WBC: Puerto Rico – Kuba 3:4

Ich habe im Vorfeld nicht viel von den “World Baseball Classics” gehalten. Das roch zu sehr nach artifiziellem Produkt.

Der erste Haufen von Spielen aus Tokyo, mit den asiatischen Vertretern, schien meine Vorurteile zu bestätigen. Leblose Veranstaltungen mit zwei Ländern als Schlachtvieh und zwei quasi vorgezeichnete Vorrundensiegern.

Eine Woche später habe ich dann USA – Südafrika gesehen, was 17:0 oder so ähnlich ausging.

Heute nachmittag hatte ich nun die Gelegenheit Puerto Rico – Kuba zu sehen.

Und ich bin bekehrt.

Auch nachdem was ich zuvor von anderen über die Spiele der “Latinos” in Puerto Rico gehört habe, ist das dort ein anderer Schnack. Der gemeine MLB-Baseball verhält sich zu dem was dort abgeht, wie der Logen-Fußball in Leverkusen zu erdigen, schweißgetränkten Hochgeschwindigkeitsfußball in England.

So wie die fast 20.000 Zuschauer reagieren und mitgehen, so wie die Spieler vom ersten At-Bat an versuchten den Gegner an die Wand zu stellen (der puertoricanische Pitcher Gonzalez benötigte für die beiden ersten Innings 40 oder 50 Pitches ohne wirklich schlecht geworfen zu haben oder viele Spieler and die Plate zu lassen), wie aggressive auf die Bases gegangen worden ist, so eine Energie spürt man in der MLB nur ganz, ganz selten.

Das Spiel entwickelte sich von Beginn an, zu Kubas Gunsten, weil Puerto Rico kaum Offensivproduktion gelang. Das änderte sich mit dem 7ten Inning. Es gab einen umstrittenen Call des 2nd Base Umpire als Puerto Rico zum 2:4 einlief. Kubas Coach Velez rannte aufs Feld und fing mit Hilfe seiner Dolmetscherin eine hektische Diskussion mit dem US-amerikanischen Schiedsrichtern an, an deren Ende nach zwei Minuten die Ejection stand.

Wenn es denn noch steigerungsfähig war, so standen nun alle Zuschauer auf ihren Sitzen. Das Maskottchen der Puerto Ricaner tanzte auf dem Dach des kubanischen Dugouts, am Rande des Dugouts hämmerten die Zuschauer mit der flachen Hand aufs Dach. Die kubanischen Spieler stellten sich geschlossen vor dem Dugout.

Auch auf dem Feld wurde es nun richtig intensiv und es wurde um jeden Ball und jede Base gekämpft.

Im 8ten Inning, wenn ich mich richtig entsinne, hatten die Puerto Ricaner beim Stande von 3:4 sogar geladene Bases, die sie aber nicht in Punkte ummünzen konnten.

Mit diesem Sieg ist Kuba neben der Dominik. Republik ins Halbfinale gerückt. Und wieder muß ich sagen: ich verstehe den Modus nicht. Warum spielen Kuba und die Domink. Republik im Halbfinale gegeneinander und nicht überkreuz mit den beiden Mannschaften aus Pool 1 (Korea und …?)

Heute nacht spielen die USA und Mexiko. Es gibt einen höchstkomplizierten Tier, daher weiß ich nicht, ob die USA überhaupt gewinnen müssen um sich neben Korea für das Halbfinale zu qualifizieren. Es wird aber möglicherweise das letzte Spiel vom Pitcher Roger “Rocket” Clemens sein. Sicher ist es nicht, denn der offizielle Rücktritt steht noch aus. Leodator hat auf wortwelt schon mal einen Abgesang auf den vielleicht markantesten Pitcher ever geschrieben.

USA – Mexiko als Tape Sa 8h00 und 15h auf NASN.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Abgesehen von den Vorrundenspielen in Fernost war ich vom WBC bisher sehr angetan. Das Turnier lebt von den mitgehenden Zuschauermassen, die sowohl in San Juan als auch in den Staaten in außreichender Zahl vorhanden sind. Neben der ausfühlich von dogfood geschilderten Partie Puerto Rico – Kuba war auch das 2:1 Koreas über Japan von letzter Nacht ganz großer Sport und hat einfach Spaß gemacht.

    Die Kritik am Modus teile ich. Ich hab schon nicht verstanden, warum die beiden Teams aus einer Vorrundengruppe auch in der Zwischenrunde wieder gegeneinander antreten. Dass die beiden Halbfinals nun auch noch “gruppenintern” gespielt werden, ist nun noch viel komischer. Aber wenn das der einzige Kritikpunkt bleibt, ist es okay.

    Hoffentlich findet die WBC 2009 wie geplant ihre Fortsetzung.

  3. Na ja, nach unser aller Verständnis ist es natürlich nicht zu verstehen, warum die Halbfinals so ausgetragen werden. Auch die Zusammensetzung der Zwischenrunde mit teilweise schon in der Vorrunde ausgetragenene Begegnungen erscheint auf den ersten Blick blödsinnig.
    Wenn man aber bedenkt, das der Erfolg des Turniers auf den Fernsehmarkt USA angewiesen ist und da natürlich ein Finale mit US Beteiligung gewollt ist, macht es wieder Sinn. Die vermeintlich besseren Nicht-Ami Teams kommen aus Puerto Rico, Guatemala, Venezuela und Kuba. Alle entgegengesetzt. Mit der Schwäche von Team USA und der Stärke Koreas hatte man wohl nicht gerechnet.

  4. Die USA haben gegen Mexiko verloren und sind draussen.

    http://sportsillustrated.cnn.com/2006/baseball/mlb/03/16/wbc.us.mexico.ap/index.html

    Zum Glück für die US-Spieler geht das vermutlich etwas im Madness-Trubel unter.