Frankreich – Elfenbeinküste 3:0

In der KICKER-Redaktion sitzt heute abend noch so ein kleiner Hamann, der ob des vermeidlich deutlich erscheinenden 3:0-Sieges von Frankreich von einem “fulminanten Comeback” von Zidane spricht. Selbst in Frankreich zeigt man sich zumindest heute abend etwas zurückhaltener und schreibt von “gelungener Rückkehr” (Lèquipe.fr), “Wie zu alten Zeiten” (TF1), “gelungener Test” (rtl.fr) und “siegreiche Rückkehr” (sport24.com). Nur France 2 greift tief in die von mir erwartete religiöse Kiste und titelt “Und es ward Licht!”. Sic.

Nein, man lasse sich nicht durch das 3:0 täuschen. Es war eine über weite Teile schnelle und offene Partie. Während die Abwehr der Elfenbeinküste wesentlich wackeliger wirkte, spielte das Offensiv-Trio der Elfenbeinküste Drogba, Kalou und Aruna grandios und mischte die französische Abwehr auf.

Die Elfenbeinküste hat mir richtig gut gefallen und sind die ansehnlichsten Afrikaner die ich seit längerem gesehen habe. Ist der Ball erstmal aus der Abwehr raus, wird das Spiel zügig nach vorne verlagert. Traumwandlerisch die Sicherheit weite Pässe zu schlagen und die Laufwege der Kompagnions vorherzusehen. Dazu mit Drogba einen Spieler der wie kein zweiter den Ball abschirmen und behaupten kann und dazu schnell und ansatzlos abziehen kann.

Die französische Abwehr rund um die erneuerte Innenverteidigung von Thuram und Boumsong sah nicht soverän aus. Thuram musste verletzt bereits nach 25 Minuten gegen Squillaci ausgewechselt werden, so wie Viera bereits kurz vor dem Spiel absagen musste und Dhorasoo ihn in der Defensive ersetzen musste. An Dhorasoos statt rannte Malouda den linken Flügel rauf und runter.

Zidane spielte unscheinbar. Zwar gingen mit laufender Spielzeit immer mehr Aktionen über ihn, kehrte die alte “Zidanelastigkeit” des französischen Spiels vergangener Tage zurück, aber er hatte keine besonderen Geistesblitze, war kein Dirigent oder Organisator. Dieses fulminante Comeback hat nur das kleine Männchen im KICKER-Tickerraum gesehen.

Nach vorne wurde es eher gefährlich wenn man über außen vornehmlich über Wiltord kam, der es wesentlich besser verstand Henry einzusetzen als Zidane. Auch Sagnol bestätigte den Trend vom FC Bayern München und zeigt sich als immer besserer Flankengeber.

Es war eine offene Partie die erst nach einer Stunde massiv zugunsten der Franzosen kippte, als man das 2:0 erzielte (1:0 Gallas Kopfball, 28te). Zidane schlürfte müde in den Strafraum und schickte Wiltord zum Eckball raus. Zidane schlürfte weiter in den Rücken der Abwehr umher, ging langsam zum 5-Meter-Raum, am langen Pfosten und ward ganz allein als der Eckball auf ihn kam. Zidane konnte den Ball volley aus 4m ins Tor schlenzen. Danach war es um die Elfenbeinküste geschehen.

Die Elfenbeinküste zeigte gute Ansätze aber Probleme in der Chancenauswertung und in der Abwehr. Aber das Spiel nach vorne ist wesentlich besser als der lethargische, zu kühl kalkulierende europäische Kick den afrikanische Mannschaften die letzten Jahre auf Turnieren verbreitet haben. Wenn Trainer Henri Michel noch ein Jahr lang gut mit den Jungs zusammenarbeitet, sind das potentielle Playoff-Teilnehmer in der Endrunde.

Die Franzosen sollten gewarnt sein, dass sie unter Trainer Domenech bereits öfters gute Testspiele (z.B. gegen Schweden) absolviert haben um dann im nächsten Pflichtspiel eine “contre performance” abzuliefern. Zumindest hat das Spiel nicht den Ambitionen Frankreichs geschadet.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp