Irland – Frankreich 0:1
Vergeßt alles andere was da gerade an Optionen oder in der ARD läuft: Irland – Frankreich ist ein Spiel aus dem obersten Regal. 18 Minuten gespielt, ein Pfostentreffer nach Freistoß, eine Irsinnstorwartparade nach Freistoß und ein Schiedsrichter Fandel der in den ersten Minuten ein Wahnsinnsstanding zeigt (früh Gelb gegen Irland, Elfmeter für Irland nicht gegeben).
Superlative, seid willkommen, laßt euch umarmen.
[21h32] Ein sehr intensives Match, nicht zuletzt dadurch, weil Schiedsrichter Fandel nicht wieder zu erkennen ist und vieles laufen läßt.
Die Iren ziehen sich häufig weit zurück und warten mit elf Mann in den 40m vor dem eigenen Tor auf die Franzosen. Und die sind recht ratlos wie sie diesen iren-Beton knacken können. Zaghaft versucht man über die Flügel zu gehen, aber die Iren stoppen dort recht schnell alle Bestrebungen. Und wenn die Ratlosigkeit groß genug ist, versucht irgendein blauer Mann einen Steilpaß oder weiten Diagonalschlag, der prompt vor eines der zahllosen irischen Beinen landet.
Wenn die Iren aber im Ballbesitz sind, geht es mit Zug nach vorne. Wenn die französische Abwehr unter Druck gesetzt wird, wackelt sie vorallem auf den Innenpositionen, wo mitunter arg plump am Trikot gezupft wird und man der Physis der Iren nicht viel entgegenzusetzen hat, trotz solcher Hünen wie Boumsong. Das Pressing der Iren setzt nur dann ein, wenn die Franzosen ganz tief in der eignen Hälfte sind und gerade im Ballbesitz gekommen sind. Und dann kommen alle vier Mannen hinten in kalamitäten. Viera und Makelele ziehen sich in solchen Situationen weit zurück und helfen in der Abwehr aus.
Das französische Spiel läuft zwar fast immer über Zidane, aber bei allem Zidane’schen Esprit, fehlt es doch an Harmonie mit den Mitspielern. Es wirkt so, als ob der Ball zu Zidane geschoben wird und alles wartet auf einen Geniestreich. Dass dazu auch eigene Bewegung gehört, das haben bislang nur die beiden Spitzen Henry und Wiltord verstanden.
In Sachen Zypern – Schweiz bahnt sich eine Sensation an: nach einem schnellen Tor hat sich die Schweiz nach peinlichem Fehler von Zuberbühler das 1:1-Unentschieden eingefangen. Und so steht es immer noch nach 65 Minuten. Das kann hinsichtlich der WM-Qualifikation vorentscheidend sein.
[22h04] Die Schweiz wird durch Tore in der Schlußhalbstunde wohl noch mit 3.1 gewinnen und damit am worst case-Szenario vorbeischrammen. Sieg auf Zypern mit zwei Toren ist für diese Gruppe standesgemäß.
So nett das Irland – Frankreich-Spiel ist. Kommentatoren-technisch ist es die kleine Hölle: Tom Bartels auf Deutsch und als O-Ton nicht irgendwelche Iren, sondern TF1, die auch in der Post-Thierry-Roland-Ära nur schwer zu ertragen sind. Ich glaube die sitzen sogar zu dritt in der Kabine und quatschen in einem Stück weg. Aber immer noch besser als Bartels.
[22h25] Irland – Frankreich 0:1, Thierry Henry, 18m-Schuß, 69te Minute
Sagenhaftes Tor von Thierry Henry. Irland spielt den ball in den eigenen Reihen, verliert ihn, der Ball wird steil auf den halblinken Henry gespielt, der aus 18m mit einem wunderbaren Schlenzer um einen Abwehrspieler und den fabulösen Torwart Shay Givens herum spielt. Ist dass der erste Sieg eines Favoriten bei einem Favoriten?
Kurz danach muss Zidane wg. Verletzung ausgewechselt werden. Ich bin immer noch nicht davon überzeugt, dass Zidane dem französischen Spiel gut tut. Diese “Monokultur” bei der das Aufbauspiel nur und ausschließlich über Zidane führt, hat die Franzosen schon 2000 und 2004 ins Unglück gestürzt.
Das Spiel hat an Intensität verloren, weil die Iren auch nicht mehr so nachsetzen oder hinterhergehen. Die Iren haben viel von ihrer Physis verloren. Momentan ist nicht wirklich zu sehen, dass die Iren genügend Druck aufbauen können um sich zahlreiche Chancen vor dem französischen Tor herauszuspielen.
[22h44] Eine Zeitlang versuchten es die Iren mit Anflügen von Kick’n’Rush, also hohe Bälle die aus der Ferne in den Strafraum reinsegeln, während die Franzosen in aller Ruhe ihr Spiel aufbauten ohne viel Vorwärtsdrang zu entwickeln.
In den letzten 5 Minuten halten die Iren den Ball wieder flach und können zumindest phasenweise eine Art Powerplay aufbauen. Sie scheinen z.B. Eckbällen gefährlich zu kommen, aber Torwart Coupet wirkt extrem sicher in der Strafraumbeherrschung.
Und nun, wo es in die Schlußminute geht, wirkt es nur noch wie zeitspiel bei den Franzosen und schiere Verzweiflung bei den Iren. Die müssen ziemlich platt sein, denn die Ballbeherrschung beim Abspiel, Schuß oder Ballannahme ist unter aller Sau.
[22h51] Schlußpfiff: Irland – Frankreich 0:1
Wer morgen richtig auf die Nuß bekommen wird, ist Sven Göran Eriksson. England verliert in Nordirland 0:1! Na gut, noch ist England auf dem 2ten Platz nicht abgeschlagen, denn mit möglichen Siegen gegen Polen und Österreich ist man noch Herr seines Schicksals.
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