Fiorentina – Juventus 1:2 oder: woran man merkt wenn ein ganz großes Team spielt

AC Florenz – Juventus Turin 1:2 (1:1)
Es war eine, für italienische Verhältnisse, lebendige Partie, wenn auch mangels Torchancen nicht ein Thriller vom obersten Regal.

Aber wenn man sehen will, wie ein europäisches Spitzenteam arbeitet, der sollte sich die 88te Minute geben, als Juventus den Siegtreffer schießt.

Was für Außenstehende anfangs wie eine völlig zufällig entstandene Aktion aussieht, entpuppt sich als kühl einstudierter Angriffszug.

Der Ball wird von Juve als Befreiungsschlag irgendwie nach links außen rausgedroschen, wo Imbrahimovic steht, nahe an der Seitenauslinie, dicht bedrängt von einem Abwehrspieler und keine freie Sicht zum Strafraum. Er schlägt den Ball “irgendwie” vor dem Strafraum. Inzwischen hat sich Trezeguet dorthin bewegt. Auch er bedrängt von einem Abwehrspieler, weiß dass er den Ball nicht ideal zur Selbstverwertung bekommt. Ballannahme geht wegen dem Abwehrspieler nicht, für einen Kopfball kann er nicht ideal hinspringen und das Tor ist mit 16m weit weg. Er köpft den Ball einfach rechts raus, wo nun aus dem rechten Mittelfeld Camoranesi nachgerückt ist. Camoranesi steht frei und kann aus 12m freistehend am Torwart reinschlenzen.

Das war Antizipation gepaart mit einstudierten Laufwegen, ein Traum.

Die Situation begann so unglaublich harmlos und entwickelte sich zum Tor, weil auch in der 88ten Minute einstudierte Konzepte umgesetzt wurden.

Jaja, ich weiß, in der Theorie ist das alles selbstverständlich, aber so etwas in realiter umgesetzt zu sehen, beginnend mit einem Befreiungsschlag der knapp hinter der Mittellinie landet, das war für mich die Fußballaktion vom Wochenende (neben der Geistesgegenwart von Van Buyten den verletzten Laas in den Strafraum zu tragen). Das sind die Momente in denen ich vor Trainern meinen Hut ziehe.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Also ich habe das Tor gerade gesehen.
    Ist dein Beitrag ironisch gemeint? Ich hoffe doch…

    Das war ein absolutes Glückstor!
    “Antizipation”? “einstudierte Laufwege”????

    “Was für Außenstehende anfangs wie eine völlig zufällig entstandene Aktion aussieht, entpuppt sich als kühl einstudierter Angriffszug.”

    also einstudiert war da mal rein GAR nix! Das WAR eine völlig zufällige Aktion!

  3. nö, ist mein ernst.

    99,9% aller spieler hätten an ibrahimovics stelle sich einen wolf gedribbelt (oder beim versuch der ballannahme die beine gebrochen und den ball 3km gen seitenaus abprallen lassen). doch ibrahimovic wusste dass trezeguet zentral vor dem strafraum reinlaufen würde.

    99,9% aller stürmer in der bundesliga hätten an trezeguets stelle den ball irgendwie noch gen tor gerübt. doch trezeguet wusste das jemand aus dem mittelfeld von rechts reinlaufen würde

    nix. an dem moment an dem der ball bei ibrahimovic war, wussten sie was sie tun mussten. das ibrahimovic den ball auf trezeguet spielen konnte, war glücklich, aber gewollt.

  4. Klar, man kann immer bei ner absoluten Glücksnummer annehmen, dass das so gewollt war. Beim Football wird das so sein, dass Spielzüge einstudiert werden, aber bestimmt nicht in der 88. Min. beim Fußball. Viell. studieren die mal ne Freistoss-Variante ein, aber sonst… neeee

  5. Effe, da liegst du etwas daneben. WIE die Bälle dann ankommen hat sicherlich mit Glück zu tun, aber DASS sie genau an den richtigen Plätzen landen ist sehr wohl einstudiert. Das passiert selbst auf gehobenem Amateurniveau (wie in meiner Mannschaft), wenn man den entsprechenden Trainer hat. Der Unterschied: Bei uns klappt das in der 88. Minute eben nicht mehr, weil der Ball dann sonstwo landet, obwohl er zentral vor den Strafraum soll. Bei nem Team wie Juve mit Spielern wie Ibrahimovic landet er dann aber genau da…

    Was zeichnet einen guten Trainer auf diesem Niveau denn aus?Fitnesstraining und Doppelpassschulung kannst du heute jedem Co-Trainer überlassen. Aber den Leuten taktische Grundzüge beizubringen und dafür zu sorgen, dass sie eben in der 88. Minute noch umgesetzt werden, das ist wirklich groß.

    Ibrahimovic wusste in dieser Situation genau, dass Trezeguet irgendwo da vorne sein wird, weil er eben da sein soll. Und Trezeguet konnte davon ausgehen, dass da auf außen jemand nachrückt. Das die Situation exakt so wohl nicht eingeübt wurde mag sein, aber jeder der Akteure wusste wie er sich in dieser (oder einer ähnlichen) Situation zu verhalten hatte. Sprich: Wenn Ibrahimovic auf links (oder rechts) gezogen wird rückt Trezeguet in die zentrale Stoßstürmerposition und kann davon ausgehen, dass gleichzeitig jemand die rechte Flanke besetzt. Andererseits können aber auch die Stürmer schlichtweg angewiesen sein hohe Bälle seitlich abtropfen zu lassen, während die anderen Offensivkräfte eingeimpft bekommen haben in einer derartigen Situation eben in diese Lücke vorzustoßen.

    Und das macht den Unterschied: Während man dann bei Bielefeld (nichts für ungut) den Ball vertändelt, der Stürmer versucht ihn zu halten oder eben direkt aufs Tor köpft, obwohl aussichtlos, legt ein Trezeguet (deckungsgleich ein Drogba, ein Shevchenko oder ein Eto’o) ab weil er seinen Mitspieler genau da weiß.

    Gleiches ist übrigens auch bei Bayern seit ner Weile zu erkennen, für mich wird Magaths Handschrift vor allem bei defensiverer Ausrichtung in der CL immer deutlicher erkennbar. Das hat bei Hitzfeld am Schluss gefehlt, diese Laufwegssicherheit in Offensivaktionen. Das sah da immer mehr nach Zufall oder Einzelaktion aus. Momentan praktiziert man wieder ein schnelles Kombinationsspiel mit gezielten Pässen i d Spitze und anschliessendem Direktpassspiel, ein bisschen wie Chelsea. Ich bin mir sicher, dass das nach der WInterpause noch deutlicher zu sehen sein wird. Einziges Handicap für Bayern: Pizarro oder Guerrero leider nicht gleichwertig den Anspielstationen die Milan, Chelsea oder Turin da vorne haben…

  6. Ich habe die Szene leider nicht gesehen. Aber der Beschreibung nach würde ich dogfood und effe zustimmen. Das klingt nach einstudiertem Spielzug. Vor allen dann, wenn Ibrahimovic und Trezeguet direkt weiterleiten.