Auswärtsspiele

Auswärtsspiele

Ich war für das Champions League-Spiel am Mittwoch (Werder – Chelsea) und für das gestrige Freitags-Bundesligaspiel wieder unterwegs.

Am Mittwoch war wohl im ganzen Schanzenviertel und Eimsbüttel alles voll, was eine Leinwand hatte. Ich habe von anderen Leuten gehört, dass sie von Kneipe zu Kneipe gelaufen sind, ohne einen Platz zu finden. Ich selbst bin, um was Neues aufzusuchen, in die Taverna Romana gegangen. Ein Restaurant mitten im Herzen des Hamburger Szeneviertels “Schanze”. Von außen klein und unscheinbar, aber mit ARENA- und PREMIERE-Leuchttafeln ausgestattet.

Das Restaurant ist schmal, geht aber enorm tief in das Grundstück rein. Nach einem Tresen- und Kassen-Bereich im ersten Raum, geht es zu einem zweiten Raum mit Tischen links und rechts, durch Holzwände abgetrennt. Es geht dann einen halben Stock hoch, in ein 20-25m langes “Gewölbe” mit naiver, mediterraner Malerei an den Wänden und je einer langen Tischreihe links und rechts und dahinter noch einmal einen halben Stock hoch, in einen letzten großen Saal mit mehreren Tischreihen. Das war schon fast wie “public viewing”.

Als ich um kurz nach acht eintraf, Spartak – Bayern lief noch, war so gut wie kein Platz mehr frei. Ich konnte mich zu einer Gruppe im Gewölbe, 2m vom Flachbildschirm-TV hinsetzen. Es war eine enorme Betriebsamkeit. Für die beiden “Fußballräume” gab es spezielle, vereinfachte Speisekarten und die fünf Kellner schoben bis zum Anpfiff in Bremen eine unendliche Zahl von Wiener Schnitzeln durch die Räume. Ich schätze es wurden gut und gerne 200 Schnitzel ausgegeben. Es war einfach ein bizarres, abstruses Bild.

Das Publikum bestand interessanterweise aus einem sehr viel kleineren Altersquerschnitt als ich es aus anderen Kneipen und Café gewohnt bin: 25 bis 35 Jahre.

Stimmung war dafür dass sich 300-400 Personen im Restaurant befanden, eher mau.

Zum Spiel: im Vergleich mit Arsenal enttäuschte Chelsea. Chelseas großes Plus, die bessere Physis, konnte den Mangel an spielerischer Qualität nicht wettmachen. Joe Cole lieferte das vermutlich beste Spiel was ich von ihm gesehen habe, aber es waren überwiegend Einzelaktionen. Werder war die bessere und geschlossenere Mannschaft, auch wenn sie sich in der zweiten Hälfte immer mehr einschnüren ließen.

Einzelspiel

Sehr viel krasser konnte gestern der Gegensatz zur Massenveranstaltung in der Taverna Romana nicht sein. Ich bin wieder ins Café Estrella eingekehrt. Sitzplätze und freie Tische waren noch reichlich vorhanden. Kurz vor Anpfiff kam dann ein ungefähr sechzig Jahre alter Herr und setze sich zu mir am Tisch.

Es stellte sich heraus, dass der distinguiert aussehende Herr ein “Hardcore-Schalke-Fan” war. Seit 1947 dabei, als er nach einer 2:1-Niederlage gegen den BVB einen Stuhl im Wohnzimmer zertrümmert hatte. Lebte lange Zeit nahe Gelsenkirchen, kannte dort einige Leute, wie z.B. den ehemaligen Präsidenten Siebert, ehe es ihn vor 20 Jahren nach Hamburg verschlug.

Für Gesprächsstoff war gesorgt. Torwart Neuer gegen Torwart Rost? Der alte Herr begrüsste die Aktion. Er glaubt nicht, das Slomka Rost abstrafen wollte. Vielmehr sei es offensichtlich gewesen, dass zwischen Rost und der Abwehrreihe die Kommunikation nicht stimmte. Er hat Neuer reingeschmissen, damit die Abwehrkette durch ein gemeinsames Ziel zusammengeschweißt wird: den jungen Kerl unter die Arme zu greifen.

Kobiashvili war sein Lieblingsspieler. Über Kuranyi hat er nur milde gelächelt und den Kopf geschüttelt, als Hanke weggegeben wurde. Ansonsten wähnt er im Hintergrund immer noch Assauer am walten, der die gesamte Presse kontrolliert. Zitat: Assauer hätte alles dafür gegeben, das Schalke Meister wird. Aber Assauer würde jetzt noch mehr dafür geben, das Schalke unter Müller/Slomka NICHT Meister wird.

Schalke hat gestern letztendlich glücklich 2:1 gegen Bochum gewonnen. Die zwei Treffer der Schalker resultierten aus krassen Abwehrfehlern der Bochumer. Viel schlimmer für die Bochumer war aber, dass sie die erste Halbzeit abgeschenkt haben. Sie rückten kaum nach vorne, ergo gab es in der Schalker Hälfte enorm viele Abspielfehler. Schalke hatte das Mittelfeld unter Kontrolle.

Nach der zügigen 2:0-Führung nahm Schalke das Tempo aus dem Spiel und schaukelte das Ding gelangweilt in die Halbzeit… um dann in der zweiten Halbzeit nicht mehr in Tritt zu kommen. Nun war es Bochum die Dominanz im Mittelfeld zeigten, dadurch besser nachrücken konnten und gefährlicher vor Neuer auftauchen konnten. In zahlreichen Zweikämpfen ließen sich die Schalker, sogar Routiniers wie Krstajic, schlichtweg übertöpeln. Wenn es einen Kritikpunkt an den Bochumern gab, dann dass sie zuwenig über die Flügel versuchten.

Schalke wackelte und wankte, konnte aber die Führung noch gerade so halten und bleibt an der Tabellenspitze.

Der Vergleich des Tages

Aus dem Hamburger Abendblatt: mit dem HSV und Bayern München treffen heute zwei Mannschaften auf gleicher Augenhöhe aufeinander. Beide Mannschaften haben in der Bundesliga in dieser Saison vier Niederlagen kassiert.

Rummelplatzboxen

Michael Rosentritt vom Tagesspiegel hat Boxpromoter Wilfried Sauerland zum heutigen Axel Schul-“Comeback” interviewt.

Wenn ich einen Weltmeisterschaftskampf mit Walujew oder Abraham veranstalte oder mein Kollege Klaus-Peter Kohl von Universum einen WM-Kampf im Programm hat, dann kommen regelmäßig 20 bis 30 ausländische Sender, die diese Kämpfe aufgreifen und übertragen. Ich wette mit Ihnen: Es gibt keinen einzigen Sender außer RTL in der ganzen Welt, der am Samstag diesen Kampf zeigen wird. Das eine ist Sport, das andere ist ein Gag für Deutschland.

(Wobei auch Herr Sauerland nicht frei von sehr gefärbter Meinung ist. Ausgerechnet er sagt: “Minto wird zwar an Nummer 26 der unabhängigen Weltrangliste geführt, wenn ich aber sehe, gegen wen er geboxt hat, weiß ich nicht, wie er auf Nummer 26 gekommen ist.“.)

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. So, da bin ich ja mal gespannt, was Hoffmann im BÄH so von sich geben wird.
    Wer eine Wette mit mir machen möchte ich glaube nicht dass Doll als Trainer des HSV den Neujahrstag 2007 erleben wird.