Screensport am Mittwoch: die feuchte Hose des DSF
Eine spektakuläre Headline die auf den Zustand des DSF-Managements anspielt, das angesichts eines gestern beschloßenen Gesetzesentwurfs der EU-Kommission nur noch mit Beule in der Hose rumläuft.
Die hochgradige Erregung ist der EU-Medien-Kommissarin Viviane Reding zu verdanken, die vielleicht optisch nicht der 1-A-Feger ist, aber mit dem Gesetzentwurf dem DSF zahlreiche neue Möglichkeiten öffnet, den Fernsehzuschauer zu peinigen.
Der Gesetzentwurf bemüht sich Werbung im Fernsehen zu regeln und dreht sich rund um Product Placement (wird bei entsprechenden Hinweisen vor der Sendung freigegeben) und der Aufhebung der “Blockwerbung”.
“Blockwerbung” meint “Werbeblock”. Die Bestimmungen sollen mit einigen Ausnahmen (Kinderfernsehen) soweit gelockert werden, dass es völlig egal wird, wie häufig Sendungen durch Werbung unterbrochen wird, nur noch die Gesamtzahl von 12 Minuten pro Stunde darf nicht überschritten werden. Erlaubt wird z.B. Unterbrecherwerbung in Sportsendungen wie z.B. beim Fußball bei Spielerwechsel.
Wer nun glaubte dass sich das DSF beizeiten schon enthemmt zeigte, sollte abwarten wie das DSF aussieht, wenn der Gesetzesentwurf durchkommt und in Kraft tritt. Dann wird man sich zu den Zeiten zurücksehnen, nach denen das DSF seine Übertragungen nur mit Gewinnspiel-Einblendungen massakriert hat. “So, wie sehen wie sich Martin Stranzl an der Seitenlinien für seinen Wechsel bereit macht, nach nur einem Werbespot sind wir wieder zurück“.
Rainer Hüther hat einen kleinen Pimmel.
Sue me.
Apropos kleiner Pimmel-Mann: Sepp Blatter darf sich derzeit von Schweizer Zeitungen einige warme Worte anhören, sagt die Netzeitung. Die FIFA kennt keine Skrupel um die Berichterstattung über die WM massiv einzuschränken.
Im aktuellen Fall geht es um eine zweistündige (andere sprechen von einstündiger) Sperrfrist nach der Medien keinerlei Bilder in jedweden Medien inkl. Internet veröffentlichen dürfen, es sei denn, sie erwerben eine spezielle FIFA-Lizenz. Darüber hinaus sollen WM-Photos unverändert veröffentlicht werden müssen und ursprünglich sollte jedwede gestalterische Benutzung von WM-Logos in Zeitungen verboten werden. “Bilder im Bild” wären demnach schon ein Verstoß.
Die Sperrfrist galt übrigens schon beim Confed-Cup, ohne dass ich in Deutschland sonderlich viele mahnende Stimmen gehört hätte. Vielleicht ein akustisches Problem meinerseits.
Sport von heute: ich weise den geneigten Leser auf Hockey (Rasenvariante) hin, mit einer Übertragung der Champions Trophy. Deutschland bislang mit zwei Niederlagen.
Und abends kicken die anderenortes Langweiler des VfBs gegen Rapid Bukarest. Die Stuttgarter sind schon weiter, täten aber einen Sieg mit zwei Toren Unterschied für den Gruppensieg benötigen.
Mittwoch, 14.12.2005
10h00 – 12h00 Curling-EM Damen: Norwegen – Russland, EUROSPORT live
14h00 Hockey Champions Trophy Indien – Deutschland, EUROSPORT live
18h00 Nachholspiele, PREMIERE live
Opt.2: Konferenz 2te Liga: Saarbrücken – Dresden, Ahlen – Rostock plus Lautern – Eintracht.
Opt.3: Kaiserslautern – Frankfurt (Forster/Hagemann)
19h00 NHL St. Louis – Pittsburgh, NASN delayed
20h15 Volleyball Champions League: Friedrichshafen – Tours, PREMIERE live
21h00 Premier League: Man Utd – Wigan Athletics, nachholspiel 3ter Spieltag, PREMIERE live
Kommentator: Wolff Fuss
Reaktionen
Tsts, da fehlt doch noch ein wichtiger Hinweis: Nachholspiel Frankfurt – Kaiserslautern. Nicht wirklich spannend, aber der Vollständigkeit halber doch aufzählbar. :)
Schon wieder Telekom und Rechte, heute mit Hans-Jürgen Jakobs von der Süddeutschen. Der Artikel ist nicht online, daher Exzerpt von mir:
– Telekom bietet 50 Millionen für Namensrechte
– Das Angebot für alle Rechte ist völlig ernstgemeint, es bietet nicht die Telekom selbst, sondern T-Online
– Wie vermutet, kungelt man mit ARD + ZDF (man habe bereits “informelle Gespräche” geführt).
– Das entsprechende Buzzword heisst “Triple Play”, Internet, Telefon und TV aus einer Hand. Wird im belgischen und holländischen Fußball bereits praktiziert.
So, jetzt der Haken:
– Die Telekom muss an ARD,ZDF, Premiere sublizensieren, aus medienrechtlichen Gründen. Die Medienanstalten sind recht entschlossen, eine Bündelung von Inhalten und Netzen zu verhindern.
– Selbst die Nutzung der Rechte im IP-TV ist umstritten. Der Staat (immer noch 37% an Telekom) darf nämlich keinen “Rundfunk veranstalten”, zusätzlich verschaffe sich die Telekom einen unlauteren Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Kabelnetzfirmen.
– Ursprünglich sollte IP-TV von den strikten Wettbewerbsregeln für Rundfunk ausgenommen werden. Nach dem Telekom-Move überlegt sich die Politik selbst das nochmal (laut Jakobs, der hier aber evtl. etwas übertreibt).
Ergibt nach wie vor nicht viel Sinn für mich. Ich kann mir das nur so erklären, dass die Telekom (vergleichbar Springer bei der Pro7-Übernahme, Stichwort “Ministererlaubnis”) glaubt, die rechtlichen Probleme irgendwie mit politischem Einfluss (und dem Köder, die 18:30-Sportschau zu erhalten) lösen zu können.
Wenn das schief geht, wöre man zum reinen Rechtehändler degradiert, mit hohem Verlustrisiko. Und aus DFL-Sicht ist es bescheuert, einen reinen Rechte-zwischenhändler einzuschalten. (Es sei denn, man verkauft zu einem überhöhten Preis.) Ein paar Rechtepakete zu schnüren ist ja keine Quantenphysik.
Ja, das DSF. Ich habe es in früheren Zeiten häufiger konsumiert, bis ich Premiere abonnierte.
Als am Montag nach längerer Zeit mal wieder reinzappte (“Bundesliga aktuell”, wegen der Rangnick-Geschichte) traf mich fast der Schlag. Der Sender ist ja mittlerweile zu 9Live II mutiert. Sowas kann doch keiner mit ein wenig verbliebenen Resthirn regelmäßig konsumieren. Nur noch ein Werbevehikel und somit eine Beleidigung für den Zuschauer.
@Melkus: Ich habe inzwischen den SZ-Bericht gelesen.
Kleine Randnotiz, weil es auch von den anderen Medien nicht betont wird: derzeit kursieren drei Namen als 50 Mio schwerer Ligasponsor: Telekom, betandwin und citibank. Dabei war PREMIERE im Vorfeld so extrem erpicht auf Sponsoring. Wo sind die Jungs geblieben?
Ein interessanter Schlüsselsatz im Artikel:
Offenbar ist PREMIERE zusammen mit anderen Anbietern aufgefordert worden, bis Ende der Woche das Angebot nachzubessern.
What? “Nachbessern”? Hieß es nicht in den Ausschreibungsunterlagen, das nicht nachgebessert werden könne?
Ach, daher weht der Wind… Wie in so einer billigen Casting-Show den Thrill künstlich erhöhen.
Richtig gut geschrieben. Musste wirklich schmunzeln. Für das DSF hab ich nur noch Mitleid übrig. Ist halt ´n AFFENsender. Und ihr wisst wer einen Affensender regiert… und vielleicht kennt ihr auch die Konsumenten.