Mein Wochenende
Fußballtechnisch war es ein Wochenende zum Abgewöhnen. Wo ich auch hinzappte, gab es in der Fußball-Bundesliga nichts rasantes. Und von allen Kicks war HSV – VfB der grottigste Kick. Die erste Halbzeit war ja wenigstens noch diskutabel und dass alles sieht für den VfB sogar teilweise anständiger als vor Wochen aus. Aber der HSV? Mein lieber Scholli… da steht ja inzwischen kein Stein mehr auf dem anderen. Die Verunsicherung ist in allen Mannschaftsteilen zu greifen.
Die Krönung war das Quasi-Eigentor von van der Vaart. Aus 70m einen Steilpaß in das eigene, leere Tor zu geben, die vom Gegner dann verwandelt wird, das hat schon wieder Klasse (erinnert sei z.B. an das Eigentor von Franz Beckenbauer ausgerechnet bei seinem Abschiedsspiel). Der HSV tat alles um sich vor dem Schlager gegen Bayern selbst zu kasteien, inkl. der Gelbsperren von Wicky und van Bouyten. Es hätte nicht viel gefehlt und van der Vaart hätte bei diesem Steilpaß auch noch die Notbremse gezogen und sich ebenfalls um das Bayern-Spiel gebracht. Doch zum Glück zuckte er noch zurück und ließ Gomez laufen, die vermutlich cleverste HSV-Aktion im ganzen Spiel.
Aber dafür dass da die Nummer 2 gegen die Nummer 6 spielte, war es so markerschüttern schwach…
Nicht dass auf anderen Plätzen den Zuschauern die fliegenden Brathähnchen von alleine in den Rachen geschoben werden. Liverpool – Manchester City (1:0) war auch eine völlig uninspirierte, erbärmlich langweilige Partie wie zuvor das Spitzenspiel aus der Eredivisie Alkmaar – PSV (Dritter gegen Tabellenführer) (1:2). Was Alkmaar in der 1ten Halbzeit zusammengespielt hat, wäre nach hiesigen Maßstäben mit Ach und Krach zweitligareif.
Am unterhaltsamsten war da schon Benfica – FC Porto (1:0), weil es da wenigstens gepflegt auf die Hölzer gab und der Beau im Tor des FC Porto Vitor Baia sich beim Treffer durch einen 236m-Freistoß ziemlich blamierte.
Insgesamt waren es wohl schlechtesten zwei Tage Fußball seit langer Zeit. Und wenn du glaubst, tiefer geht es nicht mehr, kommt der Wörns daher und argumentiert im Streit mit Klinsmann:
Respektlos – da muss ich lachen. Respektlos ist, wie Klinsmann mit Menschen, mit einem 34-jährigen Familienvater umgeht
Wow, Bombenargumentation. Ich bin Vollwaise, meine Frau ist gestorben, habe drei hungrige Mäuler zu stopfen und noch ein Schrapnell vom letzten Krieg im rechten Fuß. Hat jemand noch einen Teller Erbseneintopf für mich und meine Familie?
Olympia ging zu Ende. Leodator fasst es anderenortes bereits zusammen. Schade, schade, schade, das Olympia nicht noch mit Knallerwettkampftage zu Ende ging, sondern einfach langsam auszulaufen schien. Entweder saugt man sich noch einige Wettbewerbe wie 4×7,25km Langlauf-Staffel im klassischen Stil mit Massenstart in der Doppelverfolgung mit Einsitzer und Rechtsausschwenker und man verkürzt Olympia um zwei Tage.
Der gestrige 50km-Langlauf-Wettbewerb mit Massenstart war angesichts des Rennverlaufes ein schlechter Witz: 48,5km Anlauf für eine anderthalb Kilometer lange Sprintentscheidung.
Kontrapunkte in Sachen Leodator-Resümee: Short Track hat mir insbesondere am Samstag viel Spaß gemacht. Mehr von.
Meine Helden der Arbeit von Olympia: Faßnacht & Büttner für Eishockey und Sigi Heinrich, weil keiner kann so gut beim Biathlon brüllen ohne wie ein Chauvi rüberzukommen. Frank Wörndl, der derart freakige Ski-Alpin-Analysen abgibt, wie ich sie seit den legendären Bobübertragungen von Salt Lake City auf PREMIERE nicht mehr gehört habe (leider ist mir der Name des Experten von damals entfallen).
Weiter im Programm. Auch das Motorsportprogramm vom Wochenende war eher trüb. Die A1 GP blubbert vor sich hin. Abgesehen von irgendwelchen Freakunfällen (z.B. Auffahrunfall in der Gelblichtphase mit einem Streckenposten der seelenruhig auf der Strecke stehenbleibt, während der verunfallte Wagen auf ihn zuschlittert und 1m von ihm stehenbleibt) bieten die Rennen weiterhin nur wenig Action an. Was gar nicht mehr geht, sind die Kommentatoren Roos und Heidfeld, bei denen man das Gefühl hat, eine Wiederholung des ersten Saisonrennen zu hören. Immer wieder hört man fast im gleichen Wortlaut die gleichen beschissenen Erklärungen zum Thema Boost-Button, Motoren, Reglement usw, usf… Und wie toll der Timo Scheider auf Platz 10 herumfährt. ICH KANN ES NICHT MEHR HÖREN! Man sollte meinen, dass man nach fünf Monaten Übertragungen ein bißchen mehr Abwechslung in die Kommentierung bringen kann. Und einem zu Adrian Fernandez mehr einfällt, als dass was gerade per Schrift eingeblendet wurde.
Eigentlich wollte ich auch NASCAR sehen, aber irgendwie ist meine Aufzeichnung von Samstag nacht ohne Ton. Ich wil versuchen dieser Tage eine der Wiederholungen abzugreifen.
Und so blieb SuperBike die am Samstag beim “Seasonopener” zwei sehr spannende Rennen lieferte.
Reaktionen
Short Track mag zwar ein spannende Sache sein, aber es gibt mMn viel zu viele Wettbewerbe, welche wohl tatsächlich darauf abzielen, dass die Asiaten, insbesondern die Koreaner glücklich von dannen ziehen können.
ich kann die Kritik an der Zahl der Short Track-Wettbewerbe nicht nachvollziehen. Nach meiner Rechnung gab es pro Geschlecht vier Disziplinen:
Männer: 500m, 1000m, 1500m, 5000m-Staffel
Frauen: 500m, 1000m, 1500m, 3000m-Staffel
bei der busch-series auf motorstv gab es im ersten drittel des rennens tonprobleme (also kein ton). so ab der 40. runde gab es afaik wieder sound.
das rennen an sich war leider nicht sehr berauschend. überholen ist auf dem california speedway wohl ziemlich schwierig.
Sache beim Shorttrack ist nur, dass man das Gefühl hat, dass die ersten Runden eh nicht Volldampf gelaufen wird, sondern nur auf den letzten Runden, weswegen man denken mag, dass der Unterschied von einem 1500m-Lauf zu einem 1000m-Lauf als “ruhige gemütlich vorne weg gelaufene Runden” bezeichnet werden könnte, da die Zeit beim Shorttrack meist nur zweitrangige Bedeutung hat (gegenüber der Platzierung) … allerdings ist dies auch bei anderen Sportarten so (Leichathletik, Bahnrad), während beim Eisschnelllauf die Sache wieder anders aus sieht.
Beim Shorttrack mag das anders auffallen, da dort die Besten über 500m auch schonmal die besten über 1500m sind, was es beim Eisschnelllauf kaum zu sehen gibt, ebenso sind die Sieger von 800m-Läufen auf der Tartan-Bahn auf 5000m nicht die Schnellsten (die dortigen Sieger sind dann aber vielleicht auch bei den 10000m gut dabei).
Aber naja, da ich nie Shorttrack gelaufen bin (stand am Freitag das erste mal seit Ewigkeiten aus Schlittschuhen … und hab mich mehr oder weniger blamiert … war aber lustig), kann ich nicht beurteilen ob Koreaner Ahn vielleicht einfach nur ein guter Allrounder ist.
Betrachtet man die Ski-Alpin-Wettbewerbe, so gibt es da auch Läufer die bei einer Renn-Art besonders stark sind und andere machen sich bei mehreren Wettbewerben gut.
“Und von allen Kicks war HSV – VfB der grottigste Kick.” Ausgeschlossen! Der grottigste Kick fand ohne Zweifel in Müngersdorf statt. Und sag jetzt nicht: “Aber Ihr seid sowas gewöhnt.”
Naja, das Spiel Bielefeld-Dortmund war auch nicht gerade toll. Als ich jetzt nachträglich von van der Vaarts “Glanzleistung” hörte, hätte ich lieber das gesehen…
… ach ja, ein Spieler war in Dortmund ganz gut – rate mal wer. ;)
Also sporttechnisch war der Samstag einer der tollsten Tage des Jahres!
Zuerst Biathlon, mit Gold für Greis, Silber für Wilhelm und Bronze für Disl.
Anschl. das Bayern-Spiel, eines der Besten der Saison.
5000-m der Frauen Eisschnelllauf. Super-spannend.
4er-Bob Gold für Deutschland!
Fantastischer Sport-Samstag
Jens, er ist aber trotzdem eine beleidigte Leberwurst. :-)
Bzgl. A1. Was die Moderatoren angeht – geschenkt. Sascha Roos klingt wie ein hyperventilierender Teenager und nervt. Was das Rennen in Mexiko angeht. Ich finds (es läuft grad die Wiederholung) nicht schlecht. Gute Namen mit Bryan Herta, Patric Carpentier, Joss Verstappen, dem kleinen Rahel, Christian Fittipaldi. Leider ist das Leistungsgefälle zwischen den Fahrern einfach zu groß.
Was das Renngeschehen angeht: es ist nicht immer toll, aber nicht schlecht. Eine gute Nachwuchsserie, die die Winterpause verkürzt. Wenn sie diese dämliche Nationenwertung abschaffen würden, wäre allen geholfen.
zwei dinge haben mich beim spiel hsv vs stuttgart gestoert…
zum ersten: warum muss man van der vart derart verheizen? zwei wochen im training, und schon soll er das hamburger spiel lenken wie in der hinrunde. das kann einfach nicht funktionieren. van der vart ist natuerlich nicht in vollbesitz seiner kraefte. im uefa cup noch richtig eingesetztes takitsches mittel, war diese einwechslung mir nur noch unverstaendlich. das zweite tor der stuttgarter eindeutiger beweis. noch zu langsam, zu schwerfaellig… es waere eine logische konsequenz gewesen, falls er sich neuerdings verletzt haette, aber wenigstens das war nicht der fall. ich hoffe, dass das quasi eigentor keine negativen konsequenzen fuer diesen begnadeten fussballer hat.
die panikanfaelle von doll und koeppel (letzte woche) scheinen mir ein wenig paranoid, und gleichzeitig ein einblick in die uebersteigerte erwartungshaltung der bundesligaclubs im allgemeinen. spaetestens seitdem der hsv verkuendete in den naechsten jahren top 25 in europa zu werden, ist der abfall nicht mehr verwunderlich.
zweitens: die stuttgarter mit neuerlichem rueckenwind spielen eine defensive aufstellung deren nur ein absteiger wuerdig ist. 9-1-1 … was soll das. meiner meinung nach alles was man zum status der bundesliga verfolger momentan sagen muss…
treffender kommentar von baeh moterator (die uebertraungen sind einfach nur mangelhaft), dass der kampf um die freien uefa cup plaetze einer “reise nach jerusalem” gleicht, sowie meiers kommentar in der sportschau zum thema erwartungshaltung…
Also, HSV-Stuttgart war sicherlich nicht das schlechteste Spiel. Ich hab mir Bremen-Gladbach angetan, und dank der unterirdischen Leistung konnte Bremen mit einer etwas besseren Trainingsleistung einen vollkommen ungefährdeten Sieg einfahren. Vor allem die zweite Halbzeit war wirklich zum Abgewöhnen. Und was ich Sonntag aus der Konferenz von Hamburg-Stuttgart mitbekommen habe, erschien mir doch deutlich schneller und vor allem fußballerisch besser zu sein, auch wenn es für den HSV nicht so toll lief.
Wie mies das Spiel in Köln war, weiß ich nicht, aber nach Erzählungen, die ich gehört habe, muss das auch ziemlich unterirdisch gewesen sein.