ZSKAbromovich holt den UEFAcup

Sporting Lissabon – ZSKA Moskau 1:3

Die letzten 20-30 Minuten des Spiel zahlten das zurück, was das Finale in den 60 Minuten davor nicht hat halten können. Es war über weite Strecken Geplänkel 30m links und rechts von der Mittellinie ohne dass eine der beiden Mannschaften Zug zum Tor entwickelte. Sporting dominierte, ZSKA drückte mal 10 Minuten aufs Gaspedal, aber Torchancen Mangelware. In der ersten Halbzeit einmal auf Moskauer Seite und einmal auf portugiesischer Seite. Und jener ansatzlose 18m-Schuß (29te, Rogerio) aus der Drehung heraus, brachte die überraschende 1:0-Führung.

Die Russen kamen etwas zielstrebiger aus den Kabinen, aber die Partie öffnete sich erst nach dem Ausgleich in Form des Kopfballs von Berezutskiy (57te). Ein Aufsetzer der unter die Latte hüpfte und Torwart Ricardo sprang als hätte er von der russischen Mafia Schuhe mit Betoneinlagen bekommen.

Das Spiel entwickelte sich so, als wäre es vom russischen Trainer geschnitzt worden: die Grün-Weißen griffen wütender an und Moskau konnte lässig auskontern. 1:2 in der 66ten als Zhirkov Torhüter Ricardo tunnelte.

Der Genickbruch kam neun Minuten später. Eine scharfe flache Hereingabe in den russischen Strafraum, Rogerio steht frei vor dem Tor, zwei Meter von der Linie entfernt, bekommt den Ball aber nur gegen das Knie geschoßen. Der Ball prallt vom Knie an den Innenpfosten und springt zurück. Weiter Abstoß, links läuft Carvalho, gewinnt gegen den letzten Portugiesen weit und breit und passt das Ding mit der Zunge in den Strafraum, wo der wg. Einsamkeit akut suizidgefährdete Vagner Love aus 11m problemlos zum 1:3 einschenkt.

In den letzten Spielminuten ergeht sich die portugiesische Kameraführung in Bildern von hemmungslos heulenden Bratzen und älteren Männern mit feuchten Augen. Wieder hat Portugal ein Finale auf eigenem Grund verloren. Das anschließende Gesabbel habe ich mir nicht geben müssen, es würde mich nicht wundern, wenn wieder von der melancholischen portugiesischen Volksseele die Rede gewesen wäre. Der Portugiese an und für sich, dürfte an den Strand gegangen sein, traurige Weisen auf seiner Klampfe gespielt und den einen oder anderen Portwein hinter die Binde gekippt haben.

War es Wolf-Dieter Poschmanns erster Einsatz als Fußball-Kommentator? Ich will es mal so sagen: man ist von den Öffentlich-Rechtlichen abseits von Bela Rethy viel Herbes gewohnt. Von daher ging einem “Poschi” nicht wirklich auf den Zeiger. Allerdings besitzt er ein merkwürdiges Verständnis von Fußball-Reportagen. Abstinenz jeglicher taktischer Analyse, aber dafür hemmungslos begeistert als er auf die Kondition der Russen zu sprechen kam, der alte Ausdauersportler Poschmann. Und so emotionslos die Torchancen vorgetragen, dass meine Freundin nicht ein einziges Tor mitbekommen hat. “Schatz, nur dass du es weißt: es ist gerade das 1:2 gefallen” – “Och?“. Bei Thomas Wagner oder Wolf Fuss hätte die Feuerwehr kommen müssen, um meinen brennenden Verstärker zu löschen. Für Finale wollen wir Männer die allein Kraft ihrer Stimmbändern ganze Stadien abtragen können.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Soweit mir bekannt ist, hat Abramovic rein gar nix mit ZSKA zu tun. Der Verein, in den er früher investiert hat ist Lokomotive!

  3. Du täuschst dich. Via Sibneft ist Ambramovich an ZSKA und nicht Lok beteiligt. Siehe u.a.
    FAZ