eSports = Sport?
Diesen Sommer sagte während der British Open (Golf) ein vierzehnjähriger Junge in die Mikros von BBC Five Live:
Alles wo man gleichzeitig spielen und rauchen kann, ist kein Sport.
Golf eingeschlossen.
Was ist Sport? Die Frage ist nicht neu. In den 90er-Jahren mutierten Skateboard, Snowboard und andere “Fun-Sportarten” zu “ernsten” Sportarten mit Weltverbänden und teilweise olympischer Beteiligung.
Die frisch erschienene Weihnachtsausgabe des englischen Videospielmagazins “EDGE” (DIE Referenz unter den Videospielmagazinen) geht in einem etwas längeren Artikel auf die World Cyber Games ein, die Ende Oktober in Mailand ausgetragen wurden. Vieles was ich im folgenden schreiben werde, ist als Info aus dem Artikel gezogen, ohne den Artikel abzuschreiben oder zu übersetzen. Es gibt eine deutsche Lizenzausgabe des EDGE-Magazins, von der ich aber aufgrund der laienhaften Übersetzung durch den Computec-Verlag abraten muss. Die Original-Ausgabe ist zumindest in Hamburg so gut wie gar nicht zu bekommen. Ich empfehle die Direktbestellung beim Verlag, die preislich sogar etwas günstiger kommt, als die horrenden Importpreise vom Pressegrosso IP/DPV.
Money makes the worl goes round
eSports ist eine Sache die im Allgemeinen als “im Kommen” empfunden wird. Über die letzten Jahre hinweg, wurde vermehrt in eSports investiert. MTV hat sich vor 2-3 Jahren “Game One”, einen französischen Spartensender für Videospiele gekauft und aktuell in eine Art Gamer-Chat namens “XFire” investiert. Seit einigen Monaten läuft auf MTV Deutschland “Game One”, eine halbstündige Spiele-Sendung mit den alten GIGA-Haudegen Simon Krätschmer und Daniel Budiman (siehe auch deren Blog “Budimon“). GIGA wiederum, wurde um den Jahreswechsel herum, von NBC an “Turtle Entertainment” verkauft. Turtle Entertainment unterhält mit der ESL – Electronic Sports League, die größte eSports-Liga in Europa. Intel sponsort mit großen Beträgen zahlreiche Ligen und Events.
Es war einmal…
Gab es 2002 noch zwei Weltverbände, gibt es nun ein knappes Dutzend von Verbänden die in aller Welt Serien veranstalten. Ende der Neunziger Jahre ging es mit Red Annihilation und Quake los, eSports erlebte gleichzeitig mit der Blüte der New Economy seine erste Hochphase. Aber als die NE-Blase ab 2001 zu platzen begann, zogen sich auch die ganzen Sponsoren zurück, die just aus diesem Bereich kamen, eSports erlebte seine erste “Rezession”.
eSports erholte sich langsam, EDGE führt das u.a. auf die Popularität von Counter-Strike zurück, Sponsoren kehrten zurück. Der eSports macht mit dem langsamen Aufschwung seit 2001 eine neue Phase durch: er professionalisiert sich. Die einstigen Gaming Clans sind inzwischen Mannschaften geworden, die teilweise sechstellige Sponsorenverträge mit Markenartikler abgeschlossen haben. Spieler werden von den Teams unter Vertrag genommen. Als bestbezahltester Spieler gilt aktuell der Starcraft-Spezialist Park Jung Suk. Im Alter von 22 Jahre bekommt er derzeit ein Jahressalär von 230.000 US$.
eSportler sein, ist schwer
Die Spitzenspieler sind durchaus ähnlichen Problemen wie professionellen Sportler ausgesetzt. Trainiert wird ähnlich hart. In den Wochen vor großen Turnieren 4-6 Stunden täglich. Die Profis klagen ähnlich wie Fußballer und Co. über zuviele Termine. In der Woche der World Cyber Games Ende Oktober, reiste das Team der NiP (Ninjas in Pyjamas) nach dem Gewinn der Silbermedaille in Counter-Strike aus Mailand ab, um in Schweden ein Spiel in der NPL-One-Liga zu bestreiten und am nächsten Tag nach Hamburg zu den ESL-Masters zu fliegen.
Kein Wunder das viele Spieler nach 5-6 Jahren ausgebrannt sind und sich zurückziehen. Erschwerend kommt hinzu, dass es nur einen kleinen Nukleus an “stabilen” Spielen gibt: Counter-Strike, WarCraft, StarCraft. Alle anderen Spiele wechseln häufig und Spieler müssen sich im Lauf der Jahre immer wieder an neue Spiele adaptieren. Jemand wie Fatal1ty ist Profispieler und 11facher Weltmeister in diversen FPS-Spielen und trotzdem konnte er in diesem Jahr nicht eine einzige Top-3-Platzierung erreichen.
Noch eine Parallele zum Sport: die sieben besten Teams haben sich, ähnlich wie man es vom Fußball und derzeit Handball kennt, zu den “G7” zusammengeschlossen, um eine stärkere Lobby der Spieler und Teams gegenüber den Veranstaltern zu haben.
Durchbruch?
Lt. EDGE zeichnet sich als zukünftige Entwicklung für eSports zum einen eine verstärkte Hinwendung zu Spielekonsolen ab, die nun immer nahtloser und besser ans heimische Breitband angeschlossen werden können, und zum anderen der Einstieg der Massenmedien. Das manifestiert sich am Beispiel der Major League Gaming, einer eSports-Liga ausschließlich für Videokonsolen. Diese wurde in diesem Jahr mit 10 Mio US$ Venture Capital angefüttert und nahm mit Hilfe eines gut dotierten Vertrages das beste US-Team exklusiv unter Vertrag. Gleichzeitig gelang es mit USA Network (eines der kleinen Networks, im Vergleich zu CBS, FOX etc.. zweite Liga) einen Fernsehdeal abzuschließen. Im November und Dezember wurden/werden zahlreiche Events übertragen. Gerüchteweise soll auch eines der großen Networks kurz davor stehen, einen Deal mit einer eSports-Liga abzuschließen.
Dem eSports stellt sich aber derzeit trotzdem die Frage, wie “krisensicher” er derzeit ist. So viel wie Intel derzeit spendiert, dürfte ein Rückzug von Intel katastrophale Folgen für die gesamte Sparte haben. Immerhin fangen nun auch branchenfremde Firmen wie Pizza Hut und Red Bull an, eSports zu unterstützen.
Immer wieder lassen es die Veranstalter an Professionalität fehlen. 2003 und 2004 gab es jeweils einen Mainevent (einmal in Toulouse und einmal in Las Vegas) bei dem die versprochenen Preisgelder (30.000 EUR und 500.000 US$) nicht ausgezahlt wurden und die Spieler auf Reise-, Verpflegungs- und Unterkunftskosten sitzen blieben.
Der eSports agiert auch nicht in einem luftleeren Raum, sondern im Wettkampf mit anderen … Sport(?)arten. In den letzten Jahren wurde eSports vom Online-Poker überholt und aktuell haben MMORPGs (Massen-Online-Rollenspiele) mehr Momentum und so etwas wie “Second Life” (Virtuelle Welt) mehr Awareness bei den Entscheidern.
Sport sein
In Südkorea und China ist es den eSportlern gelungen, staatlich als Sportler anerkannt zu werden. In Großbritannien droht eine entsprechende Initiative zu scheitern. EDGE kann es sich nicht vorstellen, dass der Staat einerseits im Zuge der olympischen Spiele 2012 in London, den Jugendsport fördert, Kampagnen gegen Übergewicht fährt und Fast-Food-Werbung teilweise verbietet, aber gleichzeitig Konsolenspiele im heimischen Wohnzimmer zum offiziellen Sport deklariert.
Was ist Sport? Man braucht nicht das Beispiel eSports zu nehmen, um an Grenzbereiche der Definition von Sport zu kommen. Schach, Poker, Kraftsport, Timber Games, Bogenschießen, Dressurreiten, Motorsport, alles Disziplinen, die sich nur schwer mit einer einzigen Definition erschlagen lassen. Lt. Wikipedia definiert der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Sport über motorische Aktivitäten.
Die Ausübung der Sportart muss eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität eines jeden zum Ziel haben, der sie betreibt […] Die Ausübung der eigenmotorischen Aktivitäten muss Selbstzweck der Betätigung sein.
Leider sagt der DOSB nichts darüber, mit welchem rhetoischen Kniff er z.B. den Deutschen Schachbund aufgenommen hat. Angeblich soll nur der Bestandsschutz es derzeit verhindern, dass der Schachbund rausgeschmissen wird. Das Maß an motorischen Aktivitäten dürfte jedenfalls bei eGames höher als beim Schach sein.
Prof. Dr. Claus Tiedemann von der Universität Hamburg versucht es mit einer eher soziologisch geprägten Definition, die den Sportbegriff wieder an Bewegung nagelt und Schach ausgrenzt, aber eSports beinhalten könnte.
Sport ist ein kulturelles Tätigkeitsfeld, in dem Menschen sich freiwillig in eine wirkliche oder auch nur vorgestellte Beziehung zu anderen Menschen begeben mit der bewußten Absicht, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten insbesondere im Gebiet der Bewegungskunst zu entwickeln und sich mit diesen anderen Menschen nach selbstgesetzten oder übernommenen Regeln zu vergleichen, ohne sie oder sich selbst schädigen zu wollen […]
Ein in Diskussionen mit mir häufig strittiges Gebiet ist beispielsweise auch die Frage, ob die (olympische) Sportart Schießen nach meiner Definition zum Sport zu zählen ist oder nicht […] Für mich ist es aber eine besondere Kunst, die leibliche Bewegung so zu gestalten, daß dabei eine erfolgversprechende Situation herbeigeführt wird, die ich im Sinne der vorher verabredeten Regeln nutzen kann. Auf das von außen sichtbare Ausmaß der gekonnten Bewegung kommt es hier (beim Schießen) und grundsätzlich nicht an […]
Das “Sportwissenschaftliche Lexikon” von P. Höthig (Hrsg., 1992) hat hingegen lt. Wikipedia eine recht dehnbaren Definition:
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich Sport zu einem umgangssprachlichen, weltweit gebrauchten Begriff entwickelt. Eine präzise oder gar eindeutige begriffliche Abgrenzung lässt sich deshalb nicht vornehmen. Was im allgemeinen unter Sport verstanden wird, ist weniger eine Frage wissenschaftlicher Dimensionsanalysen, sondern wird weit mehr vom alltagstheoretischen Gebrauch sowie von den historisch gewachsenen und tradierten Einbindungen in soziale, ökonomische, politische und rechtliche Gegebenheiten bestimmt. Darüber hinaus verändert, erweitert und differenziert das faktische Geschehen des Sporttreibens selbst das Begriffverständnis von Sport.
Ich halte diese Defintion noch am brauchbarsten. Sie bedeutet aber letztendlich auch, dass die Frage was “Sport” ist und was nicht, eher eine Frage der öffentlichen Wahrnehmung und damit letztendlich von TV-Verträgen ist. So wie die “X Games” und damit “Extreme Sports” viel ihrer Popularität ESPN zu verdanken haben, die Mitte der Neunziger auf der Suche nach jungem Publikum waren.
Reaktionen
Sport ist alles was unter gleichen Bedingungen als Wettkampf ausführbar ist.
In meinen Augen die einzige Definition die brauchbar ist.
Da hat der Junge recht.
Sport = “gewisse” körperliche Aktivität/Anstrengung
(die z.B. über Poker oder Computer hinausgeht)
Das kann man Wettstreit nennen z.B. gibt es einen Minnesänger-Wettstreit.
Es gibt keine Definition, die nicht mit irgendeiner Sportform widerlegt werden kann. Jogging? Frühsport? Yoga? Brennball? Beschleunigungsrennen mit einem Golf-Proll an der Ampel während der rush-hour? Und wenn
das dsfbäh morgen Murmeln neu entdeckt und vermarktet? Battle-Rap?Was den E-Sport betrifft: Dessen Relevanz und Organisation ist trotz der Masse an Gamern noch unterirdisch. Das ist zwar bei einigen Fun-Sportarten auch noch so, mit dem Unterschied, dass die kaum über sechs- bis siebenstellige Mitgliedszahlen verfügen dürften. Bezeichnend, dass die Community nach dem jüngsten Amoklauf nicht mit einer starken Stimme, sondern mit vielen mehr oder weniger guten Experten auftrat. Was aber sicherlich auch an den Medien lag, die sich Leute zu ihren Meinungen gesucht haben, statt anderherum.
Sport ist wenn man hinterher duschen muß.
Was die öffentlichen Reaktionen nach Emsdetten angeht: verglichen mit Erfurt, waren zumindest anfangs die Stimmen relativ ausgewogen. Erst die zweite Welle, die Forderung nach “Verboten von Killerspielen” durch Politiker, wird einseitig und widerstandlos von den Medien gefressen.
Ich denke es ist wieder ein klassischer “Generationskonflikt”. Die Generation vor mir, hat so etwas mit Comics erlebt. Deren Eltern mit Rock’n’Roll, ich mit Zeichentrickfilmen und Vorabendserien (kann sich jemand noch an den Wirbel rund um “Ein Colt für alle Fälle” erinnern?).
In 5-10 Jahren werden Videospiele eine andere Akzeptanz haben und Sachen wie nun die Wii, werden andere Bevölkerungskreise erschließen.
Was die fehlende Organisation angeht: ist auch eine Frage der Medien. Die hiesigen Spielemagazin sind entweder journalistischer Müll oder verkaufsschwach oder desinteressiert an Metadiskussionen. Ein Grund weswegen ich mir inzwischen ein EDGE-Abo gegönnt habe und viele Infos aus Blogs ziehe.
eDumm ist das Letzte.
(und das sage ich als durchaus passionierter Computerspieler)
Andis Definition finde ich ziemlich treffend.
Aber netter Spruch von dem 14 Jährigen, werd ich mir mal merken :)
Gruß Klaus
Wettkampf != Sport!
:-)
als ehemaliger Teilnehmer von ESL-Matches und früherer langjähriger Clanzocker kann ich durchaus nachvollziehen, dass es Aspekte am eSports gibt, die mit “klassischen” Sportarten vergleichbar sind. Strategie, Taktik, Konzentrationsfähigkeit, Disziplin, Feinmotorik, all das sind Aspekte, die in jeder Sportart eine entscheidende Rolle einnehmen.
Und wer wie ich in seinen jungen Jahren viele Clanwars und Ligamatches absolviert hat, weiss, wie gerädert man nach 2 Stunden CS sein kann. ^^
Trotzdem fehlt dem eSport halt der Bewegungsaspekt “klassischer” Sportarten, mehr als Feinmotorik gibts da nicht. Gegenargument hier: Springreiten, Tontaubenschiessen gelten auch als Sport, sogar olympisch. Der Bewegungsaspekt ist also nicht das einzige Kriterium.
Andererseits ist da das immer professioneller werdende Umfeld des eSports. Wie in “klassichen” Sportarten gibt es Ligen, Turniere, ein Wettkampfsystem mit verbindlichen Regeln, Profiteams, Sponsoren, Fernsehverträge, usw…
Eben all das, was im Umfeld “klassischer” Sportarten auch vorhanden ist.
Ich persönlich würde daher eSports durchaus als Sport bezeichnen, und zwar aufgrund der großen Anzahl übereinstimmender Merkmale.
@Dogfood in Bezug auf die Organisation:
Ich war mit dabei, als 2004 ( oder war es 2003 ? ) der Versuch gestartet wurde, mit dem despv einen einheitlichen deutschen eSport-Verband aus der Taufe zu heben. Es war ein Desaster.
Es gibt zwar mittlerweile den ESB ( http://www.e-sb.de/ ), aber so weit ich das beurteilen kann, ist auch dessen Erfolg eher bescheiden. Im Januar 2006, nach einem Jahr, hatte der ESB gerade einmal 10.000 Mitglieder.
Der Organisationsgrad der Masse der Gamer ist gering, und selbst die, die in irgendwelchen Ligen aktiv sind, bezeichnen sich selbst eher als Funsportler. Es fehlt weiterhin ein anerkannter europäischer bzw. weltweiter Dachverband, und auch ein harmonisiertes Regelsystem.
Im Prinzip kocht jede Liga ihr eigenes Süppchen.
Nach meiner Erfahrung steht die Masse der Gamer einer stärkeren Strukturierung / Organisation eher ablehnend gegenüber. Solche Ideen gelten als “Vereinsmeierei”, und “spiessig”, also Dinge, mit denen die Kids nichts zu tun haben wollen.
Zudem ist die Bereitschaft, eventuell einen monatlichen Beitrag zu zahlen ( wie in klassischen Sportverbänden/Organisationen ) unter Gamern gleich Null. Die Mentalität ist halt eine völlig andere.
Mein Fazit: in der Theorie gibt es in Deutschland mehr Gamer als Fussballer. Der Unterschied:
Die Fussballer sind gut organisiert und ausserdem Teil eines europa- und weltweit einheitlich operierenden Verbandes
Und solange es nicht gelingt, die Masse der Gamer in eine entsprechende Organisation einzubinden, wird auch der eSport eine Randsportart ( unter “Funsport” einzuordnen ) bleiben, wenn auch eine vielfältige.
Dazu kommt, dass der Mass Media Appeal so gut wie nicht existent ist. Wer selbst kein Gamer ist oder war, nimmt eSport bestenfalls als Hobby, bzw. Zeitvertreib von Jugendlichen wahr, so wie Brettspiele. Etwas, das man tut, wenn man jung ist, und aus dem man herauswächst, wenn man “erwachsen” wird. So wie Skateboard-Fahren.
Schlimmstenfalls, und das vor allem dank der Medien, sind alle Gamer potentielle Massenmörder ohne richtige Freunde und jegliches Emphatievermögen.
Keiner dieser Leute wird sich jemals ein eSport-Match der deutschen Nationalmannschaft im Fernsehen anschauen wollen.
Die Masse der heutigen Erwachsenen weiss doch noch nicht mal, was ihre Kinder da genau treiben.
Gamern fehlt ganz einfach gesellschaftliche Akzeptanz.
Und das wird so bleiben, bis die Kids, die jetzt den Kern der eSportler bilden, erwachsen geworden sind, selber Kinder haben, und in die Schlüsselpositionen und Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Politik vorgedrungen sind.
eSport ist ein relativ junges Phänomen. Wir stehen erst am Anfang der Entwicklung.
Nur mal zum Vergleich: Skat wurde um 1820 erfunden. Eine Anerkennung als Sport durch den Deutschen Sport Bund fand erst vor kurzer Zeit statt. ;)
@B.Schuss: ich glaub das wir, mit unserer generation, diesen Umschwung einleiten werden. die teuren hochpreis-konsolen sprechen bereits eher die 25-40jährigen an und die wii hat nochmal einen anderen massenappeal.
mir ist aber etwas anderes eingefallen, warum, zumindest aus TV-sicht, eSports kein richtiger sport ist, warum eSports schwer zu zeigen ist:
sport lebt davon, dass er mit emotionen aufgeladen wird, das immer wieder der athlet in den mittelpunkt rückt.
es gibt während der übertragungen auch keine direkte möglichkeit den spieler zu zeigen. die aktionen werden in form von emotionslosen sprites ausgeführt. diese distanz, diese abstrahierung zwischen akteur (spieler), aktion (maus, cursor) und auswirkung der aktion (sprite-, avatar-bewegung) machen eSports nicht telegen.
Nun, ich denke das hängt stark von der Art der Präsentation bzw. Aufbereitung ab. Ich war bei einigen Intel Friday Night Games in Köln dabei, allerdings ist das schon ein paar Jahre her.
Die Stimmung im Zuschauerraum war stets hervorragend, und die Aktionen der Spieler wurden größtenteils mit genau der selben Leidenschaft kommentiert und wie man das aus Sportsbars bei Fussball-Übertragungen kennt.
Zusammen mit dem Bier-Ausschank ( kein Witz, die haben da Heineken verkauft ), kam da schon fast Public-Viewing Atmo auf. ^^
Vor Ort ( damals noch in den Kellerräumen des Future Points am Kölner Neumarkt ) wurde das von Turtle mit mehreren Leinwänden umgesetzt, die auch teilweise die Spieler während der Matches zeigten. War für damalige Verhältnisse schon recht gut.
Aber ich gebe dir grundsätzlich Recht, die Verknüpfung von Gamer und handelnder Person auf dem Bildschirm ist im eSports visuell ziemlich schwierig umzusetzen. Emotionen lassen sich da nur schwer transportieren.
Ich war eine ganze Weile nicht da. Die aktuellen ESL Pro Series Finals werden mittlerweile im Kölner Tanzbrunnen ausgetragen. Ich schätze im Sommer schau ich mal wieder vorbei. Bin mal gespannt, wie Turtle das jetzt visuell bzw. technisch umsetzt.
Mir persönlich würde da so ein Splitscreen-Multifeed-System vorschweben. Und während das vor Ort noch umsetzbar sein mag, so ist die massentaugliche Umsetzung im (analogen ) Fernsehen vermutlich derzeit kaum möglich.
Ich hab bei G-TV oder GIGA ab und zu bei Intel Friday Night Games reingeguckt. Selbst als “normaler”(?) Videospieler war ich mit den Counter Strike-Übertragungen in Sachen Tempo des Geschehens überfordert und WarCraft ging gar nicht, weil der “Analyst” dermaßenes Fachchinesisch und Tempo bei der Kommentierung an den Tag gelegt hat… Besonders zugänglich für “Outsider” ist es nicht. Selbst wenn ich mich in die Lage eines Frischlings reinversetze, der zum ersten Mal mit NFL oder MLB konfrontiert wird.
BTW: Heise hat gestern bei einer Übernahme eines dpa-Artikels einige Zahlen genannt. So soll z.B. die ESL 600.000 Mitglieder zählen und 5.000 Zuschauer am Finalwochenende vor Ort gehabt haben.
Es ist vielleicht wirklich nicht das schlechteste, wenn die Veranstalter versuchen, eine Lobby aufzubauen. Sie haben am ehesten die Resourcen um so etwas zu kanalisieren.
Um die kritische Masse an Zuschauerpotential zu erreichen, benötigt eSports aber gerade keine Zugänglichkeit für “Outsider”. Es gibt doch genug Fachchinesisch-Sprecher in jeder U-Bahn. Wenn, wie du erwähnst, eine Liga 600.000 aktive Mitglieder zählt, sind das allein doch schon 300.000 (extrem werberelavante) potentielle Zuseher. Für BÄH oder einen Sender wie SailingTV dürfte das doch reichen (wer sieht denn alles so NFL in Dtschl? 10.000? 20.000?). Insofern kann ich verstehen, wenn man erst mal verscuht, das von euch angesprochene emotionale Übertragungsproblem zu lösen. Normale Menschen wie Kai und Ich werden dann evtl. 2015 angesprochen. Wenn es auch mal ein Civilisation1-Match gibt, hoffe ich..
Zu Amoklauf-Reaktion: Einige gute Beiträge und Diskussionen zum Thema gab es bei antigames.de
Und, für die unvermeidliche blöde Bemerkung: Wer schon mal Teilnehmer von LAN-Partie gesehen hat, dürfte Pizza Hut und Red Bull kaum für branchenfremde Firmen halten
“..wer sieht denn alles so NFL in Dtschl? 10.000? 20.000”
Außer zum Superbowl nicht mehr als 50.000 bis 100.000!
nun ja, die Fanbasis wäre zweifellos da, aber wie soll man die Kids aktivieren ? Sich ein oder zwei Mal die Woche vorn Rechner hocken, und ESL TV schaun, ist eine Sache, aber klassische Vereinsarbeit wie z.B. beim Fussball ist doch eine ganz andere.
Nur mal zum Vergleich. Im Fussball werden pro Woche Unsummen an Kohle umgesetzt. Hunderttausende gehen in die Stadien, kaufen Bier, Würstchen und das neueste Trikot, Millionen sitzen vor den Fernsehern und zahlen brav Gebühren. Dazu kommt die ganze lokale Arbeit im nicht-Profi-Fussball. Da wird den Kids schon von Anfang an die Vermarktungsmaschinerie Fussball quasi in die Wiege gelegt. Und jeder zahlt brav seinen Beitrag.
Jeder kennt die Spieler der Nationalelf, und sogar absolute Sportgegner wissen, wer Lukas Podolski ist. Es gibt vermutlich kaum einen Deutschen, der noch nie in seinem Leben was mit Fussball zu tun hatte. Es ist in unserer Kultur verwurzelt.
Reine Zahlenspiele über theoretische Fanzahlen bringen den eSport nicht weiter.
Man muss diese Leute aktivieren, sie überzeugen, auch entsprechend Zeit und Geld zu investieren.
Großes Problem dabei: heutige eSport-Profiteams sind zwangsweise international aufgestellt.
Die klassische Fanbasis ist aber traditionell lokal bis regional vorhanden. Wer fliegt denn schon mit mtw oder attax nach Schweden, Korea oder zur CPL nach Dallas ? Regionale Ligen wurden versucht, sind aber gescheitert. Von wenigen Großveranstaltungen pro Jahr abgesehen, tut sich im Bereich Events wenig. Klar, es gibt LAN-Parties, aber ausserhalb der Fanatiker interessiert sich dafür kaum jemand.
eSports ist ein globales Phänomen.
Wenn es um das Erreichen des Fans geht, muss daher das Internet die führende Rolle einnehmen, verknüpft mit klassischen Fernsehübertragungen.
In Korea werden schon jetzt Starcraft-Finals landesweit im Staatsfernsehen übertragen.
Ok, die Koreaner sind wahnsinnig, aber an deren Beispiel kann man sehen, was möglich ist, wenn es den Verantwortlichen gelingt, die Masse der Fans zu aktivieren und hinter ihren Tastaturen hervor zu locken.
Gibt es eigentlich eSportsbars ? ^^
Ich gebe Kai auch Recht, dass die Komplexität der “Sportart” es dem eSport-Unkundigen schwer macht, sich dem Sport anzunähern, bzw. sich dafür zu begeistern.
Wer nicht versteht, worum es geht, der kann auch die “Leistung” des “Athleten” nicht bejubeln.
Womit wir wieder beim Transport von Emotionen wären…
Die Komplexität, der Abstraktionsgrad und völlig verschiedene Sprache (ähnlich wie Football): drei gewaltige Probleme, um Außenseiter für Übertragungen zu interessieren.
Aber auch einfach gestrickte Sportarten haben solche Probleme. Bei Fernsehübertragungen vom Eishockey bspw ist es m.E und nach meiner Beobachtung demjeniegen, der nie hockey spielte, oder zumindest einige Zeit in Eishallen bei Spielen verbracht hat, schlicht unmöglich, konstant den Puck mit den Augen zu verfolgen. Und Eishockey ist nun wirklich eine einfach zu verstehende Sportart.
Ganz andere Frage: ist das alles eigentlich wünschenswert? Sicherlich ist mir ein CS-Match lieber als olympische Sportschützen, aber haben nicht viele Kinder mit ihrem Verständnis als Funsportart, d.h. als liebe Freizeitbeschäftigung, bei der man mal hier und da den echten Cracks über die Schulter schaut, aber sich nicht groß als durchorganiesierter Breitensport etablieren möchte, nicht ganz unrecht? Vielleicht wollen viele gar keine, überall einordbaren Leistungsstandarts ermöglichende, übergreifende (Ligen-)Organisation? Sondern einfach mit ihren Kumpels nen bisken daddeln? Vergleiche die vielen Tausenden Tischfussballspieler in deutschen Kneipen oder die ganzen Freizeit-Fussballer (gut, die Parks waren auch schon voller, trotzdem).
Das ich persönlich den Kram nicht dauernd sehen möchte, ist dann natürlich nur insofern ein Argument, das sehr viele Menschen hierzulande – wie ich – gerne zwei Manschaften, zwei Tore und einen Ball (oder Ballsurrogat wie Puck) sehen.
Live-Übertragung von eSports, Marathon, Formel 1 oder Bundestagsdebatten: wird alles sein Publikum und seine (Internet-) Kanäle finden.
naja, über Sinn und Unsinn der Vermarktung bestimmter sog. Randsportarten kann man sicherlich diskutieren.
Ich z.B. finde Handball zum Kotzen und Volleyball sterbenslangweilig. Trotzdem gibt es für beide Sportarten Champions-Ligen, die sogar von deutschen Sportsendern eifrig übertragen und vermarktet werden. ^^
Brauchen wir eine bundesweite Vermarktung und Fernsehausstrahlung von eSports-Events ?
Wohl kaum.
Und ich gebe dir Recht. Die Masse der Gamer versteht sich gar nicht als eSportler, die haben kein Interesse an Vermarktung, an TV-Übertragungen oder Verbandsarbeit.
Die wollen nur mit ihren Kumpels daddeln, und sich hier und da mal im Glanz der Szenegrößen sonnen.
Aber trotzdem: irgendwie ist es schade. Denn eine stärkere Strukturierung der Szene könnte auch zur Verbesserung des eher negativen Images, das Gamer in der öffentlichen Wahrnehmung haben, beitragen.
Schlussendlich wird es so kommen, wie du sagst:
man kann nicht künstlich Leben in eine Sportart hineinblasen. Entweder man etabliert sich, und findet geeignete Wege zur Vermarktung, oder man bleibt Fun- / Randsportart.
Ich exhumier das mal um einen neuen Datenpunkt hinzuzufügen. Der erste professionelle League of Legends Spieler (Danny “Shiphtur” Le) hat in den USA ein Athlethenvisum bkommen. Und sogar die SZberichtet drüber.
Wow hilti, da hast du echt tief im Archiv rumgewühlt!
Randnotiz: Was ist eigentlich aus NoteMe geworden?
Hey-hey-hey-hey (sic!), die Wiederaufnahme ist 1,5 Jahre zu früh, erst dann ist sternburg für eine Partie CivNET zu haben.