Zeilensport: Klinsmanns Schattenmann

Held der Arbeit für Montag, den 20.3. ist Jan Christian Müller, der für die Frankfurter Rundschau ein superbes Interview mit Joachim Löw geführt hat.

Dabei werden nicht die altbekannten Fäßer wie z.B. die Wohnsitzdebatte aufgemacht, sondern die taktischen Probleme angesprochen und die Nominierungen erläutert.

Die Mannschaft muss lernen zu spüren, wann der Gegner wankt, und dann den Druck erhöhen. Aber sie muss auch spüren, wann es sinnvoll ist, den Ball zu halten und Ruhe reinzubringen. Vor allem aber muss sie in der Lage sein, blitzschnell umzuschalten. Bei uns tun das oft nur vier, fünf Mann. Das müssen aber alle zehn Feldspieler tun. Das ist das Entscheidende im modernen Fußball: umschalten, blitzschnell […]

Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Beim zweiten Tor der Italiener spielt Deisler im Mittelfeld einen Fehlpass. Das darf er zu diesem Zeitpunkt nicht machen, wir lagen ja schon 0:1 zurück. Aber jetzt ist ein italienischer Spieler am Ball, mit freiem Blick zu unserem Tor, kein Gegenspieler weit und breit. Das muss ein Signal für alle vier Abwehrspieler sein, sich sofort nach hinten fallen zu lassen. Wir aber sind auf einer Linie kurz hinter Mittellinie stehen geblieben […]

Michael Ballack ist unser Leader. Torsten Frings kann in die Häuptlings- Rolle hineinwachsen. Der kann Kommandos geben und auch mal dazwischenhauen. Auch Bernd Schneider. Der ist zwar ein ruhiger Spieler. Aber er kann durchaus auf dem Platz Einfluss nehmen. Und Christoph Metzelder natürlich. Er hat schon bei der WM 2002 ein Klasse-Turnier gespielt und ist in der Lage, andere zu dirigieren. Denn da hinten haben wir ein Problem: Die Jungs verteidigen noch zu oft nur für sich allein.

Müller/FR: Fahrenhorst ist inzwischen Stammspieler bei Werder Bremen. Die Bremer haben irritiert reagiert, weil Sie Friedrich geholt haben und Fahrenhorst, der ja immerhin im September 2004 gemeinsam mit Huth gegen die Brasilianer verteidigt hat, nicht. Haben Sie Fahrenhost vergessen?

Nein, das hat schon Gründe. Friedrich ist in Mainz der Kapitän, er kann dirigieren. Er ist in Mainz der Leader in der Abwehr. Das hat letztlich den Ausschlag gegeben.

Und wenn alle Nominierungen derart ausführlich dargestellt werden würden, hätten wir auch ein bis zwei Schippen weniger Terz vor und nach Länderspielen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich denke, die Antwort weißt du selber:

    Manche Medien, besonders aus der Hamburger Gegend, wollen den Terz um die Nominierungen. Es wird den Verantwortlichen der Nationalmannschaft kein Raum in der Medienlandschaft gegeben sich zu erklären.

    Es gibt nur Wohnsitzdebatte und Grinsi-Klinsi.

  3. Die NY Times hat am Montag einen Artikel über das Verhältnis von Deutschland zu Klinsmann gebracht.

  4. […] via allesaußersport […]

  5. Wenn ich mir angucke, wie Klinsmann gestern auf der Pressekonferenz die Frage nach den Unterschieden in der Spielweise zwischen Frings und Kehl abgebügelt hat, und dann die Interview-Auszüge von Löw lese, drängt sich mir der Verdacht auf, dass es ohnehin sinnvoller ist, Löw nach Fußball zu fragen. Weiß eigentlich jemand was über die Arbeitsteilung der beiden?