Fofftein! Geld oder kein Geld
Zum Vormittag ein Haufen eher monetär orientierter Meldungen:
Konfrontation
Auch wenn es phasenweise gestern anders aussah, die Championsleague ist ein am Reißbrett ersonnenes Marketingprodukt. Sozusagen der wandelnde Kompromiss zwischen UEFA die alles unter ihre Fittiche behalten möchte und G14, der Klub der großen europäischen Vereine die auf maximale Mammonausbeute aus sind.
Um die Vermarktung kümmert sich die “Team Marketing AG” aus der Schweiz. Die Marketingagentur stand immer der UEFA nahe, was der G14 nicht gefällt. Die G14 hätte gerne bereits zu 2003 eine offene Ausschreibung gehabt, natürlich mit dem schnöden Gedanken der Einnahmemaximierung.
Noch weniger dürfte es der G14 gefallen, dass “TEAM” nicht nur der UEFA nahe steht, sondern ab 1.7. teilweise (zu 20%) gehören wird. Wie die NZZ meldet, wird die UEFA dann Anteile an der Agentur übernehmen und gleichzeitig “TEAM” die Vermarktung der Championsleague bis 2012 überschreiben. Es würde mich wundern, wenn wir dazu von Rummenigge und Co. nix hören würden.
Vorprogramm
Das DSF wertet seine lukrativen Call-In- und Sexy-Clip-Sendungen durch ein attraktiveres Vorprogramm auf: man hat sich für die nächste Saison UEFAcup-Rechte gesichert und will an jedem Austragungstag minimum zwei Spiele live übertragen. ARD und ZDF sind aus finanziellen Gründen ausgestiegen.
Bapperl
Im gesamten europäischen Fußball wird man nichts peinlicheres finden, als österreichische Fußball-Spieler. Ich habe irgendwann mal nachgezählt: bis zu dreizehn Werbeflächen befinden sich auf den Trikots eines durchschnittlichen T-Mobile-Liga-Spieler. Drei auf der Brust, zwei an den Kragen, an den Schultern, Ärmeln, Hintern, Rücken und Stutzen.
Das krasse Gegenteil ist der US-Sport. Aus “puristischen” oder “ethischen” Gründen wird Trikotwerbung abgelehnt. Es hat der Frankfurt Galaxy seinerzeit viel Überzeugungskraft gekostet, die NFL davon zu überzeugen, dass das in Europa üblich sei.
Jaja, ausgerechnet der US-Sport.
Noch eine Stufe härter ist die NBA, die noch nicht einmal die Logos der Ausrüster auf die Trikots zulässt. Und genau dass könnte sich nun ändern, wie die NY Times berichtet. Entsprechende Vorschläge werden derzeit von David Stern und der NBA-Zentrale gestreut.
Kein Bapperl
Der WDR sorgte im Kölner Raum für mittelschwere Panik, weil es den neuen Trikotsponsor des 1.FC Köln hinterfragte. Verkürzt wurde ja vor Tagen gemeldet, dass die Mittelmeerinsel Zypern oder der Tourismusverband auf den Trikots werben will. Der WDR will aber nichts auf der Insel gefunden haben.
Der FC klärt via Kölner Stadtanzeiger auf: der Sponsor sein eine zypriotische Investorengruppe namens “Satena” die erst in diesen Tagen auf Zypern gegründet wird. Ein Teil des Geldes sei auf einem Treuhänderkonto überwiesen worden und der FC sieht keinen Anlaß zum Mißtrauen.
Vorsichtig formuliert: wenn mir als Freiberufler ein Kunde ankommt und einen fetten Websiteauftritt inkl. einjähriger Betreuung haben will, aber seinerseits erst in Gründung begriffen ist und zudem nicht weiß was er mit seiner Website machen will (“So ist noch nicht klar, welcher Schriftzug auf dem Trikot stehen soll. Darüber habe die Investorengruppe mit Zypern verhandelt, aber keine Einigkeit erzielt.“), dann gibt das ein verdammt großes Ping auf meinem Bullshit-Radar und sämtliche Arbeiten würden nur gegen Vorauszahlung gemacht werden.
In diesem Sinne, toitoitoi Köln, dass die Geschichte gut geht.
Massaker
Die HBL – Handballbundesliga hat Lizenzen ausgeteilt und nicht ausgeteilt. Aus der Bundesliga selber, traf es zwei ganz große Namen: TuSEM Essen und Wallau-Massenheim. Ja, TuSEM Essen ist Europapokalsieger. Und sein Großsponsor abhanden gekommen.
Damit zieht die HBL Konsequenzen aus dem laschen Vorgehen der letzten Jahre, als z.B. der HSV diverse Male ganz elendig am Rande der Zahlungsunfähigkeit torkelte. Und das ist vielleicht das Kuriose: ausgerechnet der HSV, der letztes Jahr die Lizenz aufgrund zweier Insolvenzverfahren gar nicht hätte bekommen dürfen und im Nachhinein nur mit Punktabzug abgestraft wurde, bekommt für die neue Saison nahezu anstandlos die Lizenz, muß nur regelmäßig über seine wirtschaftlichen Aktivitäten Auskunft geben.
Apropos Torkeln
So muss man die letzten Monaten der Hamburg Blue Devils in der GFL bezeichnen. Erst die chaotische Stadionsituation (Millerntorstadion-Rechnungen noch offen, Billestadion gefloppt, Stadion in Altona), dann massive interne Reibereien zwischen Management und Spielern und schließlich mal wieder drohende Insolvenz.
Die interne Reibereien wurden spätestens dann offensichtlich, als binnen kurzer Zeit ehrenamtliche Mitarbeiter der Blue Devils aufgaben und die Devils-Ikone Maximilian von Garnier von heut auf morgen sein Karriereende verkündete. Zum Training kamen kaum noch genügend Spieler, teilweise zu Lokalkonkurrenten abgewandert.
Mitte April gab Sportdirektor Florian Dannehl auf und im Gegenzug tauchte nun Maximilian von Garnier wieder beim Training auf.
Einen Monat später der Einbruch auf wirtschaftlicher Seite. Mitte Mai wurde vom Devils-Geschäftsführer Steffens mal wieder eine Devils-Insolvenz beantragt. Während Steffens noch mit Worthülsen versuchte sich Zeit zu verschaffen (“Wir haben derzeit keine liquiden Mittel, aber die Lage ist nicht dramatisch“), machte sich eine Gruppe drauf und dran Steffens von den Blue Devils rauszukegeln.
Rund um die Chefin des Seniorpartners der Blue Devils, dem NFLE-Klub Sea Devils, Kathrin Platz, sammeln sich Leute die die Blue Devils erhalten wollen und versuchen die Blue Devils-Verträge mit Steffens zu kündigen. Das Motiv der Sea-Devils ist klar: der Markt Hamburg wurde nicht zuletzt wegen des Juniorpartners Blue Devils genommen (Jugendförderung) und Steffens hat wohl bereits NFLE-Gelder in Höhe von 100.000 EUR nur zur Tilgung von Altschulden rausgeblasen.
Nun werden die Sea Devils und weitere Partner noch einmal 30.000 EUR hinzuschiessen um die Blue Devils am Leben zu erhalten und den Insolvenzplan zu erfüllen. Nach Lage der Dinge (sprich: von heute) ist bei den Blue Devils erst mal der Spielbetrieb bis Ende Juni gesichert, inkl. Stadionnutzung in Altona. Nun soll eine neue Betriebsgesellschaft aufgebaut werden, die die insolventen GmbHs ersetzen.
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