Michelin begründet, Mosley begründet
Michelin hat am Montag eine neue Presseerklärung bezüglich der Probleme in Indianapolis veröffentlicht (in Gänze bei pitpass.com)
Langer Presseerklärung kurzer Sinn: Michelin war es nicht möglich vorher in Indianapolis zu testen und musste die Belastungen daher komplett am Rechner durch Simulationen nachstellen. Im Nachhinein musste Michelin feststellen, dass die Belastungen des hinteren linken Reifens weit, weit über den Lagen, was Michel in den Simulationen herausgefunden hatte.
The Michelin investigations have revealed that the loads exerted on the rear left tyre through Turn 13 at Indianapolis were far superior to the highest estimations of Michelin’s engineers. This year, the situation through this corner turned out to be altered by the extreme combination of the speed, lateral acceleration and additional dynamic load.
Damit fühlt sich Michelin in seiner Entscheidung bestätigt, die Teams mit den Reifen nicht fahren zu lassen.
Allerdings erstaunt mich warum die Michelin-Ingenieure so mit ihrem Rechenmodell daneben lagen. Zum einen hatte man Erfahrungswerte aus den vorigen Indy-Rennen der Formel 1 zum anderen sollte man meinen, dass es in den USA hinreichend viele Ovale mit Steilkurven gibt, an denen man testen könnte.
Ansonsten macht Paul Stoddart derzeit viel Wind gegen Max Mosley, aber der Australier ist nicht ernst zu nehmen, sondern in der Regeln völlig isoliert von den anderen Teams.
Am morgigen Mittwoch findet in Paris die Verhandlung des FIA World Motorsport Councils statt.
Max Mosley hat im Guardian ein Interview gegeben, der noch einmal verdeutlich, wie vor zehn Tagen die Fronten aneinander geprallt sind und ein Kompromiß nicht möglich war.
“One of their suggestions – made more after the event – was that everyone should run with the chicane and only the Bridgestone teams would score points. Bernie would’ve probably been happy to compromise because his job is to maximise profits. My job is to run the sport absolutely fairly for everybody and not put anybody at risk. Bernie understood that it was not possible for me to give in.”
An adamant Mosley apparently did not consider the wider ramifications for formula one in front of 130,000 spectators and a television audience of millions. For him this was “a black-and-white issue”. The chicane undermined the spirit of sporting competition and would have been unfair to the Bridgestone cars – even if Jordan and Minardi supported the Michelin teams. Mosley argues that “I had to apply the rules fairly. In sport you can’t allow the majority to dictate.”
Reaktionen
Wenn ich mich recht erinnere, hat man den Streckenbelag des Ovals mit “gerillt”, was wohl für die Champ-Cars oder so irgendeinen Nutzen haben soll. Jedenfalls war das wohl letztes Jahr – und vermutlich auch nicht auf anderen Strecken – gegeben.
More on Michelin
A German post on the Michelin fast car debacle in Indianapolis….
Michelin hatte wohl wirklich deutlich weniger Gelegenheit zum Testen, wenn überhaupt welche: Bridgestone hatte mit seiner US-Marke “Firestone” Erfahrungen von den Indy 500. Da gab es den gerillten Belag schon, beim letzten F1-Grand-Prix aber noch nicht. Dass Michelin dennoch gezockt hat, steht aber außer Frage.
Wir werden ja bald erfahren, wie man in der Sache entscheiden wird. Heute ist die Verhandlung vor dem Council. Eigentlich sollte um 15h eine Presserklärung veröffentlich werden, ist aber noch nicht passiert. Stattdessen kursieren Gerüchte von harten Strafen und Ausschluß von BAR (die unter Bewährung wg. der Tankgeschichte fahren) sowie dem Rückzug von Honda.
Ich persönlich glaube nicht an harte Strafen, nicht zuletzt weil im Council ja eben nicht nur Mosley sitzt.
Ich hänge mit dem Ohr am franz. Nachrichtensender France-Info und werde ggf. hier ne Meldung raushauen (fals ich nicht gerade unterwegs nach Hause bin).