Die Lehren des 9ten Bundesliga-Spieltags

Die wichtigste Lehre: traue keiner Fernsehregie, die nicht weiß wann sie eine Zeitlupenmaschine anhalten muss.

Was wurde alles über den “irregulären” Bayern-Treffer auf Schalke geschimpft. Der Schiedsrichter, die blinde Nuß, übersah dass Ze Roberto beim Anspiel “einen halben Meter” (BILD) bzw “eindeutig” (Assauer) im Abseits war. Witzig wie sehr die Wahrnehmung inzwischen vom Zeigefinger am TV-Regiepult abhängt, denn PREMIERE hat bei den meisten Wiederholungen die Szene konsequent zu dem Zeitpunkt angehalten, als der Ball bereits 50-100cm weit weg vom Fuß war, der Pass also schon gespielt war. Als PREMIERE die Sache “zufällig” dann zu einem einigermaßen korrekten Zeitpunkt angehalten hat, war die Entscheidung ob Abseits oder nicht, schon nicht mehr so klar. Zumindest hinreichend knapp das jede Fehlentscheidung des Schiedsrichterassistenten verständlich war. Also: Abseits ist nicht immer, wenn die TV-Regie glaubt.

Das war also eine “Spitzenpartie” der Bundesliga. Au weia.

Den Bayern konnte man in den ersten 40 Minuten nicht viele Vorwürfe machen. Sie haben das Spiel dominiert, im Mittelfeld alles abgeräumt und das Spielgeschehen vom eigenen Strafraum fernhalten können. Die Führung war verdient. Eine eher peinliche Leistung der Schalker auf eigenem Platz, die ja sogern Kalif an Stelle des Kalifen werden möchten.

Warum auch immer, die Bayern zogen sich nach 35-40 Minuten komplette aus der Partie zurück, taten kaum noch ein Handschlag und das Spiel rückte immer näher aufs Bayern-Tor.

Soviel Spielanteile Schalke nun hatte, so blaß blieben sie. Lincoln versteckte sich, war selten Anspielbar und damit viel jegliche Kreativität im Schalke-Spiel aus. Es regierte die Eindimensionalität, zumal die Bayern hinten kompakt standen und die Bälle nur noch rausschlugen. Das war wenig von den Bayern, die hatten aber auswärts ihr Soll schon erfüllt. Von den Schalkern kam enttäuschend wenig.

Das 1:1-Unentschieden war für Schalke teils verdient (3 elfmeterreife Situationen), teils glücklich, weil Schalke einfach zu wenig für seine Ansprüche und seinen Ambitionen getan hat.

Apropos enttäuschend wenig. Der HSV verlor gegen Wolfsburg 0:1. Der Gegentreffer war eine Ansammlung von HSV-Fehlern und die Aufholjagd des HSv danach, war sehr simpel gestrickt. Zu simpel.

Viel wird an Van der Vaart festgemacht, aber tatsächlich schaltete sich diesmal das gesamte Mittelfeld nur selten in gefährliche Aktionen ein. Lauth war zu sehr auf sich alleine gestellt. Zu den Platzverweisen nach dem Spiel kann man nicht viel sagen, da die Kameras nur einen Ausschnitt zeigten und evtl. Provokationen an van der Vaart nicht gezeigt wurden… Es würde mich aber nicht wundern, wenn auch Demel wegen eines Schlages nachträglich bestraft wird.

Werder mit einem fetten 6:2-Sieg gegen Nürnberg. Ich würde mir aber wünschen, dass sie so eine Leistung auch endlich mal in einem großen internationalen Spiel zeigen.

Stuttgart macht sich weiter das Leben schwer und kommt nur zu einem glücklichen 1:1 gegen Gladbach. Wieder fünf Wechsel im Kader, nur zwei davon erzwungen (Rotsperre Tomasson, Meissner krank).

Lautern laboriert weiter an seine Abwehr, zeigt aber mit dem 3:3 gegen Dortmund (nach 1:3-Rückstand) immer noch eine große Moral.

Hertha unterliegt in Bielefeld 0:3. So issie, die launische Diva Hertha.

Heute Köln – Hannover und Duisburg – Frankfurt. Kann man einen Bundesligasonntag eigentlich noch uninteressanter gestalten?

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Na, der Ulrich-Kampf wird diesmal hemmungslos ignoriert? ;))

  3. zum Schlag von Demel:
    Hat der DFB nicht in dieser Saison schon mal auf Ermittlungen verzichtet, als sich auf dem Weg in die Kabinen zwei Spieler kloppten?

    zu Werder:
    Ich habe die Befürchtung, dass Werder genau die Leistung, die sie am Samstag gebracht haben, auf internationaler Ebene jedes Mal zeigt – nur dass die Gegner dann halt nicht Nürnberg heißen.

    zu den Sonntagsspielen:
    Schon seit Jahren sind die Sonntagsspiele (und früher meist auch die Freitagsspiele) in der Regel gähnend langweilig. Ich bin mir deswegen so sicher, weil ich einem Freund, der in Spanien lebt, regelmäßig von den Sonntagsspielen berichten muss, weil da sehr oft “sein” FCK spielt, der nun seit 5 Jahren Langweilerfußball fast garantiert. Hinter dem Ansetzen von bestenfalls mittelmäßigen Spielen scheint Methode zu stecken. Welche, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht will man den Fans nicht zumuten, Sonntags Abends zu Spitzenspielen reisen zu müssen?

  4. Der Bundesliga-Spieltag ist für mich auch regelmäßig Samstag um viertel nach fünf zu Ende. Die Ergebnisse des Sonntag schau ich mir im Videotext oder in der Zeitung vom Montag an…

  5. @atterl: ich war am abend außerhäusig und bin nur zum Interview mit “Matschbirne” Ulrich reingekommen und die Zusammenfassung des Gomez-Kampf war nicht wirklich ergiebig (außer das Gomez anscheinend kein Zeug hat für ganz oben)

  6. Zum HSV: Spieltbewertung sehe ich auchso. Auch den Hinweis, dass das TV nur einen kleinen Auschnitt der “Tätlichkeiten” gesendet hat ist sehr hilfreich! Meine Meining nach sind die roten Karten sinnlos gewesen, sie zeigten lediglich die Macht der Schiris. Wenn, dann hätten alle Beteiligten für ihr schlechtes Benehmen bestraft werden müssen, inklusive Holger Fach. Aber Trainern kann man nicht antun, das sehen wohl die Regeln nicht vor.
    Trotzde: eine schöne Spieltaglese.

  7. Die Beurteilung, ob die Sonntag-Spiele nun langweilig angesetzt sind oder nicht, hängt doch zu sehr von der eigenen Präferenz für einen Verein ab!
    Das Spiel Kölle-96 war ein interessantes, torreiches Spiel – wär hätte das gedacht, dass 96 mal einen Gegener mit so viel Toren irritiert?

  8. Zu Werder: Da teile ich Surfguards Meinung. Gleiches gilt übrigens auch für den HSV. In der Bundesliga wirkt das alles schönschön (mit Ausnahme des Wolfsburg-Spiels). International tun sie sich aber schon gegen eine Durchschnittstruppe wie Kopenhagen schwer.

    Zu den Sonntagspielen: Da hätte ich diese Woche auch gerne drauf verzichtet.

  9. Die Sonntagsspiele sind tatsächlich ohne Worte, das ist aber nix neues sondern seit Jahren jede Woche wieder das gleiche Trauerspiel. Freitagsspiele hingegen hab ich zumindest bei Heimspielen ganz nett nin Erinnerung. Gestern immerhin hat die Eintracht endlich mal wieder ganz anständig gespielt was zumindest mich freut, auch wenn es nur gegen einen alten Bekannten aus Liga zwei ging.

    Wesntlich erstaunlicher: Der fortgesetzte Niedergang von Plastik 04. Um gegen die Mainzer so zu verlieren gehört schon einiges. Von Skibbe halte ich eigentlich recht viel, zugleich war es ja auch noch das erste spiel/erste echte Chance zur Profilierung. mehr ändern können die Bayeristi dieses Jahr wohl nicht mehr. Sehr bedenklich wenn man sieht wie die Jungs kicken…

  10. Zu Bayern: Hätten wir einen gefährlichen Sturm, würde man jetzt gar nicht mehr über Schalke oder die Elfer-Situationen reden, zweimal stand Makaay da, wo er für 50 Tagen zweimal locker den Ball über die Linie gedrückt hätte, ganz zu schweigen von Chancen-Tod Zé Roberto oder Karimi, von dem ich immer noch nichz weiß, was 2,5 m vorm Tor noch anstellen wollte, statt einfach 1,5 m rüber zu Makaay zu spielen!

    Zu Hamburg: Irgendwann geht jeder Hype einmal zu Ende und noch eine Weisheit: “Man kann nicht immer gegen die Bayern spielen”! Die Hamburger waren fällig, dass sie dann nach dem Spiel so ausrasten, zeigt wie hoch die Erwartungen in der Hansestadt schon wieder sind – schade, dabei sind mir die Hamburger so sympathisch…

    Zu Werder: Kein Wunder, dass derlei “Leistungen” in der Liga möglich sind, man ruht sich ja für gewöhnlich immer in der CL aus, s.Lyon…

    So – erstmal genug Polemik! ;-)