So sind sie im Kreis gefahren
Über das Motorensport-Highlight vom Wochenende braucht gar nicht lange erst debattiert werden (obwohl ich zugegebenermassen die MotoGP und NASCAR Busch-Series nicht gesehen habe): das gestrige NASCAR Nextel-Cup-Rennen aus dem Superspeedway von und zu Talladega in Alabama und damit im Bundesstaat der motorsportverrückten Rednecks.
Das Rennen wurde am Sonntag nach zwei Stunden rain delay abgeblasen und auf Montag verschoben. Die 145.000 Zuschauer umfassenden Tribünen waren trotzdem zu 98% belegt und wenn es so wie vor einigen Wochen bei einem anderen rain delay zuging, dürfte die FOX-Berichterstattung über das verregnete Sonntagrennen mehr Zuschauer gezogen haben als die parallel stattfindenden NBA-Spiele…
Talladega ist vermutlich die beste Einstiegsdroge um in die Faszination NASCAR einzusteigen. Die Rennen auf den Superspeedway kommen mit wesentlich weniger Safety Car-Phasen aus als die Shorttracks und sind daher viel flüssiger. Das Bild wie diese Armada aus 43 zwei Tonnen schweren Fahrzeugen mit über 310 km/h aus der mit 33 Grad überhögten Kurve an der Kamera vorbeirauschen ist im Motorsport unvergleichlich. Wenn in Dreier- und Vierer-Reihen die Positionskämpfe dicht an dicht stattfinden… Gosh. Es bleibt einem die Spucke weg. Und die Amis verstehen schon, wie man so etwas mit Kameras einfängt.
Selbst wer nicht auf den Originalkommentar von FOX steht, wird mittlerweile von Edgar Mielke und Klaus Graf (Rennfahrer) sehr gut bedient. Mielke merkt man deutlich an, dass er sich immer mehr in die Thematik einfuchst. Da einer der beiden immer den US-Kommentar mithört, gibt es nicht allzuviele Informationsverluste im deutschen Kommentar.
Zum Rennen gestern: nach nur neun Runden gab es bereits “the big one”, den befürchteten großen Crash, als im vorderen Mittelfeld sogar in Fünfer-Reihen gefahren wurde. Das ging nicht lange gut, ein Fahrzeug geriet beim Kontakt ins Schlingern und der Rest ist “Dominoeffekt”. Dadurch wurden gleich zu Beginn zehn Fahrzeuge aus dem Rennen genommen und insbesondere Kyle Busch, der seine Linie durchzusetzen versuchte, hat sich einige sehr warme Worte von seinen Fahrerkollegen anhören dürfen.
Zu der Charakteristika der Superspeedways gehört das Fahren in Kolonnen: wer wird in wessen Kolonne reingelassen, wessen Kolonne ist die schnellere und wer beim Ausscheren geblockt wird. Da wurden dann auch mit entsprechenden Kontakten bei über 190mph alte Rechnungen beglichen.
Der Rennverlauf bot kaum Möglichkeit für eine alternative Rennstrategie, denn die Safety Car-Phasen kamen zufällig so, dass es immer gut ins Tankfenster passte. Ich glaube es gab nur zwei Phasen wo alle unter Grün nachtanken mussten. Gegen Rennende, nicht zuletzt dank einer vorletzten gelben Flagge zirka 20 Runden vor Schluß, gab es nur zwei unterschiedliche Strategien. Ein kleiner Teil der Fahrer ist doch noch mal unter Gelb tanken gegangen um mit einem frischen Satz Reifen angreifen zu können. Die letzte Safety-Car-Phase zehn Runden vor Schluß wurde von niemanden zum Auftanken benutzt.
Und dann ging für knapp 20 Runden die Post ab. Die Teams hatten längst ihre Absprachen getroffen wer wo in der Kolonne mitfährt, wer wen im Schlepptau mit sich führt und das ganze führte zu einem Pulk von 16 Fahrern die fast gleichzeitig durch das Ziel gefahren sind. Man stelle sich vor: du hast eine Sekunde Abstand auf den Sieger und wirst nur 16ter…
Die Strategie von Kurt Busch und Matt Kenseth 20 Runden vor Ende ihre gute Position im Feld aufzugeben und sich neue Reifen zu holen, ging auf. Sie machten knapp 15 Plätze gut, fielen aber in den allerletzten Runden auf die Plätze 6 und 7 zurück. Ich bin mir nicht sicher, ob Jimmie Johnson ebenfalls für neue Reifen reinkam.
Völlig faszinierend ist Tony Stewart gefahren, der sich so lange im Mittelfeld (um die Plätze 20 herum) aufhielt, dass die Kommentatoren sich schon fragten, ob ihn der Überschlag beim Busch-Series-Rennen am Samstag doch mitgenommen habe. Aber in den letzten 20 Runden nahm Stewart das Messer zwischen die Zähne und heizte durch das Feld um 10 Runden vor dem Schluß ins Führungstrio hineinzustoßen.
Stewart wurde aber nur Zweiter, Sieger wurde Jimmie Johnson, der fast während des gesamten Rennens nie schlechter als Achter war. Dann kamen Vickers, Burton, McMurray und Kenseth.
Dale Earnhardt Jr. war für eine Gelblichtphase 30 Runden vor Ende verantwortlich, als sein Motor hochging. Wahrscheinlich eine Folge eines Crashs aus der Mitte des Rennens, bei dem sein Fahrzeug instabil wurde und er auf der Strecke kreiselte. Abgesehen von einem Kontakt mit Tony Stewart war aber nicht viel passiert und “Junior” konnte sich wieder bis an die Topgruppe herankämpfen. Earnhardt war wegen des Ausscheidens sichtlich angefasst, denn am Wochenende war in Talladega “Dale Earnhardt”-Wochenende und der 55te Geburtstag seines verunglückten Vaters.
Verlierer des Tages war Kasey Kahne, der gleich beim ersten Crash abgeräumt wurde und in Folge dessen seinen dritten Platz in der Gesamtwertung an Tony Stewart abgeben musste.
Von hochsten Höhen in tiefsten Tiefen
Die Grand Prix Masters in Quatar machten eher den Eindruck einer Micky-Maus-Veranstaltung. Die Organisation rund um das Rennen machte einen schlechten Eindruck und man darf sich fragen, wie ernst die Rennserie genommen werden will.
Das sogenannte “Rennen” wurde von Nigel Mansell vor Christian Danner und Eric van de Poele gewonnen. Rennen in Anführungszeichen, weil die überwiegende Zeit im Tempo 60 hinter dem Safety Car gefahren wurde. Jedes ausgeschiedene Fahrzeug verursachte eine Ewigkeit währende Safety Car-Phase, weil der Rennorganisation offensichtlich keine Möglichkeit zur Verfügung standen, die Fahrzeuge schnell zu bergen. Da wurden die Rennfahrzeuge teilweise um die halbe Strecke abgeschleppt oder mit einem Gabelstapler-ähnlichen Fahrzeug aus den tiefen Kiesbetten gehievt. Ich schätze von den 24 Rennrunden wurden höchstens die Hälfte unter Grün gefahren.
Dann die Startprobleme von Patrese. Okay, dass die Elektronik beim Start spinnt, kann vorkommen. Dass die Mechaniker ihren Laptop (in der Startphase!) aber erst hochfahren und sich einloggen müssen (Windows XP, der Anmelde-Sound war deutlich zu hören), während die 14 Rennfahrer-Kollegen in der vollen Sonne schmoren und warten, ist an Unprofessionalität nicht mehr zu unterbieten.
Dann wurde Patrese reingeschoben. Die anderen Fahrzeuge wurden zum fliegenden Start hinterm Safety Car losgeschickt. Patreses Fahrzeug war fertig, er konnte starten. Doch anstatt den Mann in der Boxengasse warten und mit den Kollegen starten zu lassen, ließ man ihn gleich auf die Strecke, wo er versuchte das Feld hinterm Safety Car noch einzuholen, dass seinerseits kurz vor der Start/Ziel war.
Es lief also so einiges ab, wo man nur den Kopf schütteln konnte. Meine Skepsis ob ein Alan Prost sich so etwas wirklich, wie angekündigt, antun würde, war berechtigt. Er ist nicht gekommen, da man sich nicht handelseinig werden konnte, vulgo: Prost wurde nicht genug gezahlt.
Tourenwagen
Dank der Rennstrecken, Infield des Lausitzrings bei der DTM und Magny-Cours bei der WTCC, waren es lasche Rennen, die eher durch Fehler als durch mutige Überholmanöver entschieden wurden.
Bei der WTCC gab es zwei Doppelsiege durch BMW (I: Priaulx + Jörg Müller, II: Dirk + Jörg Müller) die vorallem durch famose Starts entstanden sind. Zwei Mal ließ man eine fünf Fahrzeug starke Seat-Armada hinter sich, die sich teilweise auch selbst im Weg standen. Die Semi-Werksfahrzeuge von Alfa sahen diesmal kein Land. Beste Platzierung: Rennen 1 Platz 12. Die Chevys sind auch in Magny-Cours konstant um die Plätze 10 herum gefahren.
Viel Spektakel gab es nicht, letztendlich gab es mit der Haarnadelkurve nur eine brauchbare Überholmöglichkeit.
Etwas lebhafter ging es in der DTM zu. Theoretisch gab es auch hier nur eine Überholmöglichkeit, beim “Abbiegen” nach der Start/Ziel auf das Infield. Praktisch haben einige Fahrer, u.a. der krege Margaritis, gezeigt dass man auch in dem Kurvengeschlängel der zweiten Infield-Passage etwas gebacken bekommt. Bernd Schneider gewann mal wieder und als einziger Gegner in der Gesamtwertung ist Audis Tom Kristensen geblieben. Alle anderen, inkl. dem Lauf- und Gesamtwertungsdritten Mika Häkkinen, haben dank des Punktesystems ohne einen Ausfall von Schneider kaum Chancen.
Jamie Green vergab durch einen Fehler seine Pole und fiel durch inkonstantes Fahren auf. Teilweise mutig und forsch, teilweise hanebüchene Fehler. Heinz-Harald Frentzen, angeblich weil er ohne seinen Renningenieur auskommen musste, der in Quatar weilte (s.o.), war ein einziges Desaster: Platz 13. Mattias Ekström schied 2 Runden vor Schluß mit Benzinmangel aus.
Im Porsche Carrera-Cup kündigte sich ein großartiges Duell zwischen Christian Menzel und Uwe Alzen an, ehe es Alzen auf einer Kühlwasserspur dahinraffte, die ein anderes Fahrzeug mit aufgeschlitzenm Unterboden hingelegt hatte. Das frühe Ausscheiden dürfte vorallem “Listenkandidat” Richard Lietz gefreut haben.
Reaktionen
Was ich bei Nascar-Rennen nicht verstande habe, war warum man so auf dem jungen Herrn Busch rumgehackt hat. Klar war das nicht clever, sich von seinem Vordermann abhängen zu lassen, aber als er in der Mitte steckte und links und rechts die Gengner hingen konnte er ja nichts machen und flog dann auch nur nach einer Berührung (wenn ich mich da recht entsinne) von der Bahn.
Kann er denn was dafür, wenn ein paar Kollegen meinen, plötzlich 5-wide durch den 2. Turn zu wollen?
Kasey Kahne wins in Michigan!
I cant believe he actually won! I finally picked a winner for my fantasy picks. I was picking them the other night and i asked my sister who i should pick to win.