College Game Day: Preview des Cotton Bowl, Gator Bowl und Fiesta Bowl

Großkampftag im Fernsehen mit drei Bowl-Übertragungen auf NASN.

17h30 Cotton Bowl: Auburn Tigers (#10) – Nebraska Cornhuskers (#22), live
21h30 Gator Bowl: West Virginia Mountaineers (#13) – Georgia Tech Yellow Jackets, Aufzeichnung von 18h
2h00 Fiesta Bowl: Boise State Broncos (#9) – Oklahoma Sooners (#7), live

Der Cotton Bowl wird auch im Internet gestreamt. Der genaue Ort und das Streamingformat sind mir nicht bekannt, ich gehe aber davon aus, das auf foxsports.com ab 17h30 was stehen wird.

Zwei der heute stattfindenden Bowls sind die Bowls aus der obersten Kategorie: der Rose Bowl und der Fiesta Bowl, wobei der heute alles überschattende Rose Bowl vor über hundertausend Zuschauern im gleichnamigen Stadion in Passadena hierzulande nicht übertragen wird (ESPN bietet ein Livestreaming für happige 15 US$!). Morgen und übermorgen folgen die beiden anderen BCS-Bowl: der Orange Bowl und der Sugar Bowl.

Die drei Bowls bieten heute einige Abwechslung. Im Cotton Bowl treten zwei ruhmreiche Colleges in einem ruhmreichen Bowl an. Später gibt es im Gator Bowl das Duell zwischen Laufspiel und Laufdefense. In der Nacht gibt es dann im Fiesta Bowl die klassische David gegen Goliath-Konstellation, wenn Boise State aus einer kleinen Conference, gegen den Meister der Big 12, die Oklahoma Sooners spielt.

Wo lang, College Football?

Jeder schwärmt von der March Madness. College Basketball hat sein ultimatives Playoff-Format und Änderungen gibt es nur noch in geringen Dosierungen.

Anders beim College Football, dessen “Playoffs” sich aus einer Setzliste, Vereinbarungen der Conferences und daraus resultierenden Endspielen zusammensetzen. Es geht dabei natürlich ums liebe Geld. Auf der einen Seite die Bowl-Veranstalter und Conferences, die mit dem Status Quo recht gut leben können, da sie so am meisten vom Kuchen abbekommen. Auf der anderen Seite die Fernsehanstalten und die Fans, die mit veritablen Playoffs mehr Geld verdienen könnten oder einfach den eindeutigeren sportlichen Vergleichen wünschen, statt eweigen heckmeck über die computergenerierte Ranglistze zu treiben.

Der Bewegungsraum ist marginal. Vor einigen Jahren wurde eine computergenerierte Setzliste eingeführt und vier Bowls schloßen sich zur Bowl Championship Series zusammen. Man einigte sich darauf, dass die #1 und #2 der Setzliste immer alternierend in einem der vier Bowls die inoffizielle College-Meisterschaft ausspielen würden.

Diese Saison kommt es zu einer weiteren marginalen Veränderung, denn dieses Finale hat inzwischen den offiziellen Meisterschaftsstatus bekommen und wird nun zusätzlich zu den vier Bowls ausgetragen, aktuell am 8ten Januar, 5 Tage nach dem letzten BCS-Bowl-Spiel. Die Nummer #1 und #2 werden allerdings immer noch anhand der Setzliste von Anfang Dezember bestimmt.

Die NY Times hat sich in den Machtzentren des College Footballs umgehört, wie man dort über den aktuellen Status des College Footballs denkt.

Die nächste Entwicklung wird das “Plus One” sein. Dabei werden die beiden Finalisten nicht mehr Anfang Dezember nach Ende der regular season bestimmt, sondern erst Anfang Januar, nach Ende aller Bowls. In diesem Jahr wüsste man also erst am 4ten Januar wer am 8ten Januar spielen würde. Es wird damit gerechnet, dass über das “Plus One”-Modell im Laufe der nächsten zwei Jahre diskutiert wird und nach Ende des TV-Vertrages mit FOX 2010 zum Einsatz kommen könnte. Aber ausgerechnet die beiden “Gründerväter” der BCS, die PAC-10 und Big Ten sind die größten Opponenten des “Plus One”. Sie befürchten dass die Postseason zu sehr in den Vordergrund treten könnte und die alten Conference-Strukturen zerstören könnten. Angeblich sollen alle Mitglieder der Big Ten gegen “Plus One” sein und sogar lieber zum reinen Bowl-System früherer Tage zurückkehren wollen.

Zudem gibt es Gegenstimmen von den Hochschuladministrationen selber, denen bei all dem Boohay die akademischen Leistungen zu sehr in den Hintergrund gestellt zu werden drohen und die sich gegen die Kommerzialisierung stemmen.

Ebenfalls problematisch gestaltet sich die Geschichte mit dem Fernsehen. Drei der vier Bowls sind an dem Vertrag mit FOX gebunden, aber just der Rose Bowl hat seinen Vertrag mit ABC bis 2014 verlängert. Und jener Rose Bowl ist eng mit der PAC-10 und Big Ten verbandelt (es war früher das Spiel zwischen den Meistern beider Conferences), die eh schon gegen “Plus One” opponieren.

Auf der anderen Seite steht die pure Macht der Geldscheine. Bereits mit den kleinen Änderungen am Bowl-System haben die Colleges viel mehr Geld aus Sponsorship und TV-Verträge herausschlagen können. Alleine ein “Plus One”-Spiel könnte 40 Mio US$ zusätzlich in die Kasse spülen. Aber das alles wäre nichts gegen ein reinrassiges Playoff-System, dass Mehreinnahmen im Milliardenbereich bringen können soll.

Cotton Bowl: Auburn Tigers (#10) – Nebraska Cornhuskers (#22)

Eine durchaus speichelerzeugende Übertragung (ab 17h30, NASN). Der Cotton Bowl sowie die Auburn Tigers (Zweiter in der SEC West) und Nebraska Cornhuskers (Sieger der Big 12 North) sind klassische College-Football-Kultur.

Der Coach der Huskers ist kein Unbekannter: Bill Callahan coachte einst die Raiders. Und er hat nach Nebraska eine sehr viel NFL-ähnlichere Offense mitgebracht. Waren die Cornhuskers früher klassischer Old-School mit vielen Laufspiel und Options-Play, arbeiten sie nun mit ausgewogener Offense und vielen kurzen Pässen. Die Umsetzung hat etwas länger gedauert. Callahans erste Saison endete mit negativer Bilanz und wütenden Fans.

Beide Mannschaften passen wie “Faust auf Auge”: Nebraska arbeitet mit druckvoller Defense, während bei den Auburn Tigers die Offense sich nur so übers Feld schummelt und das Paradestück die Defense ist. Die Tigers haben diese Saison nie mehr als 17 Punkte zugelassen und waren bis in der vorletzten Woche der regular season sogar noch Kandidat für die BCS Championship, obwohl einige Kritiker den leichten Schedule der Tigers bemängelten.

Die Cornhuskers-Offense wird mit dem Senior QB Zac Taylor an den Start gehen. Eher ein Pocketpasser der lange Pässe vermeidet. Sein letztes Spiel war die mißratene Big 12-Championship-Niederlage gegen Oklahoma.

Die Cornhuskers hatten letztes Jahr kein gutes Laufspiel, dieses Jahr lief es dezent besser, aber viele RBs plagen kleinere Verletzung bis hin zu einer gebrochenen Hand bei RB Brandon Jackson.

Bei den Auburn Tigers-Offense, falls man von einer solchen sprechen kann, schaut alles auf RB #23 Kenny Irons, der vor der Saison als Heisman-Trophy-Kandidat galt, aber während der Saison an diversen Zipperlein litt. Harter Arbeiter, liebt große Spiele und braucht ein großes Spiel um sich gut den NFL-Scouts zu präsentieren, trotz eines schlechten Jahres.

Auch wenn die schwache Secondary von Nebraska Lockrufe ertönen lässt, Auburn wird auf jeden Fall das Laufspiel bevorzugen, denn das Paßspiel war diese Saison eh schwach und QB Brandon Cox wirkte in den letzten zwei Spielen verunsichert.

Auburns Defense ist durch die Suspendierung von zwei LBs geschwächt. Die Defense agiert eher aus Tempo den Physis heraus. Und das Tempo werden sie auch brauchen, den Cornhuskers-QB Taylor lässt sich mit dem Werfen nicht viel Zeit.

Hauchdünne Favoritenstellung für Auburn.

Gator Bowl: West Virginia Mountaineers (#13) – Georgia Tech Yellow Jackets

Der Dritte der Big East aus West Virginia gegen den besten der Coastal Division aus der ACC, die Yellow Jackets.

Die Aufgaben sind klar verteilt: West Virginia tritt nur mit einem nennenswerten Laufspiel an und Georgia Tech nur mit einer nennenswerten Lauf-Defense. Das Passspiel ist bei beiden Mannschaften ungefähr so ausgeprägt wie Teamgeist bei Terrell Owens.

Wenn Passspiel, dann alle Augen auf die groß gewachsene und sprungewaltige Gelbjacke WR Calvin Johnson, der als einer der besten seines Jahrganges gilt und auch als First-Round-Pick gehandelt wird. Er könnte von einem Wechsel auf der QB-Position profitieren, wo nun QB Taylor Bennett steht (wenn ich es richtig verstanden habe, wurde QB Ball wg. mangelnder akademischer Leistungen gesperrt). Bennett hat nicht die Mobilität wie QB Ball, aber den besseren Wurfarm. Johnson gilt als einzige Möglihckeit der Yellow Jacktes, diese Partie zu gewinnen. Headcoach bei den Yellow Jackets ist übrigens Chan Gailey, der in der NFL und besonders in Pittsburgh nicht unbekannt sein sollte. Gailey ist bei Georgia Tech angeschlagen, nachdem er durch einige bizarre Calls einen pfannenfertigen Sieg gegen Wake Forest weggeschmissen hat.

Die Offense bei West Virginia ist “Laufen, Laufen, Laufen” und das in Form von RB Steve Slaton (wg. Prellung angeschlagen) und QB Pat White. Das größte Problem könnte die Pass Defense sein. Die Secondary könnte gegen den physischen Johnson kein Land sehen.

Die Mountaineers sind berüchtigt dafür, in Bowls zu verlieren. Bei 12 Bowl-Auftritten unterlagen sie 11 mal. Aber bei den Buchmachern gilt West Virginia als haushoher Favorit.

Fiesta Bowl: Boise State Broncos (#9) – Oklahoma Sooners (#7)

Der Meister der Big 12 aus Oklahoma (11-2) trifft auf den Besten der WAC. Die Boise State Broncos (12-0) und die WAC gehören zu den weniger beachteten Conferences im US-Sport. Boise State wurde nun für jahrelange solide Arbeit belohnt. Die BCS geht damit ein gewisses Risiko ein, vergleichbar mit der Entscheidung der NCAA im letzten März so viele Teilnehmer aus den “Mid Major”-Conferences zur March Madness einzuladen. Im Basketball haben es die kleinen Schulen zurückgezahlt und sehenswerte Spiele gemacht. Nun ist es an Boise State im College Football die Ehre der Mid-Majors zu retten (George Mason, die Überraschung der March Madness schaltete prompt eine ganzseitige Anzeige in einem Lokalblättchen in Idaho um den Broncos Glück zu wünschen). Umgekehrt riskiert Boise State bei einer klaren Niederlage, den Ruf aller kleinen Conferences außerhalb der “Großen Sechs” auf Jahre zu verbrennen.

Es sind nur wenige Schwächen bei den Boise State des Headcoach-Frischlings Chris Petersen festzustellen. Eine aggressive, ausgewogene Offense mit der zweitgrößten Punkteausbeute in den USA, eine exzellente Offense Line, einer der besten RBs des Landes mit einem Schnitt von 147yds pro Spiel (RB Ian Johnson mit 24 TDs), gepaart mit einer guten Defense die mit agilen LBs sehr gut gegen den Lauf agiert.

Die Oklahoma Sooners sind einer der ganz großen Namen im College Football und haben eine schwere Saison hinter sich. Abgang des QB Rhett Bomar in die NFL, prestigeträchtige Niederlagen in der Saison, Verlust eines der besten RBs des Landes Adrian Peterson durch Verletzung. So gilt das diesjährige Abschneiden als Meisterwerk von Headcoach Bob Stoops, mehr noch als der Titelgewinn 2000.

Oben erwähnter Adrian Peterson soll nun für das Spiel zurückkehren und wird die Gelegenheit nutzen wollen, um nochmal Eindruck bei der NFL vor der Draft zu schinden. Gilt als sicherer First-Round-Pick. Ihm steht eine Offense Line zur Seite, die im Laufe der Saison immer besser zueinander gefunden hat und inzwischen exzellent für das Laufspiel blockt.

Es spricht also einiges dafür, dass diese Partie von beiden Mannschaften lauflastig geführt wird. Oklahoma gilt als klarer Favorit.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Danke für den Hinweis auf die Internet-Übertragung. Habe eben auf foxsports.com einen interessanten Cotton Bowl gesehen und keinen Cent dazubezahlt.

  3. Die Gator Bowl ist ein echter Hammer.

  4. Was ein Start für Boise !!!

  5. Es gibt fast jeden Bowl als Stream im Internet

  6. was war das nur für ein geiles spiel !!!! der absolute wahnsinn …