Der Schlitz der für Staus sorgt

Gestern gab es auf ProSieben eine kleine Doku zur Allianz-Arena. Zu besichtigen gab es ein faszinierendes, 1A-Usability-Problem.

Der Zuschauer in der Allianz-Arena bezahlt bargeldlos, weil die Eintrittskarte die “ArenaCard” ist und einen Chip enthält, den man ähnlich wie eine Geldkarte an Automaten mit Geld auf- und entladen kann.

Aus Sicht des Betreiber natürlich eine klasse Lösung. All das zeitintensive Gehühner mit dem Wechselgeld entfällt. Was passiert eigentlich mit den Beträgen die vom Besucher auf die ArenaCard geladen werden aber nicht zum Bezahlen benützt werden, also “übrig bleiben”? Klar, der Besucher kann die ArenaCard auch entladen. Aber wer läuft für 5 Euro nach dem Spiel zu eine der Kassen? Was passiert also mit dem Geld? Ist das Geld durch die Transaktion auf die ArenaCard schon im Besitz des FC Bayern/1860 ? Oder erst bei der Transaktion von ArenaCard zum Würstchenstand? Ich spekuliere mal: das Geld fließt bereits beim Aufladen des Chips in die Kassen des Veranstalters. Und all die 5 Euros die niemand sich zurückholen will, bleiben praktischerweise auch in den Kassen ohne dafür eine Dienstleistung erbringen zu müssen. Oder beim Rausgehen beschließt man die Karte “schnell mal an den Ständen” leer zu machen und noch eine Kappe u.ä. zu kaufen. Folge: auch hier bleibt das Geld in der Arena hängen.

Aber ich schweife ab.

An den Eingängen zur Allianz-Arena ist großes Usability-Tennis zu sehen: die Arena betritt man durch Drehkreuze. Die Karte muss an dabei an metallernen Aufsteller vorbeigeführt werden. Der Aufsteller kann die Daten auf der ArenaCard auslesen ohne wirklich physikalischen Kontakt mit der Karte zu haben (RFID oder so).

Das Problem in München ist aber die Gestaltung dieser Metallpfosten. Diese verfügen nämlich über einen Schlitz. In der Doku war zu sehen wie jedermann versuchte die Karte in den Schlitz zu stecken, das Drehkreuz aber just in diesem Schlitz die Karte nicht auslesen konnte und daher die Sperre nicht freigab. Dem Eindruck der Doku nach, musste nahezu jedem Besucher erklärt werden, dass die Karte einfach am Pfosten vorbeizuwischen ist und nicht reingesteckt werden muss. Mit entsprechendem Rückstau…

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Sach ma’ ehrlich jetzt: Ich kaufe mir in der Allianz Arena ‘ne Wurst und das Bier per Karte? Im Ernst?
    Ist ja dann doch alles mehr so Vergnügungs-Event-Fabrik anstatt Sportplatz… und ich schaffe es einfach nicht, das zu mögen.

  3. Nachtrag: wenn ich es richtig mitgekriegt habe, ist es zudem nach den Spielen bei der Ausfahrt aus den Parkhäusern zu Staus gekommen, weil der gemeine Besucher nichts davon mitgekriegt hat, dass bei der Ausfahrt auf der ArenaCard nochmal 5 EUR Parkgebühren abgebucht werden. Wenn die ArenaCard da bereits leer ist…

    Re: “Ich kaufe mir in der Allianz Arena ‘ne Wurst und das Bier per Karte?
    Ja.

    Für die Bezahlvorgänge in der Allianz Arena ist die ArenaCard an allen Verkaufsständen einsetzbar. Bargeld gibt es im neuen Stadion nur noch in den Fanshops (Ebene 2) und im à la Carte Restaurant (Ebene 3). Künftig gehen Sie mit der ArenaCard direkt zu den Verkaufsständen, an denen der Gegenwert der Ware von der Karte abgebucht wird.

    Es ist nicht die Frage ob in anderen Stadien so etwas eingeführt wird, sondern die Frage wieviele dies bereits zur WM2006 einführen werden. Schließlich sind die Infrastrukturen, inkl. RFID-Chip im WM-Ticket, für so eine Art ArenaCard vorgesehen. Das heißt mit der WM2006 werden alle Stadien für so etwas ausgrüstzet sein.

    Und siehe oben: aus Sicht des Veranstalters hat dieses nur Vorteile.

  4. In der Arena ‘Auf Schalke’ ist es ähnlich gelöst. Bier und Wurst gibt es nur mit Karte. Das Restguthaben kann man sich theoretisch am Schluss an Automaten auszahlen lassen. Nur gibt es von diesen relativ wenige – und relativ viele Fans, die nach dem Spiel, die gleiche Idee haben. Das Geld bleibt also aus Zeitgründen in der Kasse der Blau-Weißen – und die können damit anderen Vereinen Schlüsselspieler wegkaufen… Tolles System.

  5. Ja, in der Tat – ich wollte zuerst auch die Karte in den Schlitz stecken und wurde vom Ordner eines besseren belehrt. ;-)
    Auch die Abreise gestaltet sich schwierig, nach dem ersten Eröffungsabend sollen manche Besucher bis zu zwei Stunden im Parkhaus gestanden haben. Ich weiss jetzt allerdings nicht, ob das an den fehlenden 5 EUR Parkgebühren auf der Karte lag, oder ob die Verkehrsinfrastruktur einfach noch nicht auf diese Massen ausgelegt ist. Wohl eher Letzteres:

    (…) Löwen’-Sprecher Dirk Grosse räumte jedoch ein, dass das Thema Parkplätze den Hausherren FC Bayern und TSV 1860 schon seit längerem Kopfzerbrechen bereite. ‘Das Parkhaus in dieser Größe war eine Auflage für den Bau der Arena. Wenn wir ein Parkhaus mit nur 4000 Stellplätzen gebaut hätten, wie wir es ursprünglich wollten, gäbe es das Problem nicht’, erklärte Grosse. (Quelle: dpa)

    Auch an der U-Bahn-Station “Fröttmaning” gab es lange Schlangen. Das passt natürlich so gar nicht zum 1a-Premium-Produkt “Allianz Arena”.

    Und im Zusammenhang mit der Arena-Card als Zahlungsmittel läuft es ebenfalls noch nicht so rund. Aber das Ziel dieses Konzepts ist ganz klar: da steht weniger der bargeldlose “Komfort” für den Besucher im Vordergrund, als vielmehr Vorteile für den Hausherren (weniger Aufwand bei gleichzeitig höheren Mehreinnahmen). Die Wartezeit vor den Kiosken kann die Karte gar nicht verkürzen, denn der Vorgang des Abbuchens dauert genauso lange wie das Bezahlen mit echtem Geld. Ein weiteres Problem, das sich durch die Karte ergeben hat, ist das Pfand. Das wurde nämlich, der Einfachheit halber, gleich ganz abgeschafft. Die Folge: die Hemmschwelle den Plastikbecher auf den Rasen zu feuern, sinkt gegen Null…

  6. … nun hab’ ich mir das mal durchgelesen, von wegen Arena-Card. Allerdings nur die allgemein erklärenden Geschichten (danke dogfood für den Link)… jessas, ist gar nicht so einfach an eine Wurst und ein Bier zu kommen… und auf Schalke dasselbe?
    Da bin ich aber froh, dass ich nur auf’n Sportplatz muss, und nicht in so ‘ne Fussball-Arena-Beschiss-Veranstaltungs-Anlage…
    Was will man machen?
    Vorschlag: Wir werden alle VIP’s, was haltet ihr davon?

  7. In der zukünftigen VeltinsArena war das schon immer so, nur am Eingang muss noch ganz altmodisch die Eintrittskarte in einen Schlitz gesteckt werden, in dem der Barcode gescannt wird.
    Bei festgestelltem Mißbrauch oder Diebstahl können auch einzelne Eintrittskarten gesperrt werden.

  8. Auf Schalke kann man die Karten auch vor den Kartenleser halten.
    Die Vorteile für den Verein liegen aber auch in den zigtausenden zinslosen Darlehen die sie mit der Karte erhalten.
    Ich hab durch meine Schusseligkeit mittlerweile drei Knappenkarten mit Guthaben drauf. Man lädt ja auch nicht immer jedes Bier einzeln auf.

  9. ich habe heute das Geheimnis lüften können, weshalb die Kartenleser trotz RFID auch über einen Schlitz verfügen:
    damit werden die Tageskarten, die es tatsächlich noch in Papierform gibt entwertet. Diese Karten haben im Gegensatz zur Arena-Card keinen Chip installiert, sondern einen Barcode augedruckt, der dann “im Schlitz” gelesen wird. Natürlich ist es auch nicht möglich, diese Papierkarten in irgendeiner Form mit Guthaben zu laden, dazu muss man sich dann im Innenraum die Arena-Card besorgen.
    Etwas verwirrend aber doch logisch, denn für die Auswärtsblocks und Tageskarten werden keine Cards verschickt, sondern eben das gute alte Ticket – ist wohl billiger.