Handballbundesliga im TV ab Saison 2006/07
Es spricht nicht für den Status einer Sportart, wenn die TV-Rechte erst zwei Tage vor dem Saisonbeginn (Supercup am Dienstag) klar gemacht werden. Obwohl: eigentlich geht es damit dem Handball nicht anders, als all den anderen Mannschaftssportarten hinter Fußball. In Deutschland quasi keine Chance sich “normal” im Fernsehen zu platzieren. Sofern nicht Produktionskostenzuschüsse o.ä. “Subventionen” geleistet werden oder Werberechte abgetreten werden, gibt es kaum eine Chance auf TV-Verbreitung. Siehe auch die Volleyball-Champions League, die von Friedrichshafen selbst produziert wird.
Seit heute abend quillt aus Nachrichtenagenturen die Nachricht des neuen TV-Vertrages. Ein Vertrag mit dem die Handballbundesliga in der Größenordnung von 1 Mio EUR pro Jahr erlösen könnte.
Es wird nix mit Übertragungen auf PREMIERE oder ARENA. Es bleibt wahrscheinlich beim Auswertertrio ARD, ZDF und DSF.
ARD und ZDF zahlen 500.000 – 700.000 EUR p.a. und werden im Dritten die Übertragungen ausweiten. Der Handball soll auch davon profitieren, dass die regionalen Sportmagazine die noch Sonntags geblieben sind, teilweise bereits um 22h45 auf Sendung gehen und eine Viertelstunde überbrücken müssen, bevor sie Bundesligafußball zeigen dürfen.
Der Vertrag mit dem DSF ist noch nicht dingfest. Das DSF will 40 Spiele zeigen, die HBL will 300.000 EUR p.a. abrufen
Sollte sich der Vertrag mit dem DSF realisieren, hätte die Handballbundesliga eine noch nie gekannte Präsenz im TV: 170 von 306 Ligaspielen würden dann, wie auch immer, im Fernsehen zu sehen sein. Die jährlichen TV-Einnahmen verdoppeln sich ungefähr.
Die Handballbundesliga ist auch nicht ganz ohne Hybris: man plant den Aufbau eines eigenen Pay-TV-Kanals.
Details der neuen TV-Präsenz der HBL sollen endgültig zum Supercup bekanntgegeben werden.
Quelle: handballimfernsehen.de
Reaktionen
Handball-Pay-TV? *g*
Na das riecht ja nach einem riesen Erfolg ;)
Schade, Handball bei Premiere hätte mir gefallen und wäre vielleicht der Grund gewesen für mich meinen im Februar auslaufenden Vertrag zu verlängern.
Warum genau will die HBL einen “eigenen Kanal” aufbauen, lehnt aber jetzt die Option Pay TV ab?
Hat man da doch zu starke Berührungsängste zu PREMIERE und ARENA?
Hat man evtl. seitens der HBL Vorstellungen, die bei den Sendern nicht mal im Ansatz durchzusetzen waren (so in der Größenordnung “umfassende Präsenz in den Dritten, trotzdem viel viel Geld vom Pay TV”)?
Aber sollte “alles so bleiben, wie es ist”, passt das ja eigentlich zum Image des Handballs als “konservativster Mannschaftssport Deutschlands”.
:-)
Der eigene Kanal ist doch HBL-Wunschdenken, die bräuchten bei einem vernünftigen Preise von 3-4 Euro im Monat mal eben geschätzte 250.000-350.000 Abonnenten, um wirtschaftlich zu arbeiten.
Hm, Handball hat eigentlich schon ein recht großes Publikum. Dieses ist allerdings eher… nun ja, ländlich geprägt und zieht daher wohl das Liveerlebnis in der Sporthalle dem technisierten Spaßgesellschaftskonferenzfernsehen vor ;) Schade, denn im Gegensatz zur Fußball-Bundesliga ist die Handball-Bundesliga tatsächlich auf Weltklasse-Niveau.
Und ich sage, dass der Handball sein Potential nicht ausschöpft. Aber mit Veränderung haben es die alten Herren nicht so.
:D
Also ich halte die Pay-TV-Option der HBL für groben Unfug. Entweder haben sie bereits jetzt einen komptetenten Partner mit ARENA und PREMIERE, dann hätte man schon den Sender eingerichtet bzw. konkrete Pläne.
Die andere Alternative ist: die Pläne sind eine Luftnummer von HBL mit der von Digitalfernsehen ahnungslosen Provinzfürsten ruhiggestellt werden sollen.
Der Pay-TV Kanal soll nach meinen Informatioen von sportfive gestaltet werden.
Sportfive hat wahrscheinlich viele Sportrechte, die sie sonst nicht loswerden, dass sich ein billiger Pay-TV Kanal rechnet.
Die HBL hatte doch in jüngster Vergangenheit teils sehr beachtliche Zuschauerzahlen (vor Ort, meine ich) und eher geringe TV-Präsenz. Überhaupt schien mir die gesamte Medienpräsenz des Handballs eher lokal, allenfalls regional geprägt zu sein, d.h. von Gerüchten, Zoff im Team oder Neuverpflichtungen las man vielleicht noch in der örtlichen Bäckerblume, aber im Rest des Landes kann man froh sein, wenn man die Namen aller Ligateilnehmer schon mal gehört hat.
Ganz anders der Fussball, wo (nicht nur) in der Bundesliga der ganz große Teil der Zuschauer über das Fernsehen den Sport verfolgt, sondern auch über Medien verschiedenster Qualität jeder Furz im gesamten Land wochenlang ausgewertet wird.
Nun würde mich interessieren: Führt die zeitlich und örtlich begrenztere Wahrnehmung einer Profi-Sportart zu einem anderen Verhalten der Beteiligten? Wird anders agiert, wenn man mehr für die Fans im Stadion spielt/ arbeitet/ pfeift, als für die Sesselhocker? Inwiefern merkt man etwas an den Sponsoren?
Evtl. gibt es hier den einen oder anderen Mehrfachseher, der seine Beobachtungen vortragen kann. Sonst wäre es ja vielleicht auch ein schöner Tip für die nächste Diplomarbeit in Kulturwissenschaft.
Also ich wohne in einer Gegend, in der Handball ziemlich groß geschrieben wird, Fußball dagegen eher klein ist (im Vergleich): Hier gibts die HSG Wetzlar als Bundesligisten und haufenweise Dorfvereine (TV Hüttenberg), die ab 2. Bundesliga abwärts spielen. Ich habe dne Eindruck, dass Amateur-Handball (3. bis 5. Liga) deutlich mehr Zuschauer zieht, als ähnlichklassiger Fußball.
Es fällt auf, dass Handball viel stärker Vereinssache zu sein scheint – bei der HSG verkaufte bis kurz vor dem Umzug in die neue Arena eine Oma aus dem Dorf bei den Spielen Schnittchen ;) Das findet man glaub ich bei vergleichbaren Fußball-Vereinen wie etwa Burghausen o.ä. nicht (mehr). Die Sponsoren sind auch eher regional geprägt (zumindest hier in der Gegend), was aber auch am geringeren Umfang der bewegten Geldmengen liegen dürfte. Was den Sport selbst anbelangt, ist natürlich schwer auszumachen, ob der “Stadiondruck” im Auftreten der Mannschaften einen Unterschied bewirkt – aber Handball ist ja generell recht “zuschauerfreundlich”, da tempo- und torreich. Wahrscheinlich ist die Stimmung in einer Handball-Halle mit der auf dem Fußball-Platz ohnehin nicht zu vergleichen, was im Fernsehen aber (finde ich) selten gut rüberkommt.
Sicher, das der Spieler, der 86 min nur Grütze spielt, wegen vier, fünf starken min im Fernsehzusammenschnitt wie ein Spitzenathlet wirkt, ist in einer Temposportart schwer vorstellbar. Aber nichtsdostotrotz denke ich, dass im Fussball heutzutage vieles (nur) für die Kameras inszeniert ist – und sei es so etwas banales wie die Konfetti-Kanone bei Siegerehrungen.Auch die Zuschauer (verückte Verkleidungen, manche Spruchbänder, viele Lao-Ola) wirken auf mich oft, als wenn sie sich der Tatsache, dass sie “im Fernsehen” sind, recht bewusst sind.
Die regionale Ausprägung der Sponsoren ist natürlich der Reichweite geschuldet (im mittelklassigen Eishockey ist einer der Sponsoren _immer_ der örtliche MacDo), aber interessant wäre doch, ob man sich bei 5000 Zuschauern ohne Fernsehen mehr Aggressivität traut?