans Saints aus und die AFC folgt ab 0h30 mit Indianapolis Colts – New England Patriots.
Beide Spiele werden heute keine Schönheitswettbewerbe werden. Gesucht wird keine Beauty Queen, sondern eher die 15-Euro-Putzfrau mit behaarter Warze auf der linken Backe, die die Butze schön rein hält. “Winning ugly”.
Insbesondere das AFC Championship Game heute nacht, wird in den Medien durch die Begleitumstände aufgeladen. Wird Colts-QB Peyton Manning heute wieder an seiner Nemesis New England Patriots scheitern und auf ewig “der Unvollendete” bleiben? Im Gegensatz zu Dan Marino besitzt er weder das telegene Zahnpastalächeln noch die artikulierte Aussprache um auch ohne SuperBowl-Ring noch weiter in Medienkreisen zu bleiben.
Chicago Bears – New Orleans Saints
21h00 auf NASN und TW1/ORFsport+ (im Zweikanalton). Zusammenfassung ARD ab 23h30. Broadcaster: FOX mit Joe Buck & Troy Aikman
Temperaturen um den Gefrierpunkt. Im Laufe des Sonntags sollen 10cm Schnee fallen.
Würde man Position für Position abklopfen und lässt man sich alle Saisonspiele nochmal vor seinem Auge vorbeiziehen, dann müsste man die Saints als Sieger ziehen. Die Saints haben in der Offense zu viele Waffen, eine leidlich gute Defense, während die Bears eine impotente Offense haben und gegen Seattle die Defense erste Anflüge von Sterblichkeit sich leistete.
Chicago Bears
Die Bears in Kurzfassung: imposante Defense, verunsicherter QB, Laufspiel in der Offense, Heimvorteil, klassische NFL-Franchise mit euphorischen Fans bei denen aber die Stimmung schnell kippen kann. Vorallem wenn sich Grossman noch mehr 17yd-Sacks erlaubt.
Ich setze hinter den Bears drei Fragezeichen.
? – QB Rex Grossman, gefürchtet für seine Inkonstanz, pflegt an schlechten Tagen ganze Mannschaften in den Untergang zu reißen. Er wurde inzwischen von Headcoach Lovie Smith an die Kette gelegt um möglichst wenig Schaden anzurichten. Problem: die ganz große Schwäche der Saints – ihre Anfälligkeit gegen Big Plays – kann nur durch Grossman ausgetestet werden.
? – Headcoach Lovie Smith hat gegen die Seahawks keine überragende Leistung gezeigt. Ich erinnere an die drei Passwürfe nach der Two-Minute-Warning, als man dadurch mit 96 Sekunden auf der Uhr den Ball an die Seahawks nochmal geben musste, die ihrerseits noch drei Auszeiten hatten.
Lovie Smith gehört zu den Coaches der Güteklasse Tony Dungy (IND). Fachlich kann man ihnen nicht viel vorwerfen, aber sie wirken gehemmt. Anders als Coaches vom Typ Cowher oder Belichick werden sie nie Spielzüge durchgeben, mit denen sie alles auf eine Karte setzen. Aufrecht, leise und bescheiden gehen sie in die Niederlage, während andere Coaches ein Feuer abfackeln, pokern, Spieler zusammenschreien oder Türen eintreten. Mit anderen Worten: drei Minuten vor Ende eines Playoffs-Spiels mit 4 Punkten im Rückstand würde ich lieber Sean Payton als Lovie Smith als Coach haben wollen.
? – Der Pass Rush der Bears nahm sich gegen Seattle längere Auszeiten. Und was die Zahl der zugelassenen Sacks angeht, steht New Orleans im Vergleich zu Seattle am anderen, am besseren Ende der Skala. Das üble am Passspiel der Saints, sind die zahlreichen Optionen. Nach dem Ausfall von Bears-DT Tommie Harris gilt der Bears-Pass Rush als geschwächt. Wenn die Bears permanent mit fünf oder sechs Leuten Pass Rush ausüben müssen, um Druck auf Brees zu bekommen, wird Brees ein Feuerwerk abfackeln und sie mit Screens oder tiefen Pässen verbrennen. Ob Lovie Smith bei 14 Punkten Rückstand dann doch nochmal Grossman von der Kette lässt?
New Orleans Saints
Die diesjährige zuckersüsse “Feel Good”-Story: Rückkehr in den Superdome nach einjährigen Exil durch Hurrikan. Neuer Coach führt die Mannschaft von Sieg zu Sieg, alles nette Jungs etc… pp… Die Drehbuchschreiber in den NFL-Büros würden die Saints in den SuperBowl schreiben wollen.
Über die Offense der Saints braucht man nicht zu diskutieren, weil es eigentlich nicht den Hauch von Schwäche gibt, nicht den Hauch von Ansatz für die Bears um den Jungs Kopfschmerzen zu erzeugen. Kurz: eigentlich können nur die Saints selber für sich die Abrißbirne spielen.
Das Spiel
Also fasst man das oben gesagt zusammen, komme ich zur Erkenntnis, dass die Bears das Spiel gewinnen.
Äh, wie meinen? Die Bears?
Ja. Sagt mein Bauch. (Oder Testikel, ich kann das nicht so gut unterscheiden)
Ich gebe zu, ich finde nicht viele logische Erklärung, warum die Saints kollabieren sollten. Ich sehe eigentlichen nur eine Hoffnung, eine sehr weit hergeholt Hoffnung für die Bears: irgendwas muss die Saints nachhaltig verstören, so dass die Offense nicht ins Spiel kommt. Ich halte die Bears für so eine Mannschaft, die es schafft, egal wie, das gute Spiel einer Mannschaft zu zerstören und sie auf ihr schlechtes Niveau runterzuziehen.
Zwei Puzzlestücke die dafür zusammenpassen könnten:
- Sieht man sich die Resultate der Saints an, sieht man dass sie gegen ähnlich defenselastige, physische Teams wie die Bears nicht gut aussah: gegen Carolina zweimal verloren, zuhause gegen Baltimore mit 13 Punkten verloren und in Pittsburgh mit 7 Punkten verloren. Auch wenn es dafür hinsichtlich der OL oder Turnovers keinen besonderen Grund gab. Die Saints scheinen einfach ein allgemeines Unbehagen gegen solche Mannschaften zu empfinden. Wären die Saints eine Frau, würde der Arzt vom “Frauenleiden” sprechen.
- Eine weitere interessante Komponente könnte das Wetter spielen. Es sind Temperaturen um den Gefrierpunkt vorhergesagt. Es sollen im Laufe des Tages bis zu 10cm Neuschnee fallen. Ich weiß nicht ob man im neuen Soldier Field Kunst- oder Naturrasen hat. Bei Naturrasen könnte der Boden aufgeweicht sein, was vorallem RB Reggie Bush mit seinen Cuts und Läufen über die Außenseite nicht bekommen sollte. Die Bälle dürften hart sein, die Finger klamm. Das könnte wirklich zu einem Problem für die Saints werden, die das als Hallenteam, mit Gegnern in Florida, Carolina und Missouri nicht gewohnt sein dürften.
Chicago siegt mit 3 Punkten.
Las Vegas sieht New Orleans mit 3 Punkten vorne, Over/Under bei 43.
Indianapolis Colts – New England Patriots
0h30 auf NASN, TW1/ORFsport+ (Zweikanalton) und ARD (16:9). Broadcaster: CBS mit Jim Nantz und Phil Simms.
Für die meisten in den USA ist die Story schon geschrieben: QB Peyton Manning, der Unvollendete, zerschellt wieder an dem abgewichstesten NFL-Team ever, den New England Patriots. QB Tom Brady wird, strahlend lächelnd, mit dem Football in der einen Hand und Gisele Bündchen in der anderen Hand, Pässe zum Sieg servieren, während Mannings Haaransatz vier weitere Zentimeter zurückweicht und seine Stirn zum größten Körperteil bei Manning wird.
Merke: Colts = Loser, Patriots = Winner. Erste Wetterregel: niemals in den Playoffs gegen die Patriots wetten.
Nur ich nicht. Testikel in action, part two: mein Gefühl sagt mir, dass diesmal die Colts dran sind.
Einfach aus den gegensätzlichen Tendenzen beider Mannschaften heraus. Die Colt haben dazugelernt und mit umformierter Defense und Siegeswillen Kansas City und Baltimore ausgeschaltet.
Die Patriots hingegen wirkten fehlerträchtiger als sonst. Das bisherige Konzept von “Winning ugly” in der Geschmacksrichtung “à la Patriots” basierte auf eigene Fehlerlosigkeit. Vier Turnovers von Brady? Selbst ohne Turnover: Brady hat man bislang um vier Uhr morgens (neben Bündchen) aufwecken können und er hätte mit einem Pass ein Telefon vom Schreibtisch werfen können. Aber gegen San Diego waren seine Würfe häufig grotesk daneben.
Noch ein Problem dass ich habe: die Pats hatten über lange Jahre Probleme mit dem Laufspiel. Das schienen sie mit Dillon und nun Maroney gelöst zu haben. Gegen die Chargers war aber das Vertrauen in das Laufspiel trotz des engen Spielstandes wie weggeblasen. Brady mit 51 Pässen, das Laufspiel mit 51yds(!). Patriots-Tendenz: schwächelnd.
Das Spiel ist offen und wird eng. Die große Unbekannte werden die Turnovers sein. Wer fumblet häufiger, wer wirft mehr Interceptions. Bei den beiden sehr sicheren Kickern, wird es vielleicht auch eine Partie über Feldpositionen und daraus resultierende FGs.
Am interessantesten wird vermutlich das Verhalten der Colts-Defense sein. Diese hat in den Playoff-Spielen auf ihre Schwäche gegen das gegnerische Laufspiel reagiert. Die Defense schien wirklich mit viel Pep zu spielen. Die Linebackers und die Secondary sind aufgerückt und hatten Beton in der Mitte angemischt. Nun die Patriots mit ihrer Kurzpass-Orgie? Sollte für die Colts kein großes Problem sein, denn Dungys Markenzeichen für Defense ist Geschwindigkeit, sind schnelle Verteidiger. Das Aufrücken ist auch gegen Screen-Pässe ganz wirksam.
Zwei Mannschaften die sich im Laufe der Playoffs immer ähnlicher geworden sind. Für die einen ist das ein Erfolg, für die anderen eine Schwächung. Ich halte es mit Genosse Trend.
Die Colts gewinnen mit drei Punkten, als Over/Under würde ich 31 Punkte geben.
Las Vegas sieht die Patriots 3,5 Punkte vorne, Over/Under bei 47,5.
Reaktionen
Die wöchentliche (zumeist positive) Erwähnung der OFR/TW1 Übertragung hat mich neugierig gemacht. Wie empfange ich als KD-Kunde dieses Programm?
Soldier Field hat Naturrasen. Der wurde vor dem Match gegen Seattle entlanng der Mittelachse des Platzes neu ausgerollt. Dort wo mehr Betrieb ist. Die Ränder hat man gelassen. Das sorgte für einen interessante Tutone-Charakter.
2 Paarungen bei denen man sehr schwer den Sieger tippen kann. Hoffe die Spiele werden so gut, wie sie sich im Vorfeld anhören :)
Sehe es auch so, dass die Offense-Waffen der Saints sich wohl durchsetzen werden. Irgendwie sehe ich die Pats gegen die Colts vorn…vielleicht weil man mittlerweile dran gewöhnt ist, die Colts ausscheiden zu sehen.
Wie hast du selbst gesagt, Wette nie gegen die Pats in den Playoffs.
Egal wieviele Testikel dir das Gegenteil raten, es gibt Naturgesetze und da kann man nicht gegen an.
Heute wird der Tag der Pats Offense!
Die überbewertete Colts Defense wird dem Gameplan der Pats heute Nacht zum Opfer fallen.
Mein Bauch sagt mit ihrer größten Schwäche werden sie die Colts zerlegen… dem Laufspiel.
Wer das Spiel Colts- Ravens gesehen hat, der wird mitbekommen haben, dass das Laufspiel der Ravens nicht soo schlecht war wie die nackten Zahlen es erscheinen lassen.
Ich mache das am fürchterlichen Playcalling der Ravens fest.
Bei einem Rückstand von 6 bzw 9 Punkten wurde im dritten Viertel das laufspiel fast komplett eingestellt.
Der Drive der mit McNair INT an der gegnerischen Goalline endete war der Lauflastigste im ganzen Spiel und der Effektivste.
Wenn man einen Back wie Lewis hat, der eine Defense weichkochen kann, dann sollte man das auch tun, zumal man während des ganzen Spiels in Schlagdistanz war.
Ich glaube zwar, dass Manning heute besser spielen wird,er kann ja nicht immer so grottig sein, aber es wird nicht reichen.
@Kalwa
Um es genau zu nennen haben die Bears vor dem MNG gegen Packers die Mitte ausgetauscht und vor dem Seahakws Spiel die beiden Seiten.
Dort ist auch eine Rasenheizung.
Übrigens am Rande die Bears streiten sich wer das auswechseln bezahlen soll.Der “Chicago Park District” will die Kosten nicht übernehmen weil die Playoffs nicht zur Saison gehören.Coole Begründung.
@kurtspaeter: Als KD Kunde wirst Du ORF/TW1 nicht bekommen. Das ist, soweit mir bekannt, in keinem der KD Pakete drin.
Du brauchst für ORF/TW1 einen SAT Receiver der auf Astra H1 auf 19.2° Ost ausgerichtet ist.
Mehr Infos über TW1 auf deren Homepage http://www.tw1.at und der direkte Link zu den [url=http://www.tw1.at/jart/prj3/tw1/website.jart?rel=de&content-id=1139274198316&reserve-mode=active]technischen Daten[/url].
Als ich bei meinen Eltern war über Weihnachten und so war der deutsche Kommentar recht erträglich und wenn nicht konnte auf englisch O-Ton umgeschaltet werden.
Beim Spiel Colts gegen Patriots gibt es für mich zwei mögliche Varianten.
Variante 1 ist die “winning ugly”, sprich es wird ein Spiel um jedes Yard Raumgewinn und das Team mit dem besten Kicker bzw. Punter gewinnt. Erinnerungen an den ganz schlimmen Superbolw Ravens gegen Giants werden da in mir wach. Mag gar nicht dran denken sonst verlier ich jetzt schon die Lust am Football.
Variante 2 ist ein für mich gar nicht mal so abwegiger Shootout. Beide Quaterbacks, sind Normalform vorausgesetzt, in der Lage in unter 2 Minuten über das gesammte Spielfeld zu marschieren, fast schon unabhängig davon wie gut die Defense des Gegners sein mag, sie finden die Lücke. In dem Fall gewinnt die Mannschaft die es halt das eine Mal mehr schaft den Gegner zu stoppen und genug Zeit zu haben über das Feld zu marschieren und aus irgendeinem Bauchgefühl heraus wünsch ich mir, dass es die Colts sein werden. Aber wie schon geschrieben, wette niemals gegen die Patriots.
Beim Spiel Saints gegen Bears will alles in mir, dass die Saints gewinnen, aber das Spiel ist nunmal im Soldier Field und bei dem angekündigten Wetter kann ich fast nur gegen die Saints setzen, denn als Hallenteam werden sie es richtig schwer haben bei Schnee und Kälte – aber auch hier haben wir schon Überraschungen erlebt und vielleicht haben die Saints ja Plan B und schon ein paar Tage im Kalten trainiert.
Wer auch immer am Ende in den Superbowl einzieht, ich hoffe einfach auf zwei unterhaltsame Spiele und wie heißt es so schön, “möge die bessere Mannschaft” gewinnen :-)
Nee die Saints haben nur in der Halle trainiert.
Aber nur z.B. Brees war auf dem College Purdue und dort hat er genügend Spiele in Schnee/Kälte gemacht.