Freundschaftsspiel: HSV – Bayern
Wenn man dieses Freundschaftsspiel vor 57.000 Zuschauern in der AOL-Arena gesehen hat, fällt man vom Glauben ab und hofft inniglich, dass den Hamburgern noch das Training in den Knochen steckt oder große Zocker vor dem Herrn sind.
Es war gegenüber den letzten Hinrunden-Spieltagen noch einmal einen Schritt zurück, einen Schritt gen Abgrund. Dabei schmerzte noch nicht einmal der schnell herausgespielte Schlußstand von 0:2, sondern die Art mit welcher Lässigkeit Bayern in der ersten Halbzeit den HSV ausspielte, während der HSV wieder in sämtliche Hinrunden-Fehler verfiel, trotz aufgerüsteter Startformation: Demel und De Jong spielten von Anfang an, Rost im Tor.
Wie angekündigt ließ Doll mit Viererkette im Mittelfeld spielen, links Laas, rechts Jarolim und defensiv mit De Jong und Demel, als Generalprobe für den van der vaart-losen Rückrundenauftakt gegen Bielefeld.
Es ging nicht viel. Die Bayern konnten früh den HSV reindrücken. Mit acht Mann am und im dem Strafraum schaffte man trotzdem das Kunststück keinem der Bayern wirklich auf die Pelle zu rücken, so dass Bayern in aller Ruhe den Ball laufen lassen konnten. Selbst im Strafraum besassen die Bayern noch zuviel Raum. Mathijssen hatte einer seiner schwächeren Tage erwischt, rechts war Volker Schmidt gegen Salihamidzic oder Karimi völlig überfordert, Benjamin stand links meistens zu weit weg vom Mann und bei Standards gab es jene Mißverständnisse, die ich eigentlich seit Mitte November ausgeräumt glaubte. Beim 0:2 der Bayern spielen Reinhardt und Schmidt auf Abseits und rennen raus, Benjamin und Mathijssen gehen auf Manndeckung und rennen rein. Folge: Abseits aufgehoben und Reinhardts Gegenspieler (zwei Stück) stehen frei vor Rost und können über ihn hinweg köpfen.
Die Defensivprobleme begannen bereits im Mittelfeld. De Jong und Demel, die seit was-weiß-ich-wieviele-Wochen verletzt fehlten, waren Tempo, Laufwege und Physis nicht gewachsen.
Furchtbar: es ist nur die eine Hälfte der Probleme. Die anderen Hälfte nennt sich “Offensive”. In der ersten Hälfte, als die Bayern noch seriös gegenhielten, gab es ein bis zwei Torchancen. Aus dem Mittelfeld kam gar nix. Demel und De Jong hatten genügend mit den Bayern zu kämpfen. Laas fiel nicht weiter auf und Jarolim führte seine übliche Zirkuspferdnummer auf: Pirouette, Hinfallen und auf Schiedsrichterpfiff hoffen. Es ging so gut wie kein Ball nach vorne, vertikal. Ewige Querspielerei die zum einen von der guten Bayern-Abwehrarbeit zeugte und zum anderen auch das mangelnde Selbstbewusstsein zeigte.
Am meisten ging noch nach vorne, wenn sich das Streifenhörnchen und/oder Sanogo nach hinten fallenließen. Dann wurde der Ball nach vorne getrieben, aber nichts was die Bayern-Abwehr sonderlich beunruhigte.
Von den Bayern war eigentlich nur die erste Halbzeit konzentriert gespielt worden. Dabei entfachten sie noch nicht einmal maximalen Druck, weil sich die Abwehr nur selten einschalteten. Lahm (links) und Ottl (rechts) blieben meistens hinten. Nach vorne spielte Schweinsteiger hinter den Spitzen, Karimi und Salihamidzic rochierten auf den Flügeln. Van Bommel räumte im Alleingang das HSV-Mittelfeld ab.
In der zweiten Halbzeit ließen sie die Hamburger kommen. Der HSV nun mit van der Vaart und Feilhaber für Demel und De Jong, biß sich 30m vor dem Bayern-Tor die Zähne an den kompakten Münchner aus. Über die Flügel lief nix, Rechtsfüßler Benjamin kam links nicht an Ottl und später Görlitz vorbei, rechts war tote Hose. Etwas später kam auch Sorin für Laas rein, brachte aber keine größere Wirkung.
Eine Woche vor Rückrundenstart sieht der HSV weiterhin wie eine riesige Baustelle aus. Aus dem Neustart der mit der Winterpause folgen sollte, scheint nichts zu werden. Es ist logisch dass Langzeitverletzte nicht so schnell wieder nahtlos in das Spiel zurückfinden. Aber das Problem ist: was für ein Spiel? Denn von den zehn Feldspielern auf dem Platz, standen sieben bis acht gegen Ende der Rückrunde mehr oder weniger in der Startelf. Es ist also nicht so, dass sie sich zum ersten Mal gesehen hätten.
Egal welchen Zeitpunkt aus der Hinrunde man zum Maßstab nimmt: es war heute keine Verbesserung zu sehen, allen Trainingscamps, aller Strukturveränderungen und aller Rheotrik zum Trotz. Zu der Leistung der Bayern kann man heute nicht viel sagen, denn dazu war der HSV zu schwach. Der HSv spielt ab Samstag 17 Endspiele gegen den Abstieg.
Reaktionen
Oh, mal wieder ein Bericht zum HSV, gab es ja lange nicht hier..;) Ich habe nur Ausschnitte gesehen und war auch nicht sehr angetan von der Leistung des HSV, wenngleich ich es jetzt nicht zu ernst nehmen würde, dass man 0:2 verloren hat. Dafür sind Testspiele da, um die neuen und Zurückgekehrten wieder zu integrieren, damit man dann – hoffentlich!! – zum Rückrundenstart etwas weiter ist. Falls man wirklich keine Leistungssteigerung sehen sollte, wird es natürlich enger. Also abwarten auf den nächsten Samstag. Aber immerhin 57.000 – für nen Testspiel nicht schlecht…
Hallo, mein Sohn (6 Jahre) ist bei dem Spiel mit aufgelaufen und ich suche dringend eine Auzeichnung des Spiels – insbesondere des EInlaufes der Mannschaften – kann mir bitte jemand helfen ? Dank !! Stefan
@Kai: Genauso habe ich das Spiel auch gesehen. Leider (für die HSV-Fans) muss man hinzufügen…
@chelsea: Aber genau das ist ja der Punkt. Die Rheotrik, das ganze Konstrukt, weshalb man Doll gehalten hat, basiert doch auf der Annahme, dass in der Rückrunde alles anders, alles besser wird. Nächste Woche ist Rückrunde und das Spiel gegen die Bayern heute war das leichteste bis zum Sommer. Glaubst Du in Bielefeld wird es für den HSV einfacher? Ferner glaube ich nicht, dass Spieler wie Sorin und Co. überhaupt dazu in der Lage sind (vom Kopf her) Abstiegskampf zu spielen…
Warten wir es ab, vielleicht platzt ja tatsächlich nächste Woch der Knoten. Auf diesen Moment warte ich bei den Hanseaten aber jetzt schon seit August.
@Oliver
Die Problematik ist mir schon bewusst. Nun wenn Samstag ein Sieg gelingen sollte und man sich in der Rückrunde stabilisieren sollte, hat man ja alles richtig gemacht. Und wenn nicht, dann nicht. Von daher würde ich das heutige Spiel zwar im Hinterkopf behalten, aber nicht in Panik oder irgendwelchen Kurzschlussreaktionen verfallen. Samstag, 17.20 Uhr ist Standortbestimmung
Am 19ten oder 20ten Spieltag ist doll fällig und was dann?
Ich denke immer noch es wäre sinnvoll gewesen mit einem neuen Trainer in die Winterpause zu gehen.
Aber Beiersdorfer wusste wohl auch, dass er und Hoffmann dann richtig angeschlagen gewesen wären.
Aber damit haben sie ihre persönliche Haut nur vorübergehend gerettet und dem HSV einen Bärendienst erwiesen.
@Stefan: Mir fallen drei Möglichkeiten ein:
– beim HSV wird vielleicht das Spiel gegen eine Gebühr als Stream angeboten.
– vielleicht ist das Spiel beim Vermarkter auf Video/DVD erhältlich. Müsste eigentlich SportFive sein
– beim HSV selber anfragen, weil man ja nur Interesse an den Anfangsminuten hat. Vielleicht lässt sich da was unter der Hand machen.
Stefan@ Bundesligavereine haben meistens eine Website, wo sie solche Bilder zum Downloaden reinstellen. Gehe mal auf die Internetseite vom HSV, vielleicht haben die so eine Kids-Rubrik?
Gnädigerweise unterschlägst du deinen Mit-HSV-Fans das Zustandekommen des 0:1. Kann man aber eigentlich nicht machen, denn das war der Offenbarungseid des Spiels: Ganz normale Angriffssituation nach abgewehrtem Fernschuss, Bayern sucht an der Strafraumgrenze eine Lücke, Steilpass auf den gut gedeckten Schweinsteiger an der Torraumgrenze, der legt den Ball direkt 2m zurück zu Karimi – woraufhin zwei Abwehrspieler und der Torwart mit Schweini neben dem Pfosten liegen, während Karimi in aller Seelenruhe noch zwei Schritte machen und den Ball locker ins leere Tor schieben kann.
So ein Tor habe ich wirklich sehr lange zwischen zwei Bundesligamannschaften nicht mehr fallen sehen.
In der Halbzeitpause musste man dann Angst um Doll haben. Beiersdorfer wurde gefragt, ob der HSV nicht genau die Fehler gemacht habe, die man in der Winterpause abstellen wollte. Antwort: “Ja.” Wenn das nicht, nolens volens, die Vorbereitung der Trainerentlassung war, dann verstehe ich nichts von Fußball. Und sie würde inzwischen nicht mehr zu Unrecht kommen, schließlich hat der Trainer nun wirklich genug Zeit gehabt, der Mannschaft eine Struktur, ein System zu geben.
Ich werde sehr gespannt am nächsten Samstag das Auswärtsspiel in Bielefeld sehen: Ein taktisch gut eingestelltes und eingespieltes Team trifft eine verunsicherte Splittertruppe. Wenn’s schlecht läuft für den HSV, gibt’s ein Debakel. Wenn’s gut läuft (auch für die Zuschauer), dann trifft Sanogo vier Buden und es gibt einen 4-3-Auswärtssieg nach einem Chancenfestival wie in Aachen.
@Stefan: Ich würde mal direkt beim NDR anfragen, die sind meistens sehr kooperativ. Zumindest war das damals so, als ich beim MDR Praktikum gemacht habe. Gegen eine Gebühr von ~10 Euro konnte man da verschiedene Sendungen anfordern.
Mal ein Grage an die HSV-Experten:
Warum tauscht der HSV Lauth nicht gegen Thomasson?
Das Abendblatt sagt: Tomasson will nicht. Wenn man sich Beiersdorfer so im Halbzeit-Interview angesehen hat, dann sind die Gründe nicht beim HSV zu suchen.
Tomasson will nicht ausgeliehen werden wie es beim Tausch mit Lauth angedacht wäre.
Thomasson soll so ungefähr 4 Mille per anno verdienen… Dann hätten wir auch van Buyten behalten können, wenn wir das zahlen würden…
Tja, nur van Buyten wäre auch für diese Kohle nicht geblieben.
Und inzwischen muss man ihm fast zu der Entscheidung beglückwünschen.
immer wieder lustig, in alten Beiträgen im Netz zu stöbern, also das bin van Buyten würd ich nicht mehr unterstreichen, wird wohl auch gegen seinen alten verein wieder die Bank drücken.