World Football, diese Woche

World Football” ist ein halbstündiges wöchentliches Format im BBC World Service. Im Laufe der Woche auch auf der BBC World-Website via Real Player abrufbar: von der World Service-Seite aus, den “Radio Player” aufrufen und als Programm dann “World Football” anwählen.

Aktuell ist die Ausgabe vom 6.1. in der BBC-Kommentator Alan Green mit Graham Taylor eine viertelstündige Bestandsaufnahme über den aktuellen Stand der Premier League macht (Taylors Meisterschaftsfavorit ist immer noch Chelsea, auch wenn er sich inzwischen bzgl. Mourinhos Qualitäten etwas unsicher ist) und ein Blick auf anstehende Probleme für die UEFA im Lichte der Ende Januar anstehenden Wahl des UEFA-Präsidenten (Johansson vs. Platini).

Die UEFA ist derzeit bemüht bei Politikern in verschiedenen Ländern für mehr Eigenständigkeit zu kämpfen, um so immer mehr außerhalb des normalen europäischen Rechts (Stichwort: Bosman) agieren zu können. Damit soll auch eine Stärkung der Machtposition der UEFA gegenüber der europäischen Klubs einhergehen. Sozusagen der Johansson-Gegenangriff zu den Bemühungen der “G14”-Vereinigung der europäischen Spitzenklubs.

Aktuell geht es um einen Fall vor dem europäischen Gerichtshof, bei dem der belgische Klub Royal Sporting Charleroi die FIFA verklagt, Schadensersatz zu zahlen. Ihr Spieler Abdelmajid Oulmers verletzte sich bei einem Spiel der marokkanischen Nationalmannschaft. Dabei geht es nicht nur um “Lohnersatzzahlungen” sondern auch um Schadensersatz weil die Verletzung angeblich Charleroi die Teilnahme an europäischen Wettbewerben gekostet hat. Newcastle überlegt angesichts der Verletzung von Michael Owen ähnlich vorzugehen.

Das mag sich zuerst nach halbwegs gesundem Menschenverstand anhören, aber der Beitrag der BBC erwähnt die weiteren Konsequenzen: die Verbände müssen sich, um gegen solche finanziellen Forderungen gewappnet zu sein, versichern. Das mag in Europa noch gehen, wirft aber für Länder wie z.B. die Elfenbeinküste schwerwiegende Probleme auf. Die Nationalmannschaft von Uli Stielike ist gespickt mit Spielern der Spitzenklasse, doch bereits die Versicherungsprämien für einen Didier Drogba ließen sich vom Verband nicht bezahlen.

Unterstützt wird Charleroi von der G14, die gerne die FIFA z.B. die Einnahmen der WM in einen Pool einzahlen sähe. Nach Schätzungen der G14 müsste der Pool 900 Mio EUR groß werden, um alle Ansprüche abzudecken.

Angeblich soll es hinter den Kulissen Verhandlungen zwischen der G14, der FIFA/UEFA und einer britischen Versicherungsgesellschaft geben.

Im Hinblick auf die Wahlen für den UEFA-Vorsitzenden, positioniert sich Gegenkandidat Michel Platini als Interessenvertreter der Kleinen. Der bekannteste Punkt in seinem Wahlprogramm, ist eine Veränderung der Champions League, in dem den großen Ligen Teilnehmerplätze weggenommen werden und den kleinen Ligen wieder automatische Startplätze statt Qualifikationsrunden gegeben werden. Ein Verband soll nicht mehr als drei Mannschaften in die Champions League entsenden. Ich kann mich erinnern, das Platini sogar mal nur die Meister antreten lassen wollte. Sollte es wirklich nur um den vierten Startplatz von Spanien, Italien und England gehen, wäre Platinis wichtigster Punkt in seinem “Reformprogramm” gerademal das Tauschen von drei Champions League-Startplätzen?!

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Im Konflikt G14 – FIFA fällt es mir schwer, für oder gegen eine Partei zu sein.

    Einerseits verstehe ich das Argument der FIFA, dass kleine Verbände nie und nimmer die Versicherungsprämien für die Topspieler bezahlen könnten und dass mit dem Gewinn, den die FIFA alle vier Jahre bei der WM erzielt, in den drei “mageren” Jahren auch weiterhin Entwicklungsprogramme bezahlt werden, die eben nicht nur primär auf finanziellen Gewinn ausgerichtet sind, die ein Club niemals selbst aufbringen wollte.

    Andererseits aber versickert mir viel zu viel Geld bei der FIFA und korrupten Kleinstverbänden aus afrikanischen und osteuropäischen Staaten, deren alles andere als demokratisch gewählte Führer sich die Fußballnationalmannschaft als Spiel- und PR-Werkzeug halten.

    Besonders in Afrika tritt dieses Problem doch eklatant zu Tage.

    Was bitte hat z.B. der ivorische Fußballverband für den Erfolg eines Didier Drogbas getan, dass er ihn nun Länderspiel um Länderspiel kostenlos anfordern darf, wegen ihm lukrative Sponsordeals mit Puma u.a. abschließen kann und imagemäßig in der Welt enorm gewonnen?

    Der Junge spielte seine gesamte Jugend in Frankreich, genoss also seine Ausbildung auch dort – sprich das Argument des “etwas zurückgeben” greift hier nicht.

    Das, und dann die Geschichten, die eher die Regel als die Ausnahmen sind – null Investitionen in die Infrastruktur des afrikanischen Fußballs, alles geht direkt in die Taschen der Funktionäre und anderer im Dunstkreis des Verbands.
    Söhne von Diktatoren sitzen auf dem Präsidentenstuhl und fliegen per Privatjet der Nationalelf hinterher, während die Vereinsmannschaften in der Heimat weiter auf Aschenplätzen spielen dürfen, die statt Toren zwei Holzstangen haben – wenn überhaupt.

  3. In dem Zusammenhang “was hat ein Verband für den Spieler getan” gibt es noch ein weiteres Problem. Solange “Waffengleichheit” herrscht und ein Spieler sich weigern kann, bei der Nationalmannschaft anzutreten, ist es okay.

    Nun ist es aber z.B. bei der französischen Nationamannschaft so gewesen, dass Domenech Makelele gezwungen hat in der Nationalmannschaft weiterzuspielen, sonst hätter er ihn via UEFA/FIFA für Spiele Chelseas sperren lassen. Spieler können also gegen ihren Willen zum Spielen in der Nationalmannschaft gezwungen werden (ich bezweifle dass es z.B. vor dem Europ. Gerichtshof Bestand hätte).

    Doch auch hier hat alles seine zwei Seiten: ohne diese Klausel könnten wiederum Klubs Druck auf ihre Spieler ausüben, aus Nationalmannschaften auszutreten um z.B. besser dotierte Verträge zu bekommen.

    Die Fälle verdeutlichen, dass das Verhältnis zwischen Verbänden und Klubs völlig aus den Fugen geraten ist und nur noch auf Druck und Gegendruck reagiert wird. Vermutlich auch Konsequenzen aus dem immer größeren finanziellen Druck den europäische Spitzenvereine eingehen müssen um im “Rüstungswettlauf” mit Spielerverpflichtungen mithalten zu können.

    Der Ansatz muss daher sein, die Klubs aus diesem “Rüstungswettlauf” rauszunehmen.

    Karl-Heinz Rummenigge hat z.B. mal ein “Salary Cap”/Gehaltsobergrenzen ins Spiel gebracht. Anders als z.B. in der NFL, wo für alle Klubs ein identisches Salary Cap herrscht, will er die Gehaltsobergrenze von den jeweiligen Klubeinkommen abhängig machen (was wiederum bedeutet, dass sich die Klubs auch in die Buchhaltung gucken lassen müssten)

  4. Die Engländer haben doch immer Ihre eigenen Methoden