NFL 2006/07 #1: Pittsburgh Steelers – Miami Dolphins 28:17

Das Kickoff-Spiel der NFL-Saison 2006/07 entpuppte sich als unterhaltsames und phasenweise intensives Spiel, vorallem weil es meine Erwartungen nicht erfüllte.

Ich hatte nicht erwartet dass die Steelers nach der SuperBowl so schnell wieder zu einer solchen Intensität finden könnten, wie sie es in der zweiten Halbzeit getan haben. Die Defense war im ersten und vierten Viertel grandios und beherrschte den Gegner.

Von Miami hätte ich mir mehr Gegenwehr erwartet. Mich überraschte wie schnell die Miami Dolphins eindimensional wurden, nachdem sie in den ersten zwei Drives (also vermutlich die gescripteten Spielzüge) Laufspiel versuchten und viele Kurzpässe einsetzen. Danach flogen die Bälle tief und Culpepper sah bescheiden aus.

Bei Miami hielt die OL anfangs besser gegen den Pass Rush als gedacht, aber je mehr Miami zum Passspiel tendierte, desto mehr gerieten sie im Schwimmen und in den letzten 5-10 Minuten des Spiels brachen dann alle Dämme. Miami wird im Laufe der Saison in Probleme kommen, wenn sie sowenig in Sachen Laufspiel anzubieten haben: RB Brown bekam so gut wie keine Unterstützung durch die OL. Am Ende des Tages nur 38 rushing yards.

Enttäuscht bin ich von QB Daunte Culpepper. Als es im 4ten Viertel eng wurde, hätte ich mehr Autorität und Ruhe erwartet, auch mehr Beweglichkeit in der Pocket oder aus der Pocket heraus. Sehr viele schlecht geworfene Pässe. Sein Glück: mit Welker, Booker und Chambers hat er gute Receiver.

Die Fins-Defense machte ihre Sache okay, aber nicht herausragend. Die Probleme in der Secondary sind geblieben. CB #29 Goodman und SS #26 Tillman sahen häufiger recht alt aus.

Als in der zweiten Halbzeit die Intensität des Spiels anzog, hatte Miami nicht mehr viel zu bieten und keine Szene war dafür mehr Sinnbild, als der TD zum 21:17 von TE Heath Miller (87yd Pass). Beim Runterrennen des Feldes wurde Miller wenige Yards vor der Endzone getackelt und was man schon beim laufenden Spiel ahnte, bestätigte sich in der Zeitlupe: Miller war 1yd vor Erreichen der Endzone mit den Füßen im Aus.

Anstatt das Miamis Headcoach Nick Saban nun entschlossen die rote Flagge wirft um einen Entscheid per Fernsehbilder einzufordern, können die Steelers sich in aller Ruhe für den PAT bereit machen. 65 Sekunden hatte Saban Zeit. Erst Sekunden vor Ausführung des Extrapunktes greift Saban zur Flagge und wirft diese so unglaublich kraftlos fernab jedes Schiedsrichters zu Boden, dass die Flagge nicht bemerkt wird, der PAT ausgeführt wird und der TD damit gilt. Man muss die Bilder gesehen haben, um sich an den Kopf zu greifen, wie ein Coach, der Minuten vorher einen Spieler bei Rückkehr vom Spielfeld zur Sau gemacht hat, weil er mit seinen Strafen den Steelers-Drive am Leben erhielt, so leblos um einen TD kämpft.

Dass es anders geht, hat Bill Cowher 1995 gezeigt, in einem Spiel gegen die Minnesota Vikings (ohne Culpepper), als es zum “Bill Cowher Incident” kam: damals brachte Sekunden vor Halbzeit eine Strafe gegen die Steelers die Vikings in FG-Nähe. Angeblich hätten die Steelers 12 Mann auf dem Spielfeld gehabt. Cowher bekam jedoch einen Videoprint in die Hand, der zeigte, dass nur 11 Steelers auf dem Feld waren. Cowher tickte völlig aus, konnte seine feuchte Aussprache überhaupt nicht mehr unter Kontrolle kriegen und als es kurz danach in die Halbzeit ging, stürzte er wutentbrannt auf die Referees zu und stopfte dem Referee den Videoprint in die Hemdtasche.

So macht man Refs auf sich aufmerksam.

Bei den Steelers lief es zur Saisoneröffnung recht rund. Die Offense war, abgesehen von den Schlußminuten, ausgewogen zwischen Pass und Laufspiel. QB Charlie Batch warf teilweise unpräzise, teilweise mit zuviel Hybris in hohen Bogen in die Doppeldeckung rein.

RB Willie Parker: 29 Läufe, 115yds. Fantastisch seine Art sich immer wieder auch inside aus Tacklings rausdrehen zu können. Aber natürlich profitiert er auch von einer OL die für den Lauf sensationell gut gearbeitet hat. TE Heath Miller stand dank seines (Nicht-)TDs im Fokus, war aber unter Batch bei weitem nicht der gleiche Go-to-Guy wie noch unter Roethlisberger. Neben Miller und Ward fielen die anderen Receiver ab. Holmes nur mit einem Fang, Washinton mit zwei Fängen.

Die Defense unter Dick LeBeau ließ sich nicht vom Ex-Steelers-OffCoord. Mike Mularkey foppen (Mularkey ließ in seinem erstem Dolphins-Spiel altgewohnte Originalität vermissen). Zuerst spielte man zurückhaltend, aber dann ließ LeBeau den Schalter umlegen und aus allen Rohren Pass Rush ausüben. Wie gewohnt fing man sich ab und zu tiefe Pässe ein, aber ebenfalls wie gewohnt, hielt sich der Schaden in Grenzen, spätestens wenn sich die Dolphins der Endzone näherten und das Feld “knapp” wurde.

Ich kann mich nur wiederholen: ich hatte von den Steelers in Woche 1 nicht diesen Biß, diese Intensität erwartet. Auf diesem Niveau sind sie wieder SuperBowl-Kandidat.

Die Steelers spielen am Montag in neun Tagen in Jacksonville. Die Dolphins bekommen es am Sonntag mit einer neuformierten Defense in Buffalo zu tun.

Hat Spaß gemacht, mehr von.

NBCs Sunday Night-Team am Donnerstag

Und noch ein Gewinner: NBC.

Dass die Chemie zwischen Costas, bettis, Sharpe und Collinsworth in der Halbzeit-Show stimmen würde, war bereits in der Preseason schnelll zu merken. Al Michaels und John Madden waren in bestechender Form. Nachdem beide in den letzten Jahren das Geschehen auf dem Feld immer mehr als Nebensache abhandelten um eigene Storylines durchzuziehen, hat der Senderwechsel beide revitalisiert. Madden bringt aber weiterhin immer seltener Analysen.

Vom obersten Regal im TV-Genre war der Move Chris Collinsworth im vierten Viertel in den Booth hochkommen zu lassen, um Madden und Michaels Hintergrundinfos zum schlappen Saban-Flaggen-Wurf zu geben.

Das On-Air-Design ist frisch, übersichtlich. Pink singt die Intromusik in einer Art Joan-Jett-Glamour-Rock-Gedächnisnummer. Das wird kein neuer Hank Williams Jr.-Ohrwurm, beißt sich aber mit zunehmender Penetration immer stärker in den Gehörgängen fest.

Kleines Manko: NBC kriegt offensichtlich die Tonprobleme im Halbzeitstudio, mitten in den Stadiontribünen, nicht gebacken.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Das war auch das Einzige, was mir an der NBC-Übertragung wirklich negativ aufgefallen ist, bei einem “Halbzeitstudio” im Stadion nervt die Pausenunterhaltung für das Stadionpublikum doch ziemlich.

    Aber für’s erste Spiel unter “echten” Bedingungen ok.

  3. Ich habe mich entschieden Nick Lou Sabans Flaggenwurf wird einen Platz in meiner Top10 – schönste Szenen abseits der Raiders einnehmen. Nichts für Ungut nach den ersten beiden Quartern hätte ich Miami ein schöneres Ende, ja vielleicht sogar einen Sieg gewünscht. Aber man kann nicht Michael Lehan wegen Illegal Hands in the Face so dermassen zusammenstauchen und dann anschließend so lächerlich kraftlos den durchaus möglichen Sieg verspielen.
    Die zweite Erkenntnis des Spiels, Daunte Culpepper kann mit Drucknicht umgehen – er wird hektisch und ungenau.
    Nur das letzte Quarter der Steelers war überzeugend – aber wirklich schlecht waren die Steelers nie. Ich bewundere Bill Cowher und von daher ist stets eine latente Zuneigung für die Steelers vorhanden. Mein Glauben an Cowher bewegt mich zu der Aussage, dass die Steelers erneut zumindest wieder im Champion-Chip landen werden. — und dann gegen die Raiders verlieren ;-)

  4. Nun ja man kann die Flagge auch anders werfen aber mit dem Spielausgang hatte das nichts zu tun.
    Selbst bei einem nochmaligen Turnover der Steelers hätten die Dolphins das Spiel nicht gewonnen!
    Die Offense hat nur einen guten Drive im ganten Spiel gehabt und die Defense fiel mit zunehmender Spieldauer immer weiter auseinander.
    Wenn das replay zu einer Umkehrung des Calls geführt hätte wäre es erstmal auch First and Goal gewesen.
    Und so wie die die Defense der Dolphins in der zweiten Halbzeit gespielt hat. Der Fumble war ja nicht erzwungen sondern ein Riesenfehler von Batch. Und dann hat auch noch der Guard den Ball von ihm weggekickt: Sowas passiert selten zweimal in Folge.
    Die Dolphins scheiden nach dieser Leistung ganz schnell aus dem Favoritenkreis aus!(gut 1996 sind die Pats auch mit zwei schlimmen Niederlagen gestartet und sind dann noch in den Superbowl eingezogen)

  5. Der 3. Wide Receiver von Miami, der auch der Returner war, hat mir gut gefallen, war sehr agil. Wie hieß der doch gleich? Irgendwas mit W glaub ich.

  6. der 3. WR von Miami: Welker

  7. Welker spielte letzte Saison schon als Returner sehr gut und war auch für einige Überraschungen in der Offense gut….