Zeilensport: Journalist in freier Wildbahn
Blogs von deutschen Sportjournalisten sind eine Angelegenheit, die meines Wissens immer noch zu selten in freier Wildbahn anzutreffen sind.
Mit der WM sind beim KICKER auch alle Blogambitionen zuende gegangen. Bei der ARD klingt die Domain “ARD-Sportblog” vielversprechender als es die Aktualität der Inhalte ist. Auch hier: mit Ende der WM hat offensichtlich aller Sport auf Erden aufgehört.
Blieben eigentlich nur noch die Blogs aus der Fußball-Magazin-Ecke: “11 Freunde” mit ihrem “Block 11“-Blog und das RUND-Magazin mit seinem zwei Monate jungen Blog.
Neu in den Bookmarks kommt nun das Blog von Jürgen Kalwa “American Arena”. Jürgen Kalwa ist ein in Ney York/Conneticut beheimateter Journalist, der u.a. für die FAZ und den Schweizer Tages-Anzeiger schreibt. Wenn man so will: ein moderner Ben Wett.
Dazu passend übrigens ein Interview in der SZ mit dem US-amerikanischen Sozialwissenschaftler Andrei Markovits über die Gründe, warum Fußball in den USA zwar solide, aber noch nicht richtig zünden tut. En-passant werden dabei wesentlich Unterschiede zwischen den Sportfans in den USA und Europa beschrieben.
Soccer ist kein Teil der prägenden nationalen Sportkultur in den USA. Es wird nicht in den Sportsendungen darüber philosophiert, wie zum Beispiel Landon Donovan künftig bei seinem Verein Los Angeles Galaxy spielen sollte. Oder warum Red Bull New York in der Liga so schlecht dasteht. Ein solch alltägliches Fachsimpeln hat auch diese Weltmeisterschaft nicht bewirken können […]
SZ: Der US-Sport ist bekannt dafür, mit Statistiken zu hantieren. Alles wird anhand von Zahlen analysiert. Ein Fußballspiel hingegen lässt sich nicht so leicht numerisch sezieren.
Markovits: Das ist schon ein Problem, aber meines Erachtens ein sekundäres. Ich denke, die Leute könnten Fußball auch ohne Zahlenspielereien genießen. Sie müssen das Spiel einfach lernen. Fußball ist wie eine Sprache, wenn man sie beherrscht, sind die inneren Strukturen egal. Aber viele in den USA verstehen diese Sprache noch nicht.
Und Dave O’Brien sollte zum “Sprachverständnis” bei der WM nicht wirklich beigetragen haben.
Reaktionen
Wenn ich das ARD-Blog richtig verstehe (resp. gelesen habe), schreiben die immer nur rund um die Termine der Nationalmannschaft. Dass dafür meist aber sehr unterhaltsam. Eigentlich das einzige “Journalisten-Blog”, das ich gerne lese. Der Rest ist meinem Enpfinden nach Resteverwertung.
Im Zuge der Fussball-Weltmeisterschaft haben wir hier (in der Nähe von Pittsburgh, PA) einige Spiele mit amerikanischen Nachbarn und Kollegen gesehen. Folgende beiden Eigenschaften der ‘Sprache’ Fussball wurden überhaupt nicht verstanden:
– dass das Ende der Spielzeit nicht durch eine Uhr bestimmt wird, sondern scheinbar vollkommen willkürlich durch den Schiedrichter – oder wer auch immer die Nachspielzeit festlegt.
– das absolut unsportliche Verhalten, dass sich auf der einen Seite durch Fouls äußert und zum anderen durch Schwalben, Rudelbildung, Pöbeleien, u.ä.