Umbruch mit Ansage in Österreich: Stronach geht raus

Die österreichischen Medien kennen aktuell nur ein Thema: der heute plötzlich bekanntgegebene Rückzug von Frank “Franky” Stronach aus der Austria Wien.

Stronach ist nicht irgendjemand. Der Austrokanadier ist so etwas wie der große Pate im österreischischen Fußball. Der 72jährige Selfmademann der u.a. mit Wettbüros u.a. in Kanada sein Geld verdient, pumpte seit 2000 unendlich viel Geld in Austria Wien rein (Schätzungen: 100 Mio EUR). Entsprechend wurde die Austria zu seinem kleinen Königreich, wo er Trainer und Manager nach Gusto entließ. Alleine: der Erfolg kehrte nie ein. Eine kümmerliche Meisterschaft, 2003. Weil Stronach auch die beliebstens Vereinsfiguren wie Prohaska unter teilweise entwürdigenden Umständen feuerte (Entlassung via PREMIERE), war Stronachs Standing bei den Fans schlecht.

Nun hat sich binnen relativ kurzer Zeit eine medienwirksame Opposition bei der Austria gebildetet, denen das autoritäre Gehabe Stronachs, seine Marionetten im Austria-Vorstand und die enge Verknüpfung der Austria mit Tocherfirmen auf Strochnachs Magna-Imperium (ist u.a. auch Partner von PREMIERE Win) ein Dorn im Auge war.

Diese Opposition rund um Helmut Denk und Toni Polster (der von Stronach erst im Sommer als Manager entlassen worden ist) stellte letzte Woche für die anstehende Mitgliederversammtlung einen Misstrauensantrag gegen die Vereinsführung und damit indirekt auch gegen Stronach. Zudem ließ man durchsickern, dass man eine Alternative zum derzeitigen Mäzenatentum Stronachs anbieten wolle.

Schon der Antrag sorgte für Aufregung. Jetzt, vier Tage später, läßt Stronach die Bombe platzen. In einer Erklärung kündigt Stronach an sich und seine Firmen ASAP aus der Austria zurückzuziehen. ASAP heißt: unter Einhaltung sämtlicher Kündigungsfristen bis Sommer 2007, aber auf Wunsch gerne auch früher.

Stronach wird weiterhin nicht ohne Einfluß in Österreich sein. Er wird wohl Ligapräsident bleiben (und fädelte den Wechsel der Liga vom ORF zum privaten ATV und PREMIERE ein) und hat mit seinen Magna-Firmen seine Finger in anderen Vereinen wie z.B. dem akut insolvengefährdeten Sturm Graz drin, wo er Transferrechte an sechs Spieler seiner Wahl besitzt.

Überhaupt: Sturm Graz. Dort geht es drunter und drüber mit einem nicht minder autorität agierenden Präsidenten Hannes Kartnig. Der rustikale Dampfplauderer wollte eigentlich am 8ten November auf der Mitgliederversammlung nicht zur Wiederwahl antreten. Am Morgen danach war aber nicht nur der Schuldenstand von Sturm Graz plötzlich von 1,9 auf 5,7 Mio angewachsen, sondern Kartnig neuer alter Präsident.

Kartnig, und hier schließt sich der Kreis mit Franky Stronach, war der Trauzeuge von Stronach. Und es gibt nicht wenige die glauben, dass sich Stronach nach seinem Abgang zu Sturm Graz wendet. Stronach hat nicht nur Geld, sondern besitzt auch Österreichs beste Fußballakademie für Nachwuchskicker.

Links

Der Standard [1], [2], [3], [4]
FM4-Journal von Martin Blumenau

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp