Motorsport zum Sonntag

Ich sach es ja schon die ganze Zeit; der Kardinalsfehler der Formel 1: sie fahren im Sommer. Laßt sie im Winter fahren, helft notfalls mit Bewässerungsanlagen nach: sobald die Herren Glitsch und Rutsch auf der Fahrbahn sind, erhöht sich der Unterhaltungsfaktor um mehrere Größenordnungen und kann sogar aus einem Grand Prix von Ungarn etwas Unterhaltsames zaubern.

Das Qualifying für den GP von China war, sofern man nicht in roten Unterhosen schläft, sehr sehenswert. Im Gegensatz zu den Freien Trainings vom Vortage, fand das Qualifying unter Regen statt. Die Strecke wurde bis an die Aquaplaning-Grenze mit Wasser zugeschüttet.

Zudem spielt die Reifenmarke einen großen Einfluß. Bridgestone taugt derzeit nur bei trockener und abtrockender oder bei Monsunregenverhältnissen. Die Strecke von Shanghai lag aber genau dazwischen und damit im idealen Fenster für Michelin-Intermediate-Reifen.

Wie sehr die Bridgestone bei den Wetterverhältnissen neben der Spur waren, kann am Qualifying-Ergebnis abgelesen werden. Auf den Plätzen 13 bis 22 befindet sich nur ein michelinbereifter Wagen, der Rest Bridgestone. Auf den Plätzen 1 bis 12 nur Michelin-Reifen, mit der Ausnahme von Michael Schumacher.

In der ersten Qualifying-Session erwischte es die beiden Toyotas, die schon am ganzen Wochenende neben der Spur waren. Auch mit dabei die beiden Wagen von Spyker, formerly known as “Midland F1”. Die Holländer haben nun verkündet ab nächster Saison mit Ferrari-Motoren zu fahren.

In der ersten Session griff Michael Schumacher wegen der zu schwachen Intermediates von Bridgestone zu Full Wet und war mehr als 3 Sekunden hinter Alonso auf Platz 14. Es zeichnete sich also bereits ein Drama für die zweite Session ab: Schumacher musste noch irgendwo eine Sekunde finden um auf die ersten zehn Plätze für die dritte Quali-Session reinzurutschen.

Die zweite Session begann und Schumacher legte recht früh eine gute Zeit hin, war zirka 0,8s schneller als in der ersten Session. Doch in den letzten fünf Minuten der Session trocknete sich ansatzweise eine schnelle Spur auf dem Asphalt ab und die ganzen Michelin-Intermediates frassen die Rundenzeiten runter. Schumacher wurde im Klassement weiter nach unten gereicht. Drei Minuten vor Sessionende fuhr Michael Schumacher wieder raus, diesmal aber auf Intermediates. Während er noch in der Einführungsrunde war, fiel er im Klassement u.a. auch dank Massa raus. Bei auslaufender Zeit startete Schumacher seine Runde und sprang noch auf Platz 9, 1,7s hinter Alonso und Fisichella, beide mit sehr wenig Flügel unterwegs.

In der dritten Session passierte nichts mehr gewaltiges. Alonso und Fisichella dominierten das Feld mit 1,1s Vorsprung (bzw. 6 Zehntel). Michael Schumacher 1,4s dahinter auf Platz 6.

Vergleicht man die Sessions, fällt auf, das beide BMWs in der letzten Session 1 Sekunde langsamer unterwegs waren als in der zweiten Session. Die dürften entsprechend abgefüllt sein.

Das Rennen in Shanghai beginnt morgen um acht Uhr früh. Für morgen ist “wechselhaftes Wetter” angesagt, mit anderen Worten: die Meteorologie hat keine Ahnung wie es wird.

NASCAR

Das Qualifying für das 1,5-Meilen-Oval von Kansas ist absolviert. Es gab hinsichtlich der Chase keinen nennenswerten Ausfall. Am schlechtesten schnitten Mark Martin als 19ter und Danny Hamlin als 25ter ab, was aber auf diesem großen Oval kein Problem sein sollte.

Die beiden Spitzenreiter Burton und Gorden haben sich als 10te und 11te qualifiziert.

Polesitter ist Kasey Kahne, der 9te aus der Gesamtwertung. Mit 182 Punkten Abstand zum Führenden Burton, sind seine Hoffnungen auf den Titel eigentlich vorbei. Kansas gilt als seine letzte Chance, weil er ein starker Fahrer auf 1,5-Meilen-Ovalen ist (gewann drei der fünf Rennen diese Saison), von denen noch einige in dieser Saison im Programm sind (Lowe’s, Atlanta, Texas, Homestead).

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Unfassbares Rennen heute! Schu fuhr wie von einem anderen Stern. Wie er Alonso und Fisichella innen überholt hat war einfach sensationell. Jetzt muss der 8. Titel eingefahren werden!

  3. Es war insgesamt ein makeloses Rennen von Schumacher, aber just diese beiden Überholmanöver waren nun nicht sensationell. Zweimal waidwunde Gegner: Alonso auf seinen abgelutschten Vorderreifen, mit untersteuerndem Fahrzeug, innen zu nehmen, ist nicht “sensationell”. Dito Fischella, der nach eigenem Fahrfehler bereits zu weit außen in der Kurve war und so kaum noch beschleunigen konnte und die Tür innen offen ließ…

    Wenn Schumacher sensationell war, dann im Qualifying, speziell im 2ten, als er seine Zeit mit dem plötzlichen Wechsel auf Intermediates nochmal verbesserte. Insgesamt hätten andere Fahrer angesichts der Unterlegenheit des Materials am Wochenende von vornherein den Schlüssel weggelegt.

  4. Ich fand, dass heute trotz anfänglich nasser Strecke das Rennen nicht sooo spannend war – wie die Herren Schulz und Surer war ich überrascht, wie prozessionshaft und ereignisarm auch ein Regenrennen sein kann.

    In den ersten 15 Runden war ich froh, dass ich mich gegen ein Liegen auf der Fernsehcouch und für das Sitzen mit PC und Live-Timing entschieden hatte, sonst wäre ich sicher schnell wieder weggepennt.

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    Eine Anmerkung noch zu Shanghai: Mit dieser beknackten Schneckenkurve kann ich mich auch nach 2 Jahren und 3 Rennen nicht anfreunden. OK, sie produziert hin und wieder Fehler, aber von der Form ist das ganz klar die krankeste Streckenführung in der Formel 1 – eine zumachende 270° bergauf Rechts gefolgt von einer aufmachenden bergab 180° links scheint mir nicht der logische Weg zu sein, um die eigenen Fahrtrichtung 90° nach rechts zu ändern.

    Aber hey, ich schätze sowas bekommt man halt, wenn man Tilke mit seinen 3 Versatzstücken rund um die Welt Strecken bauen lässt.