UEFAcup-Finale: Abramovich gegen Portugal
Heute mal die Kombination Abramovich und Portugal nicht in harmonischer Ehe à la Chelsea, sondern als Gegenüber: der Mann der 2-3 Rubel über die Beteiligungfirma Sibneft in ZSKA Moskau gesteckt hat, gegen einen portugiesischen Vertreter.
Die Mannschaft von ZSKA Moskau ist zwar blutjung und unerfahren, aber Erfahrungen mit portugiesischen Mannschaften hat sie diese Saison hinlänglich sammeln können. In der Championsleague holte man in Porto ein 0:0 und verlor zuhause 0:1. Der dritte Platz reichte aus um im UEFAcup weiterzumachen und dort in der ersten Runde den Sporting-Lokalrivalen Benfica auszuschalten (2:0 zuhause, in Lissabon 1:1).
Für ZSKA ist es eine großartige Saison. Zuerst feierte man die Rückkehr in die Championsleague nach jahrelanger Abstinenz und nun marschiert man gleich bis zum UEFAcup-Finale durch. ZSKA ist eine “typische” Ost-Mannschaft, die die Abwehr mit heimischen Kräften bestückt und für die Kreativ-Abteilung billige Ausländer aus Brasilien, Bosnien, Afrika oder Kroatien bestückt. Darüberhinaus soll ZSKA eine gute Jugendarbeit besitzen.
ZSKA ist nicht wirklich torgewaltig. In der Championsleague wurden gegen Porto und Chelsea nicht ein einziges Tor geschossen, in den 8 Spielen des UEFAcups nur in zwei Spielen mehr als 2 Tore. Es ist eher die Defensive. In den 14 europäischen Spielen haben sie nur zweimal mehr als 1 Tor kassiert, fünfmal ein Tor und sieben Mal gar kein Tor.
Sie sind nicht in der Lage viele Tore zu machen, haben eine gute Abwehr, drei Mal darf man raten, wie Moskau sich auf das Spiel einstellen wird, wenn sie heute abend beim Gastgeber Lissabon zu Hause auftreten müssen… Ich sehe den Geist von Otto Rehagel schweben: hinten dicht machen und drauf hoffen das vorne in der 118ten Minute jemand eine Ecke reinrübt.
Für Sporting Lissabon spricht ihr Programm. Betrachtet man ihre Gegner im UEFAcup, so haben sie wirklich hinreichend gute Mannschaften rausgeschlenzt (Rapid Wien, Pan. Athen, Newcastle, Feyenoord, Middlesbrough, Alkmaar), erwiesen sich hinten als solide (nur einmal mehr als ein Tor kassiert) und vorne als satisfaktionsfähig (viermal 3 oder mehr Tore). Schlüsselspieler für die Offensive ist der gnomenhafte Liedson (1m75). Von Liedson heißt es, dass er mit speziellen, ultraleichten Schuhen antreten wird. Der zweite Stürmer Pinilla fällt wohl nach einer gestern im Training erlittenenen Knieverletzung für das Spiel aus.
Lissabon ist ein offensives Team dass auf Ballbesitz bedacht ist. Wird Trainer Peseiro von Anfang an stürmen lassen, um mit einem frühen Tor die Nerven zu beruhigen, oder Vorsicht walten lassen, um nicht in einen russischen Konter reinzulaufen? Das sind die zwei Adjektive mit denen ZSKA portraitiert wird: konterstark und ballsicher. Der Moskauer Trainer Gassajev legt interessanterweise Wert darauf, im Finale die Nerven zu behalten und verweist darauf, dass in den letzten fünf UEFAcup-Finals sieben Spieler des Platzes verwiesen worden sind.
Russland hat wohl noch nie einen Europapokal gewonnen, während bei den Portugiesen möglicherweise die gerade vernarbten Wunden von der EM-Final-Niederlage wieder aufbrechen könnten.
Interessant wie in Europa der UEFAcup betrachtet wird. In Deutschland wird meistens ZSKA Moskau in den Mittelpunkt gerückt, während in Frankreich alles nur auf Lissabon starrt (Frankreich hat eine hohe Zahl an portugisieschen Immigranten) und in England interessiert sich keine Sau dafür. Lieber spricht man über ManU, Ashley Cole und den FA Cup.
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