Polens 23 für die WM 2006
Im Folgenden das Resultat aus den Informationen aus dem KICKER und SportBILD-Sonderheft zur WM sowie die knapp anderthalb WM-Quali-Spielen die ich heute auf PREMIERE gesehen habe.
Die polnische Mannschaft war weitaus schwerer zu lesen als gestern die Kroaten, was u.a. daran lag, dass es alte Spiele waren und z.B. es diverse Spieler aus der Aufstellung im Heimspiel gegen England gar nicht in den WM-Kader geschafft haben. Dazu wurde nach Kreislaufproblemen am Montag Damian Gorawski aus dem Kader gestrichen und durch Bartosz Bosacki ersetzt.
Nicht nur ich habe diese Probleme, auch in Polen selber gibt es einiges Unverständnis bezüglich der Nominierungen von Trainer Pavel Janas.
Namentlich die Nichtnominierung von Torwart Jerzy Dudek (dem “Pannen-Oli” von Liverpool) und dem Topscorer der Mannschaft Tomasz Frankowski sorgte für blankes Entsetzen, zumal beide noch zuletzt Anfang Mai an Freundschaftsspielen teilnahmen.
Ich kann auch aus einem anderen Grund die Polen nicht einordnen. Gegen England haben sie sehr harmlos gespielt, in der Abwehr mit Problemen und im Sturm null Gefahr ausstrahlend. Trotzdem kann ich nicht ignorieren, das Polen mit schöner Regelmäßigkeit in der WM-Quali mindestens drei Tore geschossen hat (in sechs von zehn Spielen).
Ich fürchte die Polen werden ein ganz dickes brett für die deutsche Mannschaft darstellen. Wenn sich die Polen kompakt hinten reinstellen, gibt es kaum Räume. Möglicherweise wären dann hohe Anspiele vielversprechend, gegen eine Abwehr die nicht wirklich virtuos mit dem hohen Ball umgehen kann.
Die polnische Elf
Die Mannschaft spielt ein sehr starres, in sich kaum bewegliches 4-4-2. Da schalten sich, mit Ausnahme von #2 Jop auch kaum die Abwehrspieler in das Angriffsspiel ein. Zumindest gegen England agierte auch das 4er-Mittelfeld eher auf einer Linie als das wirklich eine Unterscheidung zwischen offensiven und defensiven Mittelfeld-Spieler zu erkennen war. Allerdings war der etatmäßige Spielmacher Miroslav Szymkowiak nicht dabei.
Torwart
#1 Artur Boruc – Die Auswahl an polnischen Torhütern gilt nicht als prall. Sie sind jederzeit für einen Bolzen gut. Sie leiden zudem an einer nur mäßig kopfballstarken Abwehr. Borus hat in England immerhin einige exzellente Reflexe und gute Körperbeherrschung gezeigt.
Abwehr
Viererkette: #4 Baszczynski – #2 Jop – #6 Bak – #14 Zewlakov Eigentlich sollte #6 Jacek Bak mit seinen 70 Länderspielen der ruhende Pol der Abwehr bilden. Tatsächlich gilt er als kopfballschwach und gegen England war sein Stellungsspiel schon fast justiziabel.
Wesentlich besser hat mir der andere Innenverteidiger #2 Mariusz Jop gefallen, ein großgewachsener Glatzkopf. Nicht nur dass er so etwas wie Lufthoheit produzierte, ab und zu traute er sich auch zu Vorstößen nach vorne und zieht aus weiter Ferne aufs gegnerische Tor ab.
Die beiden Außen #4 Marcin Baszczynski (rechts) und #14 Michal Zewlakov (links) waren sehr unscheinbar. Zewlakov versucht immerhin gemeinsam mit seinem Mittelfeldpendant #8 Krzynowek (diese polnischen Namen auszuschreiben ist eine einzige Qual…) so etwas wie gepflegtes Aufbauspiel zu betreiben. Baszczynski hingegen strahlte gegen England null Autorität aus. Ich kann mir vorstellen, dass er sich leicht durch einen abgewichsten, körperlich überlegenen Gegner weichkochen lässt.
Der KICKER schätzt beide übrigens ganz genau umgekehrt ein: #4 Baszczynski wäre der offensivstärkere. Die SportBILD kann zu dem Thema nicht viel sagen, da sie in der polnischen Grundformation ziemlich daneben lag und drei nichtnominierte Spieler in der Startaufstellung sah…
Mittelfeld
Sowohl KICKER als auch SportBILD geben als Grundformation im Mittelfeld eine Art Raute an, gegen England – ohne dem etatmäßigen Spielmacher – sah es eher wie eine Kette aus.
#5 Kosowski – #7 Sobolewski – #10 Szymkowiak – #8 Krzynowek
Im Falle einer Raute käme #7 Sobolewski eher defensiv und #10 Szymkowiak eher offensiv.
Gegen England war von einem intelligenten Spielaufbau nichts zu sehen. Man war zu passiv, ließ sich hinten einschnüren. Man stand zwar kompakt, aber im Spiel nach vorne gab es elendig viele unforced errors. Den besten Eindruck machte noch der Ex-Leverkusener und Neu-Wolfsburger #8 Jacek Krzynowek, der am linken Flügel Agilität zeigte. Aber er machte zu häufig einen “Christian Ziege”, also Flanken unmotiviert aus dem Halbfeld vors Tor schlagen. In lichten Momenten fängt er an nach innen zu ziehen und den Abschluß aus der Distanz zu suchen.
Als Joker für die Flügel gilt der Borusse #15 Euzebiusz Smolarek der links und rechts eingesetzt werden kann (in England spielte er eine Halbzeit an Krzynowek seiner statt).
Sturm
#9 Zurawski – #11 Rasiak Gerüchteweise sollen zwei Stürmer gegen England aufgestellt worden sein. Viel gesehen habe ich nicht… Den vorläufigen Ausgleichstreffer in England schoß der nichtnominierte Frankowski nach zirkusreifem Abwehrversagen der Inseljungs.
Zurawski und Rasiak lassen sich teilweise weit zurückhängen. Keiner von den beiden scheint Knipserfähigkeiten zu haben.
Der Kader
Torwart
1 Artur Boruc
12 Tomasz Kuszczak
22 Lukasz Fabianski
Abwehr
2 Mariusz Jop
3 Seweryn Gancarczyk
4 Marcin Baszczynski
6 Jacek Bak
14 Michal Zewlakow
17 Dariusz Dudka
18 Mariusz Lewandowski
Mittelfeld
5 Kamil Kosowski
7 Radoslaw Sobolewski
8 Jacek Krzynowek
10 Miroslaw Szymkowiak
13 Sebastian Mila
16 Arek Radomski
19 Bartosz Bosacki
20 Piotr Giza
Sturm
9 Maciej Zurawski
11 Grzegorz Rasiak
15 Ebi Smolarek
21 Ireneusz Jelen
23 Pawel Brozek
Weitere Kader siehe unter dem Tag “Kader 2006“
Reaktionen
Boruc hat bei Celtic eigentlich recht gut gehalten diese Saison, trotz einer ansonsten nicht immer ueberzeugenden Abwehr. Und Zurawski hat nach Startschwierigkeiten und Verletzungen in der SPL immerhin 16 Tore erzielt, unterschaetzen wuerde ich den nicht.
Nur als kleine Anmerkung:
Krzynowek ist letzte Woche von Leverkusen zum VfL Wolfsburg gewechselt.
Flo
Danke Flo, habs ergänzt.
@dogfood
“Die Auswahl an polnischen Torhütern gilt nicht als prall. Sie sind jederzeit für einen Bolzen gut.”
Was hast du doch Recht.:-)