Moin! Schulhofbolzerei
Das gestrige DFB-Pokal-Halbfinale erinnerte an Bolzen auf dem Pausenhof. Alle Mann hinter den Ball her und der Torwart ist die dumme Sau die zusehen kann, wie sie da mit heiler Haut rauskommt.
Wenn zwei Mannschaften durch Spielertransfers derartig eng verzahnt sind, wie Werder und Schalke, war es klar dass es beim Elfmeterschießen zu drehbuchreifen Momenten kommen würde. Das Schicksal hat sich dann gegen Fabian Ernst und für die “Matthäus”-Auflösung entschieden (1984, DFB-Pokalfinale Gladbach – Bayern).
There goes the Glaubwürdigkeit
In der FAZ stellt sich Daniel Cohn-Bendit einem Interview. Das dürfte nicht schwer fallen, denn Cohn-Bendit steht in der Tradition französischer Intellektueller die zu allem und jedem eine Meinung haben.
In diesem Fall geht Cohn-Bendit seit einigen Wochen mit Meinung und Initiative zum Thema Beckenbauer vs. Platini für die UEFA-Präsidentschaft hausieren. Cohn-Bendit ist pour Platini et contre Beckenbauer und begründet es mit Argumenten die zweifeln lassen, dass Cohn-Bendit die letzten Jahre auf diesem Erdball verbracht hat:
Platini ist kritisch gegenüber dem Fußball-Establishment, weil er sagt, daß sich sein Sport in eine fatale Richtung entwickle. Beckenbauer ist ein Vertreter des herrschenden Establishments.
Das ist eine putzige Aussage, denn Platini war Steigbügelhalter für den korrupten Sepp Blatter (der einst im Sommer 98 afrikanische Verbände für seine Wahl bezahlte) und gilt immer noch als Blatters Mann. An dem Punkt an dem FAZens Roland Zorn dann entsprechend hinterhakt, weicht Cohn-Bendit aufs Blubbern aus und kann keine konkreten Aktionen Platinis benennen, die es rechtfertigen Platini als “Anti-Establishment” zu bezeichnen.
Richtig ist, das Platini sich mitunter sehr früh gegen die Championsleague und die G-14 ausgesprochen hat (z.B. 2003, 2000). Richtig ist aber auch, dass ein Michel Platini ähnlich wie ein Franz Beckenbauer, nur ein Mikrofon und einen Reporter braucht, um sodann einen Ausstoß von faszinierenden Ideen zu produzieren: Schließung der Championsleague, Einführung eines 256 Vereine umfassenden europäischen Wettbewerbs, Befürworter des Golden Goals, Verbot jedweden Tackling, Einführung eines neuen Transfersystems, Einführung einer “Inländer-Quote”, Ausschluß verschuldeter Teams wie Real Madrid.
Der Ausstoß an originellen Ideen dürfte bei Platini quantitativ und qualitativ mit Beckenbauer vergleichbar sein. Genauso dürfte es sich mit der Stringenz verhalten, mit der diese Ideen verfolgt werden. Da kritisierte ein Platini die Fernsehanstalten, weil sie zuviel Fußball übertragen. Gleichzeitig besaß Platini zu diesem Zeitpunkt einen hochdotierten Vertrag als Ko-Kommentartor bei Canal+.
Es dürfte ziemlich wurscht sein, ob Beckenbauer oder Platini gewählt werden. Beide wirken nicht wie Macher, sondern nur wie “Frontmänner”, während im Hintergrund ganz andere Leute die Strippen ziehen.
In den Kasten
In England wurde gestern zweimal aufgespielt: Bolton – Southampton 1:1, Middlesbrough – Fulham 1:1. Bedauerlicher Punktverlust für Bolton, die sich inzwischen bis auf 1 Punkt an Everton und damit den letzten Championsleague-Platz rangerobbt hatten (Everton mit einem Spiel in Rückstand). Bolton kann seinerseits heute von Liverpool überholt werden.
Für Southampton ebenfalls suboptimal, denn im Abstiegskampf ist man nun punktgleich mit West Brom just an der Scheide zwischen Abstieg und Nichtabstieg. West Brom hat aber noch ein Spiel mehr in der Hinterhand. Middlesbrough Unentschieden ist ein Rückschlag für deren UEFAcup-Ambitionen.
Was in England ferner derzeit Schlagzeilen macht, ist das Verhältnis zwischen Rio Ferdinand und seinem Cheffe Sir Alex Ferguson. Letzte Woche war bekannt geworden, dass Chelsea und Rio Ferdinand in “Cole-esker” Manier sich heimlich getroffen hatten. So heimlich, das die Photos einige Tage später in der Zeitung waren. Was genau dahinter steckt, ist nicht klar. Chelsea dementiert alle Kaufabsichten, Rio Ferdinand ist wiederum derzeit in Vertragsverhandlungen mit ManU und glaubt “zufällige” Begegnungen mit der Konkurrenz wären preistreibend.
Tatsächlich scheint aber Ferguson hinreichend angepisst zu sein und fordert Ferdinand nun auf endlich eine Vertragsverlängerung zu unterzeichnen. Alex Ferguson ist bekannt als Mann, der superloyal hinter seinen Leuten steht, aber wer bei ihm unten durch ist, wird auf Lebzeiten nie wieder was werden.
Die UEFA hat einige lukrative Finale vergeben. Championsleague-Finale 2006 im Stade de France nach Paris und 2007 nach Athen (Verlierer: Wembley!) und UEFAcup-Finale 2006 nach Eindhoven und 2007 nach Glasgow in den Hampden Park.
Französisches Cup-Viertelfinale: Monaco – Clermont 1:0, Sedan – Grenoble 2:1. Beide Partien gingen in die Verlängerung. Heute stehen an Nimes – Sochaux und Boulogne-s-Mer – Auxerre.
Kurz und schmerzlos
DEL – Durchmarsch für die Eisbären, die Mannheim in drei Spielen abfertigten.
F1 – Montoya wird am nächsten Wochenende weiterhin wegen einem Haariß in der Schulter fehlen. Diesmal wird er aber durch Alex Wurz und nicht Pedro de la Rosa ersetzt.
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