Zeilensport: Hans Meyer in der FAZ

Der 1. Hamburger Hans-Meyer-Fan-Klub weist auf ein Interview von HM in der Samstags-FAZ hin.

Bemerkenswert seine Beurteilung über die Jugendarbeit in Deutschland und wie man Klinsmann gut finden kann, aber seinen Weg für falsch hält.

Ich bin […] ein bißchen frustriert, weil die Nachwuchsarbeit immer noch auf einem völlig falschen Weg ist.

Fußball wird oft nicht mehr durch fußballspezifische Spielformen gelehrt. Fußballfremde junge Leute aus der Leichtathletik und der allgemeinen Trainingslehre werfen dem deutschen Fußball vor, nicht wissenschaftlich genug zu sein. Aber was läßt sich im Fußball denn überhaupt wissenschaftlich erfassen? Höchstens zehn Prozent, wenn es um Ausdauer und Kondition geht. Relevant sind andere Dinge. Die Erfahrungen, die wir im DDR-Leistungsfußball gemacht haben und mit denen wir auf die Schnauze gefallen sind, müssen wir in Gesamtdeutschland nicht wiederholen, nur weil sich Wissenschaftler in den Vordergrund rücken wollen […]

Koordinationsübungen, Laufen gegen Widerstände, das haben wir 1969 in Jena schon gemacht. Lachen Sie nicht, das kann ich belegen, die Unterlagen besitze ich noch. Wir haben auch schon drei Masseure gehabt. Jürgen Klinsmann hat total recht, wenn er durch Individualisierung des Trainings Reserven herausholen möchte. Er kann bei dem einen oder anderen Spieler die Fitneß verbessern, die Trainingsstände sind unterschiedlich. Aber das grundsätzliche Problem ist nicht die Athletik, sondern ein taktisches. Wir entwickeln Spieler, die die Spielsituation zu spät erkennen, zu langsam denken. Es ist im deutschen Fußball der völlig falsche Ansatz, alles zu verwissenschaftlichen. Nur die allgemeine Athletik ist überhaupt wissenschaftlich faßbar. Wenn behauptet wird, in Holland und England würde besser Fußball gespielt wegen der höheren Wissenschaftlichkeit, dann ist das Unsinn. Ich war in Holland, die sind auf diesem Gebiet blind, da sind wir viel wissenschaftlicher. Aber sie haben Praktiker, die den jungen Leuten das Fußballspielen beibringen können. Und in England wird nicht mehr trainiert, wie manche behaupten, sondern weniger als bei uns, weil sie noch mehr Wettkämpfe haben.

Mit Verlaub, Hans Meyer haut in zwei Interview-Antworten mehr Substanz und Diskussionsstoff raus, als anderthalb Jahre Hitzfeld bei PREMIERE. Er bleibt ein ganz Großer.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. 1. Hamburger Hans Meyer Fan Club gegründet

    dogfood von allesaussersport.de ist so was von begeistert von Hans Meyer, dass damit gleich der erste Hamburger Hans Mayer Fanclub gegründet wird. Begründet wird die Begeisterung vor Allem auf Grund der Äußerungen von Hans Meyer in…

  3. In der rund, die ich eigentlich nur gelegentlich lese, da mir einige Dinge nicht so gefallen und das ganze etwas gestelzt rüberkommt, hat Meyer so etwas wie eine Kollumne, in der solche Dinge schon mehrfach angesprochen hat. Für mich als sportliche Null (außer am Computer und vor dem Fernseher ;-) )klingt es extrem logisch und ebenso richtig. Aber Hitzfeld würde ich in Schutz nehmen. Der Mann ist bei Premiere auch an das gebunden, was man von ihm hören will. Solche Interviews sind ja zumeist abgesprochen. Man will die etwas bodenständigeren Fans eben nicht verwirren…

  4. Sicherlich ist ein Hitzfeld in Maßen auch vom Fragesteller abhängig, aber anderthalb Jahre eher dumpfe Fragen erfordern nicht zwingend mindest ebenso eindimensionale Antworten. Siehe Jürgen Klopp.

    Man lese sich außerdem das Interview von Hitzfeld in der ZEIT durch. Der Mann ist viel zu reserviert und introvertiert um ein ergiebiger Interviewpartner zu sein. Wenn er dennoch von PREMIERE unter Vertrag genommen wird, dann hat das eher was mit seinem Namen zu tun, als mit Inhalten.

    PREMIERE scheint es leider zu verpennen Hitzfeld TV-Coaching zu geben und mit seinen Partnern (meist Hellmann) umfangreiche Absprachen zu machen, was man den so Ergiebiges plaudern könnte. Sehr schade, denn an der Kompetenz von Hitzfeld gibt es nichts zu zweifeln.

  5. Ja, am introvertierten Wesen hängt das sicherlich auch. Aber Jürgen Klopp ist in der Hinsicht ein Einzelfall, seine Arbeit beim ZDF war so was von großartig, dass ich mich noch mehr darüber audrege, dass die so wenig Zeit für die echten Experten übrig haben. Beim Confed-Cup war das einfach grandios.

    Aber mir fällt auch auf, dass sie bei Premiere versuchen so etwas wie Handzahmheit durchzusetzen. Ich erinnere mich, wie sie einmal den Sammer als Experten hatten und wirklich vor der Kamera das Wort wegnahmen, sobald er interessante Analysen fertig formulieren konnte. Aber ein TV-Coach würde da so einigen Experten helfen, vor allem diesem zerstreuten alten Herren beim ZDF, ach genau, Beckenbauer hieß der ;-)

  6. Noch mehr Diskussionstoff gibt es hier:

    http://www.br-online.de/br-intern/thema/download/blickpunkt-sport.xml
    Ein Interview mit Hans Meyer im Podcast-Format.

    Des weiteren gibt es Heute gleich wieder ein Interview mit Hans Meyer. Wo? Bayrisches Fernsehen, Blickpunkt Sport um 21:45 Uhr.

  7. […] Auch wenn es keine Nachricht ist, sondern nur Aufgewärmtes: Hans Meyer wm-kolumniert für die super-illu. Auf die Zitate freue ich mich heute schon. […]