Tour 2005: J-14 Die Tour hat begonnen
[16h42] Vermutlich hat Rolf Aldag recht, wenn er sagt, dass die Teams heute alles versucht haben, aber letztendlich “vom Gelben” in ihre Schranken verwiesen worden sind.
Ullrich hat das Problem “Kampfgeist” nicht zeigen zu können. Zum einen liegt ihm ein solcher Auftritt nicht, weder verbal vor den Mikrophonen, noch als eine Art “patron” des Feldes. Zum anderen: was kann er als Mann des langen Antrittes in den Bergen schon großartig “aggressives” zeigen? Steigerungsläufe werden als nicht so aggressiv wahrgenommen wie das ewige Piesacken von Armstrong mit seinen kurzen Antritten.
All das sind aber keine neuen Probleme und daraus ergibt sich die Frage ob Ullrich und sein Team die richtige Konsequenzen ziehen. Kann einem derartig langem Lulatsch wie Ullrich eine höhere Trittfrequenz überhaupt noch beigebracht werden? Okay, mit 32 vielleicht weniger, aber vor fünf Jahren?
Nun gut, in einem hat Ullrich recht: die Tour läuft noch und T-Mobile und Ullrich haben noch mehr Gelegenheit Zähne zu zeigen.
[16h38] Totschnig geht mit einer Minute Vorsprung ins Ziel. Armstrong und Basso schütteln Ullrich auf dem flacheren Schlußstück ab, Ullrich fährt knapp 20s hinter Armstrong ins Ziel.
Zu Armstrong: diese Etappe war für mich das eigentliche Highlight seiner anstehenden Titelverteidigung. derart nackt gegen eine “feindliche” Übermacht in einen HC-Berg und danach einen 1-er Anstieg reinzufahren, ist schon fett.
Aus dem warmen Fernsehsessel würde ich sagen: da hätten die Teams durch mehr Tempowechsel mehr “Schaden” bei Armstrong anrichten können, aber offensichtlich ist bei den Fahrern wirklich nicht mehr drin.
Ullrich hinterläßt mich ratlos. War das jetzt eher positiv dass “endlich” eine Attacke gekommen ist, oder hat er überhaupt nicht attackiert, sondern nur ein Hinterrad nach dem anderen genommen? Alleine auf sich gestellt, gegen Basso und Armstrong ist er nicht wirklich initiativ geworden. Wenn, dann war es wieder Armstrong der den finalen Hieb gesetzt hat.
Hmmm, spontan hinterläßt diese Fahrweise von Ullrich einen faden Beigeschmack bei mir, aber ich bin mir noch nicht schlüssig.
Totschnig erntet den Sieg nachdem er sich (mit anderen) 210km vor dem Ziel vom Peloton gelöst hat.
[16h31] Basso und Armstrong scheinen auf dem Anstieg doch keine Attacke mehr machen zu wollen und die Etappe am Ziel entscheiden zu wollen.
[16h28] Basso und Ullrich werden sich heute wohl in die Top 4 der Gesamtwertung reinsetzen können. Die Frage ist wieviele Sekunden Rasmussen aufgedrückt bekommt. Der Däne ist derzeit auf dem Anstieg nur 40s hinter Armstrong, Basso und Ullrich.
[16h24] Prognose: es sieht mir so aus als würden Armstrong und Basso in Lauerstellung sein und darauf warten mit ihren Attacken Ullrich rausfallen zu lassen.
[16h20] Armstrong ist zumindest stark genug sich bewusst mit Basso und Ullrich vorne aufzuhalten.
[16h19] Mit Zubeldia läßt der letzte Euskatel-Fahrer abreißen. Wenn die Basken noch was reißen wollen, dann nur noch Dienstag oder eher morgen.
[16h13] Die zwei großen Opfer der Etappe bislang: Moreau und Botero die nicht vorne dabei sind und in der Gesamtwertung abfallen werden.
Der führende Totschnig könnte heute mit einem Sieg und 1-2min Vorsprung in die Top 15 vorstoßen.
Klöden und Vinokurov bereiten alles für Ullrich vor: immer höheren Tempo anschlagen und die anderen hinten abfallen lassen. Die Gruppe 4’45 hinter Totschnig.
[16h04] Via Netzeitung: ein Interview des Figaro (franz. Tageszeitung) mit einem Mannschaftsarzt von Française des Jeux über Doping bei der Tour. Das Feld ist gespalten zwischen den Teams die “normales” Doping betreiben und den Teams mit “Hi-Tech-Doping”. Eine neue Methode des Dopings bestehe in der Verabreichung von EPO in geringen Mengen die nur noch 24h statt wie bisher 8 Tage lang nachweisbar seien.
Der Mannschaftsarzt sagt aber im Interview leider nix zu welcher Gruppe von Dopern die Mannschaft von FdJ gehört…
(Leider liegt mir das originalinterview nicht vor, so daß ich nicht weiß ob diese Quasi-Selbstbeschuldigung wirklich so gemeint gewesen ist)
[15h19] Vinokurov, so sieht es aus, hat sich wirklich geopfert um mit der Temposteigerung Armstrong zu isolieren. Er fällt nun aus der Gruppe um Armstrong zurück.
In dieser Gruppe sind viele Top-Favoriten bei: Ullrich, Basso, Armstrong, Kaschechkin, Leipheimer, Mancebo, Klöden, Landis, Rasmussen. Doch mit jeder Tempoverschärfung fallen die letzten 5 Fahrer wieder zurück.
[15h13] Die Tour hat begonnen und die 14te Etappe gestaltet sich zur Überraschung der meisten, mich eingeschlossen, so dass vielleicht die Tour noch einmal spannend werden kann.
Kurz vor dem Anstieg auf den ersten Gipfel des Tages, knapp 40km vor dem Ziel, (Port de Pailhères, Kat. HC, 15km, 8%) reitet Team T-Mobile eine Attacke und bei der Geschwindigkeitssteigerung zerlegt es das ganze Feld und mit einem Mal steht Armstrong alleine gegen einige T-Mobile-Fahrer, plus CSC, Crédit Agricole etc…
Es ist vorallem Vinokurov der attackiert, aber so früh und so häufig wie seine Angriffe sind, versucht er nicht für den Etappensieg zu fahren, sondern bereitet eine andere Geschichte vor, z.B. das feld für Jan Ullrich.
Die Tour wird am Ende des Tages vielleicht nicht mehr spannend, aber wenn heute Armstrong diesen gemeinschaftlichen Angriff von T-Mobile, CSC und Konsorten aushält, dann hat er eine wirklich kröhnende leistung vollbracht.
Reaktionen
Endlich attackiert TMO. Ob es nun für einen Etappensieg reicht oder für eine Verbesserung im Classement ist eher zweitrangig, jetzt braucht man sich nicht mehr vorwerfen zu lassen, zu passiv gefahren zu sein. Höchstens, dass die Attacke zu spät kam.
Ich fand das heutige Presseecho sehr kurios: viele Zeitungen die über die Grundstimmung im Feld berichten: “es ist sinnlos, Armstrong hat schon gewonnen”. Das ist zwar richtig, aber die Erkenntnis hätte man seit 5 Tagen haben können und man hatte vorallem es auch selbst in der Hand dieses zu ändern. Stattdessen hat eine Bergetappe gereicht um bei nahezu allen teams die Ambitionen auf Platz 1 einzutüten…
Wie bitter dieser kleine Einbruch am Ende…
Unwiederstehlich der Armstrong.
Bölts und Cerne sprechen vom “Kampfgeist” den Ullrich gezeigt hat. Hmmm. Ich weiß nicht… kann mich jemand davon überzeugen?
Naja, im vorletzten flachen Stück hat man gesehen, wie er nochmal attackiert hat, Basso und LA aber sein Hinterrad halten konnten.
Nach der Etappe vor 2 Jahren am selben Platz, war das eine der stärkeren Leistungen von “Ulle”.
Ja, vermutlich war Kampfgeist da, aber nicht die Mittel bzw. die Kraft. Da hat sich Armstrong heute wirklich als in einer anderen Liga spielend herausgestellt (mal wieder).
Kampfgeist … naja, hab ich nicht so ganz gesehen.
Ich war etwas verwirrt, was T-Mobile so vorhatte, ob man Vino nun schicken wollte oder ob er Tempo verschärfen sollte oder was auch immer.
Gute Leistung sicher Armstrong schon derart früh von seinen Helfern zu trennen … aber gebracht hats nichts. Hätte Armstrong geschwächelt, dann vielleicht, aber so beeindruckt dieses Sportler einmal mehr.
Bei Ullrich bleibt einfach das Gefühl, dass ihm das Gespür für Initiativen fehlt.
Naja, Ullrich nun 4., ein Podiumsplatz ist wieder drin, zumal Rasmussen ja nun nicht der stärkste Zeitfahrer ist.
Dass Armstrong der stärkste ist, bezweifelt ja niemand, aber heute hat Ullrich bewiesen, dass er es wenigstens versucht hat und sich somit nichts vorzuwerfen hat.