Ailton an Bord

Was sich langsam seit Tagen angekündigt hat, ist heute vollzogen worden: das Ailton wird an den HSV ausgeliehen. Und neben den neuen Trainern bei den Bundesligisten, ist die Rückehr des Ailtons eines der spannendsten Experimente der Rückrunde.

Irgendwie mag ich Ailton, aber irgendwie muss man Ailton auch für ziemlich “untrainierbar” halten, spätestens nachdem er auf Schalke alle Brücken abgerissen hat, die Rangnick und Assauer ihm gebaut haben. Okay, ein Ailton und ein Rangnick, das hätte vielleicht per se nicht gut gehen können, aber trotzdem hat seine Zeit dort sein Image gehörig angekratzt.

Aus Sicht des HSVs kann ich die Entscheidung verstehen: M’penza war eigentlich nicht mehr zu halten. Nachdem er und sein Berater bereits in der Sommerpause mit einem Weggang gezockt hatten, gab es nun in der Winterpause ein Angebot aus dem Nahen Osten und der HSV handelte nicht zu Unrecht nach dem Motto “Reisende sollte man ziehen lassen”, womit ein M’penza dann ein für allemal in der Bundesliga verbrannt sein dürfte. Schon alleine weil seine zahlreichen Verletzungen dazu führten, dass er nie wirklich ins HSV-Spiel integriert wurde.

Der Weggang hat die eh nicht fett besetzte Reihe der Stürmer noch mehr geschmälert, so dass der Transfer von Takahara auch erst mal auf Eis gelegt worden ist. Wo immer HSVs Beiersdorfer anbaggerte, wurde er abgewiesen und so blieb 6-7 Tage vor Schließung des Transferfensters nur noch die Option Ailton.

Ich glaube nicht, dass es mit Ailton klappt. Dabei würde ich es Doll und der Mannschaft zutrauen, dass sie Ailton menschlich integrieren. Aber ich sehe das Hauptproblem in Ailtons Spielweise.

Einerseits kommt seine Spielweise dem HSV entgegen: Ailton ist kein Abstauber, sondern einer der geschickt werden will. Auch die HSV-Offensive ist derzeit so gestrickt, dass sie weniger einen Belagerungszustand vor dem gegnerischen Tor veranstaltet, sondern mehr mit schnellen Angriffen und freien Räumen arbeitet.

Das Problem ist aber, dass Ailton immer an der Kante zum Abseits steht und sehr präzise, extrem gut getimte Pässe benötigt. Bei Werder hat es sehr lange gedauert, bis sich das eingespielt hatte, insbesondere nach dem Sommer 2002, als bei Werder Micoud Andreas Herzog ersetzte. Aber unterm Strich hatte er in jeder Saison nach dem Sommer 1999 minimum 12 Tore, einmal gar 28Tore.

Und der HSV hat mit van der Vaart, Beinlich, Trochowski und vielleicht auch Barbarez vier Leute die nun wirklich manch gut geschmierten Pass zu schlagen pflegen. Aber ich glaube nicht dass die Zeit reicht.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Interessant an der Verpflichtung ist noch das Einholen des Ja-Wortes des Mannschaftsrats.
    Und auf Schalke musste ich Ailton jeden Samstag “bewundern” Der Mann ist der größte Stehgeiger der Fußballgeschichte. Dagegen ist Makay ein Kämpfer. Am Kombinationsspiel nimmt Ailton ebenfalls nicht teil und wehe ein Ball kommt nicht in seine Richtung. Abwinken und schimpfen ist die direkte Folge.
    Damit schießt sich der HSV ein Rieseneigentor. Jemand impulsives wie Barbarez wird nach kürzester Zeit vor einer Tätlichkeit am Mitspieler geschützt werden müssen.

  3. Ich bin mir nicht sicher ob die Außendarstellung von Ailton eine andere (schlechtere) ist, als sein Standing in der Mannschaft. Sowohl Andreas Müller als auch Wicky (Ex-Bremen) loben Ailton menschlich übern grünen Klee.

    Und mit Barbarez kennt der HSV bereits einen Spieler, der während des Spiels nur mäßig kollegial ist.

    Für mich aber die große Unbekannte: Thomas Doll. Ist er jemand der einen Spieler wie Ailton die lange Leine lassen kann?

    Wenn Thomas Doll es schafft aus Ailton eine “Tormaschine” mit 6-10 Toren bis Saisonende zu machen, ist Doll für mich ein ganz, ganz, ganz, ganz, ganz Großer seiner Zunft.

  4. ich sehe das hauptproblem in ailtons unprofessioneller einstellung. er ist undiszipliniert, faul und hat sein talent jahrelang verschwendet.
    wenn man ihn “life” sieht merkt man erst, dass er einen grossteil des spiels überhaupt nicht anspielbar ist, weil er permanent im abseits steht. laufen mag er nur in eine richtig, aber wenn der angriff zuende ist, pumpt er wie ein maikäfer und trottet wieder zurück richtung mittellinie. er hat ein gute ballkontrolle, ist relativ schnell mit dem ball, hat eine sehr gute schusstechnik und hat früher auch seine tore gemacht, auch wenn das für mich ein rätsel war. ausserdem sollte man auch immer das defensivverhalten eines stürmers beachten. wenn der gegner in ballbesitz ist, ist ailton ein totalausfall.
    wenn er 15 kilo leichter wäre und ausdauer hätte, wäre er für jeden club eine bereicherung. ich würds dem hsv auch wünschen, aber ailton hat seinen zenit weit überschritten und wird ihnen wohl nicht viel bringen.

  5. In Istanbul hat man bereits in drei Wochen gemerkt, dass Ailton genau die Eigenschaften hat, die man bei einem Profil-Fußballer des 21. Jahrhunderts nicht mehr verzeihen kann: kein Team-Player, zu langsam und divenhaftes Verhalten.
    Aber es finden sich immer Teams, die meinen, dass er “es” ja nicht ganz verlernt haben kann. Vielleicht straft “Toni” mich ja auch lügen, aber mit steigendem Alter, werden die o.g. Eigenschaften immer ausgeprägter, und wenn eine erfolgreiche Truppe wie der HSV auf einmal eine Filzlaus im Pelz hat, wird man sich verdammt schnell daran erinnern, dass es auch mal ohne Ailton sehr gut lief.

  6. Also ich freu mich tootal über diesen Neuzugang!

    Nicht nur dass, ich damit meine kleine Rubrik weiterführen kann, nein, ab sofort muss man sich um den HSV als Meisterschaftsanwärter auch keine Sorgen mehr machen – schön…
    ;-)

  7. Tsssts, bei dem Echo treibt es mich ja geradezu in die Arme von Ailton :-)

    Ailton:
    1999/2000: 12 Tore
    2000/2001: 14 Tore
    2001/2002: 16 Tore
    2002/2003: 16 Tore
    2003/2004: 28 Tore
    2004/2005: 14 Tore
    (2005/2006: 12 Tore, hochgerechnet von den 5 Toren für Besiktas in 14 Spielen)

    Da kann der Kassenpatient nicht meckern: seit sieben Jahren kontant 12 Tore und mehr und darüberhinaus zwischen 5 und 10 Assists.

    Das ist gleiche Augenhöhe mit Pizarro (der aber weniger Assists macht). Nur gilt letzterer nicht als “unprofessionel”, “undiszipliniert”, “faul”, “Diva”, “zu langsam” oder Stehgeiger.

    Was das Defensivverhalten angeht: M’penza, Lauth und Takahara sind, im Gegensatz zu Barbarez, nun auch nicht die Größten in der Arbeit nach hinten. Von daher dürfte sich die Verschlechterung in Grenzen halten.

  8. Manchmal versteh ich ‘meinen’ HSV nicht. Man verzichtet auf einen Stürmer wie Romeo und stürzt sich von einem Abenteuer ins Andere; Takahara, Mpenza und nun Ailton.

  9. Wer sich auf Ailtons Spielweise einlässt hat viel Spaß an ihm. Denn gerade das macht in unberechenbar…..89 Minuten nix und dann Tor durch Ailton. Auf den HSV muss man in Zukunft mehr achten denn je und das wird der BuLi mehr als gut tun…

  10. Laßt den Burschen am Samstag auflaufen, ich wette hiermit symbolisch einen “Hunni”, daß ihm gegen den Glubb nichts gelingen wird.
    Kann ich als Außenstehender nicht nachvollziehen, wie man sich in eine intakte Truppe wie den HSV so einen “Nestbeschmutzer” holen kann…

  11. @Number13: Stimmt, der HSV wird in dieser Saison garantiert diverse Tore in der 92.Min+ erzielen…

  12. Die meisten Brasilianer muss man die Pfeife halten. Am Besten nach dem Spiel ins Ohr flüstern: “Du warst heute wieder der Größte, Beste usw” Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass Fussballer in Brasilien vergöttert werden und hier eben nur Stars sind. Will damit sagen: schafft man diesen Spagat Ailton als Fussballstar und der Mannschaft kann es was werden. Wenn nicht – Uefa Pokal.

  13. ailton ist ein guter! wenn doll ihn nur dazu bringt, seine leistung abzurufen und ein paar kisten zu machen, dann hut ab vor dieser waghalsigen und schließlich gelungenen verpflichtung. denn der schuss kann auch nach hinten losgehen. der hsv lebt von seiner mannschaftlichen geschlossenheit. wenn ailton sich da einbringt, passt das. wenn nicht, wird es problematisch…
    ich bin mir aber sicher: ailton macht mehr buden in der rückrunde als die drei “topp-stürmer” taka, lauth, mpenza zusammen…

  14. Tja, da hab ich wohl recht behalten mit meinem Tip zum “Glanzauftritt” von Ailton. Weniger Ballkontakte als der eigene Tormann, wo gibt´s denn sowas? Als neutraler Beobachter muß ich sagen, daß man mit dieser Art Spieler wahrscheinlich wenig Freude in Hamburg haben wird.
    Tragisch an diesem Spiel nur die Verletzung meines Namensvetters. Ich hoffe, er kommt bald wieder auf die Beine.

  15. Mintal ist wichtig aber nicht so wichtig wie euer Spieler der auf der Trainerbank sitzt. Diese Verpflichtung ist praktisch euer Klassenerhalt!

  16. Ja, ja der Meyers Hans ist schon ein Guter. Hätte nie gedacht, daß es ihm gelingt 11 Punkte aus 6 Spielen zu holen. Der gute Wolfgang Wolf hat nur 6 aus 12 geschafft…aber trotzdem behalte ich Ihn als einen großartigen Trainer mit einem Gespür für junge Talente in Erinnerung. Von mir aus könnte der FCK ja absteigen, aber Wolfgang Wolf als Mensch würde ich den Klassenerhalt gönnen.

  17. Magicmintal73@
    Gut das es Menschen gibt, die nicht nur nachtreten. Ist sehr selten geworden.
    Finde Wolf auch sehr symphatisch, weil man das Gefühl hat, dass er nicht mit gespaltener Zunge spricht!