Championsleague-Finale: Rot gegen Rot-Schwarz

AC Milan gegen FC Liverpool, beide Mannschaften kommen nicht nur geographisch aus zwei höchst unterschiedlichen Ecken. Die eine ist schon qua Name Favorit, die andere zehrt vor allem von ihrer Tradition und suhlt sich nun in ihrem Underdog-Status. Die eine Mannschaft gilt als spielstark, während die andere eher eine reagierende Mannschaft ist.

Es gibt aber genügend Dinge, die beide Mannschaften einen. Beide Mannschaften haben in der einheimischen Liga einen eher wenig zufriedenstellenden Saisonabschluß absolviert und beide Mannschaften sind mit einem blauen Auge glücklich ins Finale gekommen. Der AC musste sich mit Händen und Füßen des PSV Eindhovens erwehren und Liverpool schlug die Mutter alle Abwehrschlachten gegen die Blauen von Chelsea.

Gerade Liverpool im Finale zu sehen, ist etwas bizarr. Mit dem Finaleinzug werden wieder die alten Traditionen der Reds hervorgekramt, obwohl die Reds unter Houillier und Benitez sich zu einem ähnlich aseptischen Team europäischen Maßstabes verwandelt haben, wie all die anderen europäischen Größen. Houillier brachte Unmengen von Spielern aus dem frankophonen Sprachraum in den Kader und Benitez viel aus der iberischen Halbinsel. Mit dem Verkauf von Michael Owen schien Liverpool ein letztes Stück Identität vor der Saison weggegeben zu haben. Aber Steven Gerrard ist erstaunlich schnell in seine Rolle hineingewachsen.

Und ausgerechnet nun das Finale für Liverpool. Diese “Belohnung” steht in einem krassen Kontrast zu den eigenen Fähigkeiten Spiele zu gestalten, wie gerade das Abschneiden in der Premier League verdeutlichte. Liverpool übernimmt also in diesem Finale die Rolle des Underdogs und des Teams das auf Mission ist, das einen Lauf hat.

Solche Teams sind immer schwer auszurechnen, vorallem wenn sie noch so einen Mann wie Gerrard haben, der mit purer Willenskraft auch schon mal Torleute versetzen kann. Cinderella-Stories mit Happy-End hat es aber im Finale der Championsleague bislang kaum gegeben, erinnert sei an die wackeren Leverkusener anno 2002. Man muss schon bis 1995 gehen, bis zum Sieg von Ajax gegen… den AC Mailand.

Kräfteverhältnisse

Der FC Liverpool hat dank knappen Kader kaum spielerische Mittel zur Auswahl und es stehen einige dicke Fragezeichen. Gemeinhin wird z.B. davon ausgegangen, dass Benitez nur einen Stürmer aufstellen wird. Aber den formschwachen Barros oder den erst gerade vom Beinbruch genesenen Cissé? Gar mit dem inkostanten Kewell? Ich halte Benitez für konservativ und daher wird er Barros nehmen. Der Guardian tippt auf Cissé und dahinter Kewell.

Geht alles normal seinen Gang, wird Liverpool eher vorsichtig spielen und auf Tempoverschärfungen durch Gerrard und Xabi Alonso setzen.

Beim AC dreht sich nach schwachen Serie A-Spielen vieles um die Psyche. Werden die Italiener zum Saisonaustakt noch einmal einen Scheitel nachlegen können? Wird der AC bemüht sein, das Spiel selber zu machen und versuchen das Tempo immer hoch zu halten, um die rote Abwehr in Nöte zu treiben? Wird die Dominanz im defensiven Mittelfeld mit Seedorf und Gattuso ausreichen, um Liverpools dynamisches Duo Gerrard/Alonso matt zu setzen?

Ich glaube nicht, dass der AC wirklich versuchen wird das Tempo hoch zu halten. Und da Liverpool nicht in der Lage ist, ein Spiel zu gestalten, rechne ich mit einer torarmen Partie, wenig Spektakel in den Strafräumen und einem verhaltenen Spiel.

Links

Live-Blog der BBC von Journalisten und Fans

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp