Vorolympisches Feuer-n: Trapattoni freigesetzt.

Es muß Bruchteile von Sekunden nachdem ich mein iBook gestern zugeklappt habe, über die Ticker gegangen sein:

Der VfB Stuttgart hat seinen Trainer Giovanni Trapattoni gefeuert. Brehme übrigens gleich mit. Präsident Staudt:

Giovanni Trapattoni ist ein absoluter Gentleman und der erfolgreichste Vereinstrainer der Welt. Trotzdem hat sich seine Arbeit mit der Mannschaft nicht so effizient und erfolgreich wie von uns allen erhofft gezeigt. Aus diesem Grund sind wir gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass wir trotz der fortgeschrittenen Saison mit einem neuen Trainer unser ursprünglich anvisiertes Saisonziel – einen Platz im internationalen Geschäft – erreichen können

Drei Spiele nach der Winterpause hat es dazu gebraucht. Drei Spiele in denen der VfB kein Tor und die Gegner nur ein Tor geschossen haben.

Stuttgart und Trap, dass das nicht passte, darüber habe ich ja hier schon einige Male geschrieben.

Den Medien nach zu urteilen, ist man nach der Winterpause optimistisch gewesen. Trapattoni habe seine Konzepte endlich vermitteln können, die Mannschaft würde zuhören… Zehn Tage später alles perdu. Die Risse sind schon vor dem Werder-Spiel zu Tage getreten, als Tomasson mutmaßlich aus disziplinarischen Gründen nicht im Kader war (er hatte sich in einer dänischen Zeitung über Traps Defensivfußball beschwert).

Die Schmerzgrenze war beim VfB nun auf einem Schlag erreicht, als man zwei Punkte Abstand zu den UEFAcup-Plätzen bekommen hat. Was irgendwie auch nicht wahnsinnig konsequent ist, aber viel über den Geldstand im VfB-Tresor verrät. Über Staudt vor zwei Wochen im KICKER:

[Im KICKER] war diese Saison grafisch dargestellt. Eine Linie von links unten nach rechts oben. Immer wieder kleine Zacken nach unten, aber letztlich ging es stetig bergauf mit dem VfB. Nicht nur das stimmt Staudt optimistisch. “Wie Herr Trapattoni arbeitet, ist einmalig. Er baut auf junge Spieler”, sagt der 57-Jährige. Erstmals stellt sich Staudt eindeutig hinter seinen Coach […]

“Wir sind auf dem Weg, wieder die jungen Wilden zu werden”, freut sich Staudt.

Hüstel.

Der Stuttgarter Journalist Oliver Trust in der FAZ vor dem Werder-Spiel über die Situation:

Was nach der holprigen Hinserie ein Neustart werden sollte, ist bei mittlerweile elf freudlosen Unentschieden zu einem Rückschlag verkommen, der nach dem Stimmungshoch in der Winterpause um so schmerzlicher ausfällt. Aus der Mannschaft dringt allzu Kritisches über den sportlichen Chef in die Führungsetage. Nicht nur die beiden Dänen Jon Dahl Tomasson und Jesper Grönkjaer klagen über mangelnden Spielfluß. Jüngst stellte die „Stuttgarter Zeitung” fest, ein Großteil der Mannschaft lehne den defensiven Stil Trapattonis mittlerweile offen ab. Das Blatt stellte seinen Lesern eine Liste der „Problemfälle” im Team zusammen und hatte am Ende nicht weniger als sieben namhafte Akteure der Stammformation aufgezählt, die mit ihrem Frust ein kaum noch kontrollierbares Konfliktpotential darstellten. Die „Stuttgarter Nachrichten” prangerten die Darbietung des VfB in Köln als „Stückwerk” an und stuften Spielanlage und Spielaufbau als „mangelhaft” ein.

Die Führungsetage des Klubs, so heißt es, diskutiert bereits Alternativen, was selbst erfahrene Spieler im eigenen Kreis einschließt, die „übernehmen” könnten. Für viele klingt die neuerliche Unzufriedenheit in Stuttgart wie die Wiederholung eines altbekannten Liedtextes. Oft in dieser Saison stand Giovanni Trapattoni vor einer ähnlichen Situation. Immer wieder fand sich ein Retter aus der Mannschaft, der mit einer guten Tor-Tat dem in Bedrängnis geratenen Trainer aus der Bredouille half. Stürmer wie Tomasson aber fühlen sich inzwischen selbst als Opfer der defensiven Ausrichtung.

Während n-tv in seiner eMail-Eilmeldung noch über the return of Rangnick spekulierte, geht die Stuttgarter Zeitung davon aus das Armin Veh heute das Training übernimmt. Um 11h soll eine eine Pressekonferenz geben.

Interessant wäre es zu wissen, was für eine Rolle der neue Sportmanager Horst Heldt gespielt hat, der ja in der Halbzeitpause schon einen recht gereizten Eindruck gemacht hat (obwohl: wer von uns wird bei Patrick Wasserziehr nicht gereizt?)

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Wobei Armin Veh auch zu den Trainern gehört, die ich gerne in der großen Bundesliga mal ausgetestet sehe.

  3. Obwohl man sich mit Horst Heldt nun angebliche fußballerische Kompetenz in die Führungsetage geholt hat, baut man nach der Verpflichtung Sammers nun den nächsten dicken Klops.

    Mir ist völlig unverständlich, dass Leute wie Staudt & Co. glauben, mehr vom Fußball zu verstehen als Trap. Denn nichts anderes beduetet diese Entlassung in meinen Augen.

    Man halte sich das nur vor Augen: Man verliert Hleb, Kuranyi und Lahm. Nicht nur Nationalspieler, sondern Spieler, die in den vergangenen Jahren durchweg in Topform waren. Dafür holt man Quotenslawen wie Liubolja oder Reservisten wie Tomasson. Das wäre ja an sich nicht schlimm, wenn man im Vorstand nun nicht glauben und verbeiten würde, der Kader sei seit dem besser geworden!

    Die Entlassung Traps setzt dem ganzen Unfug nun die Krone auf.

  4. Hui, ich hatte Recht … es konnte nur schiefgehen.

  5. Das Erstaunliche dabei: Selbst fußballerische Laien konnten den Stuttgarten Staudt und Co. das schon zu Saisonbeginn sagen.

    Ein wenig drängt sich mir der Verdacht auf, dass im Schwabenland geknausert wurde. Statt einer teuren Mannschaft eine Durchschnittstruppe mit einem teuren Trainer, der schon für den Erfolg sorgen wird. Kommt, so die Rechnung, aufs Gleiche Endergebnis, ist aber billiger.

    Davon abgesehen: Der Auftritt des VfB in Müngersdorf war sehr, sehr schwach.

  6. @Deslizer: Was aber eher an den Stuttgartern, ihrer Mannschaft und ihrem Anspruch, weniger an Trappatoni lag.

  7. Jap, dem Stimme ich zu. Dem Trapattoni kann man kaum absprechen, dass er zu einen der erfolgreichsten derzeit aktiven Fußball-Trainern gehört.
    Aber Stuttgart … das ist einfach keine Mannschaft für einen Trapattoni.
    Rehagel und Bayern … das passte ähnlich wenig.