WM-Tach 2: der erste Trainerabgang

[13h36] Die Analyse des gestrigen Tages in der L’Équipe (Printausgabe).

Ein Kolumnist der L’Équipe resümmiert anläßlich des Siegs von Ekuador, dass die WM gleich an ihrem ersten Tag gezeigt hat, dass in nicht wenigen Ecken dieser Welt guter Fußball gespielt wird.

Die Partie Deutschland – Costa Rica bekam von der L’Équipe vier von sechs Sternen (wie Ekuador – Polen).

Die deutsche Mannschaft war absolut eins mit der Richtung die ihr vom Trainer Klinsmann vorgegeben wurde. Sie glich der Confed-Cup-Mannschaft. Man hat viele Schüße geliefert, man hat viel über das Zentrum gespielt und ein Spiel abgeliefert, dass ganz unterhaltsam war, wenn auch eher dank der Anhäufung von Toren als vom technischen Niveau.

Deutschland hat also einigen Grund sich zurückzulehnen und den Erfolg zu genießen. Dies dürfte auch das Binnenleben der Mannschaft vereinfachen, der Konflikt zwischen Lehmann und Kahn droht nicht auszubrechen und die Rückkehr des Kapitän Ballacks findet in entspannter Atmosphäre statt.

Die schlechte Seite der Partie ist die Abwehr. Die Probleme mit der Abwehr sind weit davon entfernt einfach abgehakt zu werden. Alles was an Fehlern zu machen war, wurde gestern gemacht, alles was Klinsmann nicht sehen wollte, bekam er gestern zu sehen. Man kann nicht glauben, dass das für das Finale am 9ten Juli reicht. Bei jedem Spiel scheint es jemanden zu geben, der im Training nicht aufgepasst hat. Gestern war es Arne Friedrich, der sich konstant 5 Meter hinter der Linie Lahm, Metzelder und Mertesacker aufhielt. Dass das einmal passieren kann, wie beim 1:1-Ausgleich, ist klar. Aber dass ihm das genauso nochmal zum 2:3 gelang und er damit fast einen Dolchstoß in den Rücken seines Trainers verübte…

Die Innenverteidigung hinterließ einen Eindruck der Schwerfälligkeit. Niemand verfällt in den Irrglauben, dass sich diese Situation mit Huth oder Nowotny bessern könnte, aber eine überlegenswerte Alternative wäre das Zurückziehen von Schneider an der Stelle von Friedrich. Es wäre schade für Schneider, der viel auf der rechten Seite für den Spielaufbau getan hat und u.a. das 2:1 eingeleitet hat.

Bei all dem Ärger über die Abwehr vergißt man fast das schöne Lächeln von Claudia Schiffer, den Doppelpack vom Geburtstagskind Klose und zwei wunderbare Schüße von Philipp Lahm und Torsten Frings. Man unterschlägt wie schwer es gegen Costa Rica ist, die sich mit neun Spielern in ihren 30 Meter verschanzen, fast so als hätten sie Angst, man würde ihren Torwart kidnappen. Ein Spielaufbau der Costa Ricaner ohne jede Eile, wie ein Wattebausch mit Chloroform, abgeschlossen mit einem gefährlichen letzten Pass auf Wanchope.

Es war ein verdienter Sieg des Finalisten 2002, mit einer starken Dominanz auf dem Platz und einer großen Lust an Initiative am Spiel. Vom Sturmduo Klose – Podolski kann man nur das beste denken. Ersterer hat in 26 Bundesligaspielen 25 Tore geschossen, letzterer opferte sich für Klose auf und war mit seinen Schüßen unglücklich. Die Rückkehr von Ballack sollte für Frings eine Erleichterung sein, der gestern wie ein Tier gerackert hat. Das Mittelfeld sollte mit Ballack etwas balancierter sein, nachdem Borowski die Verunsicherung anzumerken war, ob er nun zur Absicherung hinten bleiben oder seine Angreifer unterstützen sollte.

Deutschland zeigte sich als vorhersehbare Mannschaft mit einigen brillianten Momenten und üblichen Fehlern.

Die deutschen Spieler in der Einzelkritik (1 – 10 Punkte):
Lehmann (5) – zweimal von seinen Vorderleuten verlassen
Friedrich (3) – katastrophal, massenweise Fehlpässe, Stellungsfehler, zweimal Abseits aufgehoben, was zu den Gegentoren führte
Mertesacker (5) – Langsam, schwerfüßig im Umgang mit dem Ball
Metzelder (5) – wie Mertesacker
Lahm (6,5) – schönes Tor mit seinem starken rechten Fuß plus einer Torvorlage von seinem schwachen linken Fuß für Klose. Sehr aktiv, schön mit Schweinsteiger kombiniert.
Schneider (6) – wenig im Spielaufbau eingebunden gewesen, verlore fast nie einen Ball, intelligenter Spieler, was er beim zweiten Tor zeigte.
Frings (7) – eine Mischung aus Gattuso und Pirlo. Bissiger Balleroberer, kräftiger Spielantreiber. Er versteht es das Tempo aus einem Spiel rauszunehmen oder zu erhöhen. Weiterer Vorteil: sein kräftiger Schuß. Sein Tor in der 87ten war Ausdruck einer großen Leistung.
Borowski (5,5) – auf einer Linie mit Frings, hyperaktiv, bestimmt mit das Spieltempo, passt auf das Haus auf, wenn Frings nach vorne geht. War nicht sehr sichtbar, aber ein sehr präziser Arbeiter.
Schweinsteiger (6) – Ward zuerst nicht gesehen, angesichts seines Potentials verblüffend. Brachte sich dann von alleine ins Spiel, als er auf rechts zu Schneider wechselte. Nach seiner Torvorlage auf Klose war er dann endgültig im Spiel.
Podolski (5,5) – Zurückgezogen hinter Klose, stand im Schatten seiner zwei Tore, aber Klose weiß bei wem er sich dafür bedanken kann, dass sich Lücken in der Abwehr auftaten. Podolski zog mit seinen Laufrouten den Gegner mit sich.
Klose (7) – Schweinsteiger wusste wo sich Klose befand, Lahm erwartete Klose am zweiten Pfosten. Es hilft, wenn ein Stürmer leicht zu finden ist.

Im Web gab der L’Équipe-Analyst Angel Marcos noch folgende Einschätzung ab:

Marcos war von Deutschland angenehm überrascht. Seit 15 Jahren sah man ein stereotypes Spiel, eine Verteidigung ohne Imagination, nur reagierend und auf Zerstörung spielend.

Hier sah man nun eine aufmerksame Elf, arbeitswillig, mobil, mit einem bemerkenswerten Mannschaftsgeist. Ja, es gab defensive Probleme, aber sie greifen mit sieben oder acht Spielern an. Logisch dass sie bei Ballverlusten in arge Probleme kommen. Das ist der Preis für das riskante Angriffsspiel. Im Endeffekt: Costa Rica wollte den Ball bekommen, hat ihn aber nur selten gesehen.

Deutschland hat eine Wahl getroffen, es spielt gut und die Spieler folgen dem Diskurs des Trainers. Es ist angenehm offensiven Fußball zu sehen und auch zu sehen wie er belohnt wird. Die Deutschen werden sich auch dem Gegner anpassen können. Wenn es gilt weniger anzugreifen und mehr zu verteidigen, werden sie es machen. Es ist eine junge Mannschaft, talentiert und mit Vorwärtsdrang, aber auch mit dem Willen zum Zurückbeißen, wenn sie in Schwierigkeiten sind, selbst wenn sie nicht gut verteidigen können.

Das Essentielle war es zu gewinnen und das haben sie getan, sogar ohne Ballack. Ihr Offensivspiel ist auf den Punkt, es wurde viel rotiert, gab viele Anspielstationen, viele Möglichkeiten also auch viele Lösungen. Das ganze war mit viel Arbeit verbunden […]

Marcos war angenehm von Philipp Lahm überrascht. Er war sehr gut, sehr entschlossen, was sich auch am Tor zeigte. Er hat außergewöhnliche Qualitäten und hat gute Beine.

[11h02] Einige Infos mehr zum Rücktritt von Otto Pfister als togolesischer Trainer (nach AFP). Pfister und sein Co-Trainer Piet Hamberg sind am Freitag abend zurückgetreten. Mit Tränen in den Augen soll er der Mannschaft am Abend erklärt haben, dass er vom Verband ultimativ verlangt habe, dass die Sache mit den Prämien vor dem 10.6. geklärt werden muss. Dies sei dem Verband nicht gelungen, also würde er zurücktreten.

Die Spieler zeigten sich überrascht. Thomas Dossevi erklärte die Situation mit den Prämien: man sei sich mit dem Verband über die Höhe der Prämie zur Teilnahme an der WM nicht einig. Die Spieler wollen 80.000 EUR pro Spieler, das Angebot vom Verband läge bei 30.000 EUR. Bei der Summe hätte man es bevorzugt, dass der Verband gar nichts angeboten hätte. Man sei Profi, fasse die WM als Chance auf und werde die Landesfarben verteidigen.

[10h58] Keine Probleme bei Jens Lehmann, der gestern mit dem Fuss umknickte und sich während des Spiels behandeln ließ. Erste Untersuchungen haben nix gezeigt und er wird heute am ersten Training teilnehmen können.

[10h52] Wen es interessiert: das gestrige Eröffnungsmatch Deutschland – Costa Rica sahen 6,1 Mio Fernsehzuschauer, Marktanteil 44%. In Frankreich.

In Deutschland waren es beim ZDF 20,13 Mio Zuschauer, Marktanteil 75,7% aller zum Zeitpunkt eingeschalteten Fernseher. Polen – Ekuador sahen 11,35 Mio bei 41% MA.

[10h43] Fazit der “Le Monde“: Trotz des Fehlens von Michael Ballack gewinnt “la Mannschaft” 4:2 gegen Costa Rica indem es bei dem offensiven Spiel bleibt, dass ihr Trainer propagiert. Auch wenn sich die Deutschen einige Fragen hinsichtlich ihrer Abwehr stellen dürfen, auch wenn Costa Rica mehr auspacken muss, will es ernsthaft durch die erste Runde kommen, die Zuschauer dürfen sich beglückwünschen ein Eröffnungsspiel mit sechs Toren gesehen zu haben.

[10h24] Die “Sun” titelt vor dem Spiel England – Paraguay “Let’s kill ’em off” und weiter hinten “Winsmann – Germans triumph but it’s Klose call for Jurgen

[10h19] Auch für die Times ist die deutsche Frage nach dem Costa Rica-Spiel: ist das Glas halb voll oder halb leer?

EVEN IF THE GLASS IS WIRED UP TO electrodes there is a nagging feeling in the more realistic parts of the host country that it may also be half empty. Four goals, three points and one banana skin deposited in the bin failed to paper over the cracks in a porous defence, and it remains to be seen whether Germany can continue to suspend disbelief as successfully as they suspended women dressed as lampshades 50 feet in the air during the opening ceremony.

Devoid of Teutonic stereotypes, Jürgen Klinsmann’s Germany have received flak for everything from being too cavalier to using a sports scientist who believes in using electrodes on drinking water. The mere mention of the devices conjures up wonderful images of Klinsmann in Dr Frankenstein garb and, certainly, two soft goals, neatly put away by Paulo Wanchope, mean that cynics will view his side as a mish-mash of iffy parts operating at the B éla Lugosi end of the beautiful game. “These are perfectly normal mistakes,” Klinsmann said.

[10h07] Der Independent ist, was den Pessimismus angeht, definitiv teutonischer:

Maybe the least rated German team in a long history of extraordinary achievement, Klinsmann’s men showed they areprepared to slave their way to an eighth World Cup final. However, if the work rate was established in the first 17 minutes – which saw three goals, one from the enigmatic former Premiership star Paulo Wanchope which gave Costa Rica a foothold in the game – there was a worrying shortfall in class and authority […]

[Schweinsteiger] accepted the responsibility created by Ballack’s absence and there were times when the Germans indeed looked likely to find some early and convincing rhythm. That hope, though, was damaged by the ease with which Wanchope again outwitted the German defensive lines. With England possible opponents in the second round, the Germans need to work on defensive security and a lighter and more sophisticated touch […]

In the end, there was a considerable gap between effort and execution. But then, no doubt Klinsmann was encouraged by the fact his players seemed willing to run endlessly on behalf of the fatherland […]

It is a perilous ambition without a contented team. The worst fears, however, were eased with a superb drive by the midfielder Torsten Frings. That made the game safe.

Klinsmann and Ballack embraced again and the suspicion must be that, for the next few weeks, German ambitions will be as concentrated and united as ever in the 52 years that have followed their first stunning success.

They are a team who believe they will always find a way.

In einem zweiten Artikel ist man optimistischer. Das wäre zwar hinten arg offen gewesen, aber attraktiv und fleißig.

“A time to make friends” is the slogan of this World Cup and on the evidence of last night’s opening game, Germany’s team have taken it to heart.

Playing with very unteutonic verve and adventure they gave the 18th episode of this global jamboree the most vibrant of starts. Jürgen Klinsmann’s exciting young side are unlikely to win the World Cup their defence is far too porous but they will win plenty of friends […]

After eight goals in the last 10 opening matches, dating back to England’s goalless draw against Uruguay in 1966, it was a thrilling departure from the norm. While it augured well for the tournament, goalkeepers have reason to be worried. The way the ball deviated for Germany’s first and last goals suggests players everywhere will be advised to chance their luck from long range […]

To their credit Germany did not sit back and they were rewarded when Frings ran on to a squared free-kick to beat Porras from 35 yards. “We scored a lot of goals, that’s important,” said Lahm, “but it’s clear we can’t give so many away.”

[9h51] Armin bringt in den Kommentaren die Analyse des Deutschlands-Spiel aus Sicht der BBC-Fernsehanalysten (dafür danke, Armin). Anders als in Deutschland fällt es positiv aus.

Auch die NY Times fand es ein guten WM-Auftakt:

[It] was an immensely appealing match to begin the world’s largest sporting event. The six goals were the most scored in a World Cup opener, three more than the previous high. This will bring confidence to Germany’s fans, who have been skeptical about the team’s chances because of a young and porous back line […]

Continued weakness in the middle would surely not provide a fourth championship, only letdown and heartache.

Fortunately for the Germans, Klinsmann’s new attacking style was on ambitious display. The team threatened repeatedly down the flanks against Costa Rica’s compact defense.

While Germany’s offense can gain more efficiency, and the defense must be fortified, the victory Friday provided the perfect party atmosphere for a joyous capacity crowd at FIFA World Cup Stadium Munich, whose puffy white skin gives it the impression of being inflated, like Germany’s hopes.

Auch lesenswert in der NY Times: der Artikel über eine Reifenwerkstatt in New Yorek, mitten im polnischen Viertel mit ekuadorianischen Arbeitern.

[9h49] Die Situation um die Prämien und Zahlungen der Nationalmannschaft Togos ist endgültig eskaliert: Trainer Otto Pfister hat den Brocken hingeworfen und ist zurückgetreten. Und wenn ein Pfister zurücktritt, der schon einiges aus Afrika gewohnt ist…

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Der Pfister, Otto, der ist raus, das wird für uns Schweizer nur gut sein, hehe

    Hier ein interssanter Artikel für das Spiel am 15.00:
    http://football.guardian.co.uk/worldcup2006/story/0,,1794355,00.html

  3. Und so ein Team spielt bei der WM.
    Hauptsache die Kohle stimmt.

  4. Hat der FIFA hier etwa niemand Bescheid gesagt?

    Natürlich ist auch bei der WM youtube.com die Spielwiese aller Hobbyvideoeditor. So kann man das Tor von Lahm mittlerweile sicher in sechs verschiedenen internationalen Originalkommentierungen erleben.

  5. >>In Deutschland waren es beim ZDF 20,13 Mio, Marktanteil 75,7%.

    Ich bin jetzt nicht böse über ne Antwort wie “schau doch ers mal selbst bei wiki/ google du depp”, aber heißt das jetzt das 55 Mio. Deutsche keinen Zugriff auf einen Fernseher haben? Kann ich mir _echt_ nicht vorstellen. :)

  6. Ich nehme an, die deutsche “Währung” ist Haushalte, nicht Zuschauer. Habe ich ergänzt.

  7. Es sind schon Zuschauer, aber die Marktanteile rechnet man immer im Vergleich zu allen in diesem Moment fernsehenden Menschen.

    Mithin hätten gestern Nachmittag halt 26,6 Mio Menschen vor der (heimischen?) Flimmerkiste, von denen 75,7% das Spiel beim 2DF verfolgten.

    Um die totale Anzahl der deutschen Fußballgucker am gestrigen frühen Abend zu erfahren, müsste man natürlich noch die Premieristen dazurechenen, genau wie die Leute in Biergärten und bei anderen public viewings. Ob dazu allerdings die Zahlen veröffentlich werden kann ich im Moment nicht sagen.

  8. Das erscheint mir erst recht quatsch. Zum Thema Marktanteil mal doch gerade geschaut:

    Zitat:
    Der Marktanteil gibt den relativen Anteil der Sehdauer einer Sendung/eines Werbeblocks/eines bestimmten Zeitintervalls an der Gesamtsehdauer aller Programme zum jeweiligen Zeitintervall an.
    Zitatende
    link: http://www.agf.de/daten/zuschauermarkt/marktanteile/
    mit anschaulicher Formel, die sich leider nicht Quoten lies.
    Aber zu deutsch: 75% Marktanteil heist einfach, dass drei Viertel aller, die gestern Abend _überhaupt_ fernsahen (Fernsehen guckten?) das Spiel sahen.
    Die absolute Zahl scheint aber Einzelpersonen zu meinen:
    Zitat:
    Zuschauer ab 3 Jahren, BRD gesamt, Fernsehpanel D+EU
    Zitatende.
    link:http://www.tv-ratings.de/news.php

    Schöne Grüße,
    sternburg, wie immer ahnungsfrei

  9. Naja, da war jemand schneller.
    Was mich schon länger interessiert: schreibt man das eigentlich noch, oder ist das sowieso jedem klar?

  10. @ dogfood

    Hey Dogfood! Tolle Seite, lese auch schon seit längerem mit. Ich habe aber nie das Gefühl gehabt, ich könne auch mal was sinnvolles beitragen. Aber auf den Kommentar von Andi möchte ich dann doch mal reagieren.

    “Und so ein Team spielt bei der WM.
    Hauptsache die Kohle stimmt.”

    1. viele von denen kommen nicht aus dem reichen Westeuropa und sind in einer Mittelstandsfamilie aufgewachsen samt Dach über dem Kopf, vernünftiger Bildung etc.
    2. kaum einer der Spieler ist bei einem großen Verein unter Vertrag. Und entgegen dem Klischee ist nicht jeder Fußballer reich, gerade wenn er bei einem kleineren Verein spielt.
    3. hängen an dem eingenommenen Geld oft ganze (Groß)- Familien dran.
    4. ist der Togo keine Demokrtie und die Staatsführung geht sehr gerne mit der Wm-Teilnahme hausieren bzw. schlachtet die Geschichte für ihre Zwecke aus. Da aber nicht die Regierung sondern die Spieler die WM erreicht haben, können sie dafür schon mal entlohnt werden (besonders unter den oben aufgeführten Gesichtspunkten).
    5. ist Prämienstreit oft ein Synonym für Kompetenzstreitigkeiten zwischen Teamleitung, Verbandsspitze und der Regierung.
    6. darf ich daran erinneren, dass es 1974 einen ähnlichen Streit zwischen dem DFB und den deutschen Spielern gab und die ganze Mission auch fast geplatzt wäre.

  11. Danke tiptop.

    @sternburg: es ist mir in der Tat meistens egal ob es Zuschauer oder Marktanteile sind (weswegen ich sie ursprünglich auch nicht genannt hatte), denn die “Währung” die ich in meinem Kopf habe, ist immer die gleiche, sprich: ich kann die Zahlen in Relation zu anderen Sendungen setzen. 10 Mio sind eine Schallgrenze die nur von Fußball, Wetten dass, manchem Tatort und ab und zu Formel 1 geknackt wird.

    Zum Vergleich: WM-Endspiel 2002 26,5 Mio (nachmittags), bei der EM Deutschland – Tschechien 24 Mio., die deutschen EM-Spiele 2002: Schnitt 19,6 Mio.. Andere, “nichtdeutsche” EM-Spiele: 5-10 Mio.

  12. @tiptop

    Alle die Punkte von dir waren mir klar und das sehe ich auch so.Ausser Punkt 6 der war mir nicht bekannt.
    Kann ich mir aber nicht vorstellen das die Mannschaft nicht zur WM im eigenen Land angetreten wäre.

    Mit “Team” meinte ich halt die Vertretung von Togo zur WM.

    Und wenn sie es nicht schaffen das untereinader zu Regeln dann kann ich nur sagen “Spitzenleistung”.

  13. @andi

    Ich wollte dir auf keinen Fall zu nahe treten. Bin selber Afrikaner und da schaltet irgendwie mein “Helfergen” ein, wenn ich irgendwo eine ungerechte Behandlung ausmache. ;-))

    zur der Geschichte mit den Deutschen: hab jetzt keine Zeit es nachzuschlagen, aber es lief ungefähr so ab: Die Italiener haben damals eine unglaublich große Prämie von 300.000 Mark pro kopf versprochen bekommen, die Deutschen irgend was unter 100.000. Weil die Deutsche sich sowieso in Malente eingekerkert gefühlt haben und dafür dem DFB die Schuld gegeben haben, haben sie den Streit über die Prämien angefangen. Wortführer war Paul Breitner, der wohl auch schon auf gepackten Koffern saß (andere Spiler auch?). Am Ende haben sie dann, glaube ich, eine Prämie um die 100.000 “erpreßt”. Zeitgleich kam es zu der (heute bestrittenen) Entmachtung von Helmut Schön. Wie gesagt, müßte die Geschichte jetzt noch mal nachschlagen, aber so ungefähr war es.

  14. Mein Lieblingssatz in diesem Beitrag: “Es hilft, wenn ein Stürmer leicht zu finden ist.” Das sollte gleich in die Hall of Fame der wahrsten Fußballsprüche aller Zeiten eingepflegt werden ;)

  15. Zu den Quoten:

    Premiere & Co. werden meines Wissens nicht dazu gerechnet. Braucht Premiere ja an sich auch nicht wirklich, dank der Abogebühren.

    Ich behaupte aber mal, daß die Premiere-Abonnenten sich das ganze lieber auf Premiere als bei ARD/ZDF bzw. gar RTL anschauen. Nach dem Motto: “Wofür zahle ich denn meine 9,90 € pro WM-Monat, wenn ich mir das dann gar nicht dort anschaue?!” – so halte ich es jedenfalls. ;)

    Zurückschalten würde ich höchstens zu Delling/Netzer – den Kommentar von letzterem konnte man gestern ja leider nicht hören, da das ZDF übertrug.

  16. Ich hab gerade die Comedy-Talkshow von Waldi Hartmann gesehen. War echt scharf. Paul Breitner als Inkarnation des Gegenwinds gegen Klinsmann verkündigte – nicht dumm, zugegeben – Steinzeitfußball , wußte abr offensichtlich nicht, daß er weder im Sportstudio noch im Doppelpaß, sondern in einem Comedy-Format ist. Harald Schmidt hat ihn dann mehrfach nach Strich und Faden verarscht, was Breitner aber nicht im Ansatz gemerkt hat. Ich hab mich weggeschmißen vor Lachen ;-))))
    @Dogfood: Bist Du schon wieder zu Hause? Wie war’s im Volksparkstadion?

  17. Die Premiere-Sendung Talk & Tore war auch ganz nett – hatte schlimmeres erwartet. Vor allem manche Spitzen von Friedrich Küppersbusch gg. den von der BILD-Zeitung (Walter M. Straten?).