Wir sind football
Blogs sind in Frankreich ein ungleich größeres Ding als in Deutschland und haben sich binnen Jahresfrist in die Jugendkultur integriert. Kein Jugendmedium oder sich jung haltender Sender der nicht auch auf seiner Website Blogs feilbietet.
Nun gibt es in Frankreich ein interessantes Modell für Fußball-Blogs, melden die Metablogger von Pointblog. Ein Modell dass sich die Leidenschaft und Vernetzung von Blogs zunutze macht, um ein Fußball-Portal aufzuziehen.
NewSports in Paris ist eine Agentur die sich auf die Produktion von Sport-Websites spezialisiert hat und u.a. Webauftritt für Fußballer wie Nicolas Anelka oder Sportportale umsetzt.
Nun wurde das Portal football.fr aufgemacht. Zirka 10 hauptberufliche Journalisten gestalten die Website und über 50 “Blog-Reporter” machen unter dem Dach von football.fr mit. Im “Scan” schlagen derzeit 1-3 Kurzmeldungen pro Stunde von Bloggern auf, die besten längeren Blog-Einträge sind auf der “Blog Homepage” gefeaturet. Die Blogger haben unter football.fr für ihre Blogs eine eigene Subdomain (mercato.football.fr, alboon.football.fr, paris-sg.football.fr). Verlinkt sind sie via Aufmacherseiten wie “Deutschland“, “England“, “Ligue 1” u.ä. Die Blogs selber scheinen nur zwei Formen von Kategorien zu kennen: “Artikel” und “Kurzmeldungen”. So kommen neue Einträge automatisch auf den “Kurzmeldung-Scanner” oder werden von Redakteuren auf Tauglichkeit für die Homepage durchgelesen. Wer will kann jederzeit sein eigenes Blog unter football.fr aufmachen.
Die Idee ist stellenweise pfiffig. Nach dem Motto “Vier Augen sehen mehr als zwei Augen und Hunderte von vernetzten Bloggern mehr als eine kleine Online-Redaktion” stellt man ein Portal hin, dass als News-Aggregator dient. Da man eine eigene Software einsetzt (die Blog-Software “Dot Clear“), sind die Inhalte strukturierter als das einfache Abgreifen von Tags z.B. via Technorati. Zudem sorgt das Feature von Kurzmeldungen durch Blogger für eine neue Dimension von Aktualität, die ich so in der Blogger-Szene auch noch nicht kenne. Die technische Umsetzung ist noch nicht perfekt. Was wie wo verlinkt wird, ist nicht stringent gelöst.
Soweit halte ich es für ein wirklich pfiffiges Konzept, dass sich an die Dynamik der Blogosphäre anhängt und versucht einen “journalistischen Drive” daraus zu ziehen.
Mir gefällt es aber nicht, wie die Blogs unter dem Dach von football.fr gestülpt werden. Die Blogger haben keinerlei Bezug mehr zu ihren alten Blogs. In den football.fr-blogs haben sie nur einen Nickname. Der Realname wird nur erwähnt, wenn es ein Blog-Eintrag als Feature auf die Homepage schafft. Das ist mir nicht nur zuviel der Gleichmacherei. Damit negiert man auch die Zeit vor football.fr. Ob die derzeit vorgesehene Entlohnung (0) angemessen ist, wird sich erst später entscheiden, sollte football.fr richtig fette Werbebanner aufnehmen und nicht nur einige Yahoo-Ads. Derzeit sehe ich so kein Geschäftsmodell. Da müsste schon ein fetter Sponsor her.
Aber im Sinne von “Journalismus meets Blogs” ist es ein interessantes Modell.
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