Screensport am Montag: Nachwirkungen

Die sogenannte “T-Frage” – Toliver Tahn oder Tens Tehmann – zeigt bizarre Auswüchse. Wie Enrasen in einem Kommentar feststellt, wirbt PREMIERE inzwischen mit einer “Lehmann-Garantie“. Zum Spiel ManU gg. Arsenal hieß es im TV-Guide:

Übrigens: Premiere hat die “Lehmann-Garantie”. Bei Premiere sehen Sie alle Ligaspiele des FC Arsenal und können sich so selbst von der Form von Jens Lehmann überzeugen.

Man hätte natürlich auch einfach schreiben können, dass man die nächsten sechs Arsenal-Spiele in der Premier League überträgt.

Ich wäre froh, wenn PREMIERE überhaupt schreiben würde, wenn sie etwas übertragen. Das PREMIERE einige Rahmenrennen vom DTM-Wochenende am Hockenheimring übertragen würden, war dem “grauen” TV-Guide unter info.premiere.de erst am Tage der Ausstrahlung zu entnehmen und am Sonntag war die Überraschung groß, als man still und heimlich auch noch den Porsche Carrera-Cup ins Programm aufnahm.

Erwartet putzig war die BÄH-Berichterstattung über die T-Frage. In der “Viererkette” durfte BILD-Mann Raimund Hinko (SportBILD) so absurde und falsche Verschwörungstheorien abgeben, dass sogar Berti Vogts den Kopf schüttelte und einige “Fakten” (Lehmanns Anwalt) korrigierte. Der “Doppelpaß” lud eine Runde von neutralen Experten wie den ehemaligen Bayern-Trainer Udo Lattek, den ehemaligen Bayern-Spieler Lothar “mein Name ist Vertragtreue” Matthäus und schließlich der BILD-Mann für die Nationalelf Walter M. Straten.

Zum Glück saß Matthäus diagonal gegenüber Rudi Völler, der so seine eigene Geschichte mit Lothar Matthäus hatte (bei der WM 1994 hat Völler mit den Worten “Halt’s Maul, Lothar.” beim Training Matthäus den Ball in den Bauch geschossen und damit die Hierachie klargestellt). Völler war es dann auch der mit einer Zwischenfrage Matthäus offenbaren ließ, was seinen Brand auf Klinsmann verursacht: Matthäus fühlte sich von Klinsmann bei Bayern aus dem Kader geschoben.

Auch die Vergabe der Bundesligarechte an ARENA wirkt noch nach, z.B. in Form eines längeren Artikels von Hans-Jürgen Jakobs in der Freitags-SZ (nicht online), der anscheinend die letzten Tagen mit einigen neuen Geschichtchen versorgt wurde und nun die 2-3 Puzzleteile mühsam zu einem Artikel zusammenschreibt. In Kurzfassung:

Um die Bundesliga-TV-Rechte sollen sich ursprünglich nicht ARENA/Unity Media, sondern ein Konsortium aus Unity Media und Kabel Deutschland (KDG) beworben haben. Das widerspricht dem “common sense“, der bislang davon ausging, dass die DFL-Ausschreibungen eine “Bietergemeinschaft” ausgeschlossen hatten.

Aus einem nicht näher benannten Grund ist aber die KDG kurz vor Weihnachten ausgestiegen und Unity Media beschloß in einer Nacht und Nebel-Aktion ihr Angebot an die DFL trotzdem aufrecht zu erhalten. Entsprechend war die Arbeit an der Umsetzung nach der Vergabe ungleich größer als geplant und brachte Verzögerungen mit sich.

In Sachen Telekom gegen DFL weiß Jakobs zu berichten, dass die Telekom im Angebot beschrieb, dass man mit den Bundesligarechten das Triple Play für T-Online pushen wolle. Im Zentrum stünden T-Online und das “T-High-Speed”-Angebot. Auf diese explizite Beschreibung nagelt die DFL nun die Telekom fest und versucht eine allzu ausufernde Verwertung durch PREMIERE zu verhindern. Aufgrund des Drucks der DFL ließ die Telekom die Verkündung des Paktes mit PREMIERE auf der CeBIT kurzfristig platzen.

Die DFL soll keine Probleme haben, wenn die Telekom mit dem Bundesliga-Angebot ihr VDSL-Angebot in zehn deutschen Großstädten propagiert (max. 1 Mio Haushalte bis Ende 2006). Einen mittleren Blutrausch bekommt die DFL (Jakobs erwähnt explizit auch einen anonymen Fußball-Manager) aber, wenn Telekom und PREMIERE versuchen das Angebot flächendeckend – auch via Satellit – zu verbreiten.

Kurz und schmerzlos

Nielsen Media Research hat die Ratings der NHL-Übertragungen auf NBC gemessen: 21% weniger Zuschauer als vor zwei Jahren bei ABC (philly.com via Ben Maller). Und in Kanada zittert Broadcaster CBC um die populären Toronto Maple Leafs die derzeit sieben Punkte von Playoff-Plätzen weg sind.

In Detroit haben die Red Wings ihren Spitzenplatz an die Pistons abgeben müssen 6.0 vs. 4.7-Rating. Als die Red Wings den Stanley-Cup gewannen, holten sie noch ein 7.7er-Rating in der Saison.

On the move: bei ESPN stark im Kommen sind Bowling und Domino (ja, Domino!). Bowling befindet sich in den Ratings auf einer Augenhöhe mit Arena Football, NHL und lokalem College Football, obwohl es in dem schwierigen Sonntag-Nachmittag-Slot antritt.

Der spanische Ableger von ESPN, ESPN Deportes, versucht sich an den Erfolg von Poker ranzuhängen und startet eine wöchentliche, einstündige Domino-Show. Ja, Domino! Nicht in der Endemol-Variante inkl. Spatzen-Blattschuß, sondern die Latino-Variante: Steine gemäß den Punkten anlegen. Ab Juni soll ESPN2 mit englischsprachiger Berichterstattung folgen. Dabei will man vorallem das Flair des Alltagsdominos wie es an den Straßenecken und Bars gespielt wird, einfangen. Auch die Domino-WM in der Dominik. Republik nächstes Jahr, will man übertragen (NY Times).

Der NASCAR-Nextel-Cup brettert auch dieses Jahr fast alles an Sport nieder, der so Sonntag nachmittag (US-Ortszeit: 14h Ostküste) ausgestrahlt wird. Seit dem Einstieg von FOX vor sechs Jahren hat die NASCAR ihre Ratings mehr als verdoppelt von unter 3.0 auf 6.5 (Dallas News). Damit hat das Redneck-Event die MLB und NBA überholt. Sogar das Rainout von Atlanta (wg. Regen abgesagtes Rennen) hatte mehr Zuschauer (3.7) als die NBA LA Lakers gg. Cleveland mit den beiden Stars Bryant gegen LeBron James (1.7).

Gestern gab es den ersten Einsatz von Jacques Schulz, wieder mit Klaus Graf als beigestellten Experten und die Sache ließ sich wirklich gut anhören (besonders wenn man am Vorabend auf Motors Stefan Heinrich ertragen musste, der bei NASCAR inzwischen völlig abdreht). Graf ist ein wandelndes Lexikon und Schulz gelang es die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen. Beide hörten zudem mit einem Ohr auch beim O-Ton hin. Hat man bei solchen Übertragungen nicht häufig, aber unterm Strich war man auch mit deutschem Ton exzellent informiert.

Manni Breuckmann auf den “Marler Tagen zur Medienkultur”: beim WDR gibt es eine offizielle Sprachregelung wonach bei Berichterstattung nach Möglichkeit auf die Sponsorennamen der Fußballstadien verzichtet wird, also statt “Signal Iduna Park” z.B. “das Dortmunder Stadion”.

(Und Sebastian Hellmann hat im zerzauselten und unrasierten Zustand verblüffende Ähnlichkeit mit Johnny Depp)

Montag, 10.4.2006

20h00 MLB: Houston Rockets – Washington Nationals, NASN live
(Whl: Di 6h)
W. Rodriguez gg. J. Patterson

20h15 Zweite Liga: Dresden – KSC, 29ter Spieltag

20h45 Serie B: Mantova – Bologna, 36ter Spieltag, EUROSPORT 2 live

1h30 NHL: Montreal – Ottawa, NASN live
(Whl: Di 19h, Mi 7h)

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Zu Manni und der WDR-Politik:
    Also ich meine schon bei der einen oder anderen WDR-Übertragung so Begriffe wie “Signal Iduna Park” gehört zu haben.

    Meine Frage dazu:
    Sind die offiziellen Medienpartner der DFL nicht sogar verpflichtet diese Bezeichnungen zu verwenden? Schließlich ist der WDR ein DFL-Lizenznehmer.

  3. Auf der ARD-Sportseite werden die “Sponsoren-Stadiennamen” auch nicht erwähnt.
    Sowohl beim HSV, als auch beim BVB wird von der “WM-Arena” geschrieben, bei Leverkusen wird die BayArena allerdings so genannt. Beim Bericht des Bayern-Spiels gegen Köln steht lediglich Arena, ohne Allianz.

  4. okay, Hinko is n witz gewesen…. aber bitte schmeißt endlich den lattek raus!! ich kann sein ewiges “ich habe..”, “ich kenne…”, “als ich noch bei..” gestammel nicht mehr hören!

  5. Wäre dann mal interessant zu erfahren was in den DFL-Lizenzen dazu steht. Die müßten ja ein ureigenes Interesse haben.