Was meinen die? “Keine zwei Pay-TV-Angebote”?
Es geistert seit Wochen vom DFL-Geschäftsführer Christian Seifert der Satz “es gibt keine zwei Pay-TV-Angebote” herum. Ein Satz der irgendwie ausdrücken soll, dass PREMIERE nicht wird tricksen können um via den Internetrechten der Telekom Bundesliga zeigen zu dürfen.
Das Konstrukt das im Raum steht, läuft wiefolgt: Telekom braucht einen Partner der eine Sendelizenz hat (sie selber darf keine Sendelizenz erwerben, da im Staatsbesitz) und einen Partner der Redaktion und Kommentatoren/Moderatoren hat. Und dieser Partner könnte PREMIERE heißen. PREMIERE könnte im Gegenzug seine Abonnenten ein vergünstigtes Angebot machen und sogenannte Streamboxen verbilligt anbieten. Diese Streamboxen werden auf der einen Seite via ADSL (VDSL) ans Internet angschlossen und auf der anderen Seite an den Fernseher. Ergebnis: der Abonnent bekommt sein (Bundesliga-)Fernsehen via Internet (IP-TV) geliefert.
Soweit so klar.
Nur frage ich mich wie die DFL “Pay-TV” definiert. Als Laie würde ich sagen: alles was via Kabel und Schüssel kommt, ist Pay-TV, alles was via IP-TV und artverwandte Protokolle kommt, ist “Internetz”. Die DFL scheint aber die Grenzziehung anders zu machen. Wenn die Telekom es mit PREMIERE treibt, soll es Pay-TV sein, wenn die Telekom es mit dem DSF macht, ist es kein “Pay-TV”, oder wie?
Es gibt in der dpa-Meldung (siehe “Der Standard“) einen Absatz, der mich ahnen läßt, wie möglicherweise die DFLsche Grenzziehung aussieht:
Die DFL-Führung lehnt dieses Modell aber strikt ab. Seifert verwies auf die Grundlagen der Vertragsbeziehungen. “Die von den Partnern erworbenen Inhalte sind auf diese Weise klar definiert, was allen Bewerbern auch bewusst war. Und deshalb betrachte ich die Dinge sehr gelassen”, erklärte der DFL-Geschäftsführer.
Möglicherweise macht die DFL das an der Vermarktung und/oder Aufbereitung fest. Sollte die Art der Aufbereitung irgendwie limitiert sein, dann sieht auch das Telekom-Gebot von 50 Millionen EUR für die Internetrechte möglicherweise nicht mehr ganz so günstig aus, wie man noch dachte.
Der Aktienkurs von PREMIERE ist heute vormittag, kurz nach Erscheinen des Seifertschen Statements um 4-5% abgeschmiert, liegt jetzt bei -3,6% bzw. 13,80 Euro, aber immer noch ungefähr im gleichen Korridor zwischen 12 und 15 EUR wie seit den dramatischen Dezembertagen.
Selbst ist die Liga
Es kam ja gestern bereits in den Kommentaren auf, die DFL hat gestern verkündet die Bundesligabilder ab dem Sommer selbst zu produzieren. Heute wurde übrigens “Jupp” Nehl (Ex-VfL Bochum) als Geschäftsführer jener Produktionsgesellschaft benannt.
Die DFL wiegelt ab, es sei das normalste der Welt und mit FairPlay Productions, dem jetzigen Produzenten, sei man sehr zufrieden.
Das Kuriosum an der Geschichte ist, dass FairPlay Productions themself als sehr DFL-nah galt. Sie wurde im April 2004 von DFL-Leuten wie Michael Pfad (Ex-Geschäftsführer der DFL-Kommunikation) gegründet und damals wurde gemunkelt, dass es FairPlay ein erster Testballon der DFL für einen eigenen Ligasender wäre.
Nun ist FairPlay Productions die Produktion der Bilder aus den Bundesliga-Stadien los und damit, so wie es ausschaut, ein Großteil seines Auftragsvolumen.
Richtig viel Futter für Gerüchte ergibt die Gemengelage, wenn man berücksichtigt, dass die DFL eine Option für 10% Anteile an ARENA hält. Die DFL wiegelt zwar ab, dass man bereits früher u.a. auch am DSF solche Optionen hielt, ohne sie dann zu ziehen. Aber mit einem eigenen Produktionshaus im Rücken hat die Option ein anderes Gewicht.
Als ich eben auf allesaussersport.de nach dem Namen “MIchael Pfad” gesucht habe, bin ich auf einen Eintrag aus dem letzten Juni gestossen, der zufällig gerüttelt Maß an Hellseher-Fähigkeiten besitzt:
Die deutschen Poker-Meisterschaften sind im vollen Gange. Als erstes hat Karl-Heinz Rummenigge als Ligavertreter den Einsatz erhöht, als er in einem KICKER-Interview in die Vollen ging. 500 Millionen sollen bei den TV-Verhandlungen für 2006/2007herauskommen und in Anspielung auf PREMIERE: “Wir müssen im TV-Bereich weg von den monopolistischen Strukturen; drei, vier, fünf Kanäle müssen in den Wettbewerb einsteigen. Ich bin sicher, dass es so kommen wird.†[…]
Drei potentielle Kandidaten gäbe es. Grundsätzlich gilt: der Fußball kann als dazu dienen um Sender in dia Kabelnetze durchzudrücken und um Sender bekannt und populär zu machen. Nur so ist TM3 (jetzt: 9live) überhaupt an terrestrische Frequenzen und Plätzen im Kabelnetz gekommen. Mit “Anpfiff†begann RTL sich damals als “großer†Sender zu verstehen. Mit NFL konnte sich FOX in den Kreis der drei großen US-Networks Eintritt verschaffen […]
Die DFL. Ja, die DFL selber ist ein möglicher Bewerber um die Fußball-Rechte. Die USA machen es vor: NBA und NFL haben eigene Sender aufgemacht und exklusive Angebote werden über Satellit vermarktet. Einen ersten Schritt in die Richtung hat man vor der letzten Saison gemacht, als man ein ‘eigenes’ Produktionshaus, Fair-Play Productions GmbH, gegründet hat und damit die ehemalige Kirch-Firma Plazamedia im Regen hat stehen lassen. Geschäftsführer der Fair Play Productions: Michael Pfad. Und da schließt sich der Kreis: Pfad war just jener Mann, der damals in Rekordzeit aus dem Nichts heraus eine ordentliche Sportredaktion bei TM3 aus dem Boden stampfte, nachdem die Championsleague-Rechte plötzlich da waren.
Eine Option für die DFL und Kabel Deutschland wäre es gemeinsam Liga-Fernsehen aufzuziehen. Kabel Deutschland hat die Infrastruktur für den Vertrieb und Pay-TV und DFL hat den “Content†und pfannenfertiges Bildmaterial.
Tausche “Kabel Deutschland” gegen “ARENA” und wir hätten ein mögliches Szenario für die nächsten Jahre.
Reaktionen
Ich glaube, bei der DFL merkt man so langsam, dass die Telekom mit den 45 Mios für die Internetrechte den Deal ihres Lebens gemacht hat.
@ dogfood kann sich die telekom nicht mit arena zusammen tun ?
Der jenige der Fussball über SAT scheuen will schaut über sat der andere der es über internet scheuen will kann es über internet machen. Ich kann´s verstechen wenn die DFL sagt es darf nur ein pay-tv die sache übertragen.
Denn wenn sie sich mit Premiere zusammmen tun würden gäbe es oder währe sogar eine konkurrenz zu arena denn heut zu tage kann man ja schon internet via sat empfangen. Denn wenn es so ist kann man ja gleich (bei der nächsten auschreibung für die Bundesliga rechte) premiere und arena ins boot holen, wer
das billigere angbot für den Kunden macht hat die meisten Abonnenten.
@tp: Ich glaube ans Gegenteil: wenn ich mir angucke wie langsam sich Pay-TV durchsetzt, werden die Leute noch mehr Skrupel haben, so’ne “komische Internet-Box” bei sich im Wohnzimmer zu stellen, mit einem Breitbandanschluß, dessen Preisschema für Otto Normalverbraucher kaum noch zu durchschauen ist. Dieses Internetz ist für viele zu abstrakt.
Langfristig wird es IP-TV geben, aber für die nächsten 3 Jahre wird das noch eine Sache für Freaks sein. Wenn es durchgedrückt wird, dann über den Preis. Ob dann aber für die Telekom 45 oder 50 Mio übrig bleiben, zumal sie an einige Großstadtmärkte wg. Konkurrenz nicht richtig rankommt?
Telekom und ARENA wird aus diversen Gründen nicht funktionieren.
– Sendelizenz: solange die Telekom im Staatsbesitz ist (ich glaube derzeit zu 30+x %), darf sie keinen Rundfunk veranstalten und keine Sendelizenz erwerben. Auch keine Tochter.
– Telekom und Unity Media (ARENA-Mutter) sind Konkurrenten. Die Telekom ist ihre Kabelnetze aus kartellrechtlichen Gründen losgeworden und wird sie sich auch nicht zurückholen können.
“wer das billigere angbot für den Kunden macht hat die meisten Abonnenten.”
Wenn es so funktionieren würde, hätte die Telekom in Hamburg keinen Breitband-Kunden mehr… Nein, ich denke die Beharrungskräfte von Kunden wird allgemein unterschätzt (weswegen ich auch nicht an eine riesige Abwanderung von Abonneten von PREMIERE weg glaube). Die wollen nicht neue Verträge abschliessen. Die wollen nicht alte Verträge kündigen. Und um Gottes Willen, “was hat das Internet mit Fernsehen zu tun?”. Da müssen einfach so dicke Bretter von der Telekom und Co. für IP-TV bei der Bevölkerung durchgebohrt werden, dass ich nicht glaube, dass die Telekom in den nächsten drei Jahren zum ernsthaften Konkurrenten wird.
Anders sieht es für die DFL-Rechte ab 2009 aus. Da kann ich mir in der Tat vorstellen, dass dann auch die Aufteilung zwischen “Internet” und “Pay TV” aufgehoben wird, weil alle irgendwie Fernsehen, Internet und Telefonie durch irgendeine Leitung liefern und es dem Kunden dann wurscht sein wird, über welche Kabel und Protokolle das geschieht. Aber dann wird nicht nur die Telekom in dem Bereich mitbieten. Dann wird z.B. auch Telefonica aus ihrem Loch gekrochen kommen.