“11 Freunde” wollt ihr sein?
Am Mittwoch gab es vor dem Championsleague-Finale die Premierensendung des Fernsehmagazins “11 Freunde TV” von der gleichnamigen Zeitschrift.
Über lange Strecken hat mir die Sendung nicht gefallen. Sie versammelte alle Schlechtigkeit über die ansonsten gerne und häufig bei Sportfeatures im Fernsehen hergezogen wird: die sonore Stimme die man häufig auch bei den aufgejazzten Formel-1-Reportagen von RTL und PREMIERE hört, schnelle Schnitte, After-Effects-Orgien, hippe Wackelkameras, körnige Bilder und unterlegt mit zahllosen Musikschnippsel.
Die Machart der Beiträge war erschreckend einfallslos und eine Kopie von dem was man von PREMIERE in der Vorberichterstattung gewohnt ist.
Auch inhaltlich konnte die Sendung über weite Strecken nicht überzeugen: ein kurzes Stück jagte das andere, Erkenntnisgewinn gleich Null. Wenn es amüsant wurde, dann weil der Interviewte mitspielte. 30 Minuten die Kamera auf Hans Meyer zu halten, wäre allemal ergiebiger und witziger gewesen. Ansonsten das übliche Abgrasen von Spielern und Experten um ein-zwei knackige Statements zum Thema abzuholen.
Wie hat sich Peter Lohmeyer gemacht? Er ging mir anfänglich auf den Sack mit der offen zur Schau getragenen Attitüde “ich mache das jetzt mal völlig anders” und wirkte mehr wie ein Schmierendarsteller der einen Moderator spielt. Mit der Zeit gab sich das und das Interview mit Lars Ricken wurde einigermassen nett. Das Problem war eher der Ricken selber, der in der Öffentlichkeit so porentief rein ist, dagegen wirkt Patrick Lindner wie ein Gewaltverbrecher.
Braucht es “11 Freunde TV”?
Wieviel Vorbereitungszeit hatte man? 2-3 Monate? Um dann eine Sendung abzuliefern, die sich weder inhaltlich noch in der Verpackung von dem unterschied, was man auf den Sendern vor Fußballspielen serviert bekommt? Nein, dazu braucht es kein “11 Freunde TV”.
Beim nächsten Mal, wenn es denn noch einen Anlauf gibt, Schwerpunktthema setzen, längere Beiträge. Und den Lohmeyer um Gottes willen nicht alleine moderieren lassen, sondern immer einen Gast zur Seite stellen mit dem er was anstellen kann.
“11 Freunde TV” wird in den nächsten Tagen zur Genüge auf PREMIERE wiederholt.
Reaktionen
Ich kann dir eigentlich in allen Punkten – mit einer Ausnahme – beipflichten. Hans Meyer war nicht der einzige Lichtblick in der Sendung. Der Bericht über die Fans des FC Liverpool fand ich gelungen, besonders die Entstehungsgeschichte von “You’ll never walk alone”. Diese 5 gelungen Minuten sind natürlich zuwenig, das ist klar.
Ich werd’ ganz fusselig. Ich muss die ganze Zeit darüber nachdenken, wie der Sprecher des ersten Beitrages hieß, der in der Tat auch für RTL und PREMIERE Formel-1-Vorberichterstattung produziert hat. Ich glaube irgendwas mit “Klaus”. Das macht mich wuschi. Anyway: gegen diesen “Klaus” und den Peter Lauterbach bekomme ich inzwischen sinistre Allergieerscheinungen, weil diese es am schlimmsten mit den pathetischen Einspielern treiben. Da wird um ein Zwei-Satz-Statement ein dreiminütiger Beitrag gebastelt, am besten mit Enrico Morricone-Musik.
Schrifteinblendung “Der Weltmeister”, Zeitlupe, Schrifteinblendung “… und sein Bruder”, Schnitt: Schumacher im Interview “ich verstehe mich gut mit meinem Bruder”, Zeitlupe, Schrifteinblendung: “Sie verstehen sich gut”, Stimme aus dem Off: “Sie verstehen sich gut”. Musik verstummt, Stimme: “Sagen sie.”, Zwischenschnitt Beinahe-Crash Monaco, Schnitt: Zeitlupe des Beinahe-Crash. Stimme: “Fahren so Brüder die sich verstehen”, Musik mit dramatischem Höhepunkt, Schrifteinblendung: “Sie sind Brüder” etc pp…
Mighty Google: Klaus Fiedler.
Führt als Gesellschafter die Firma “LYNX and Friends”, u.a. mit Burkhard Weber, der wiederum auch bei Küppersbuschs probono Geschäftsführer ist, die wiederum “11 Freunde TV” produzierte.
Formel1-Alpträume sehen so aus wie die oben beschriebene MAZ … schrecklicher Kitsch.