Moin!

Josef Schnusenberg, der Finanzvorstand von Schalke, hat sich in der FR einem ausführlichen Interview von Wolfgang Hettfleisch und Jan Christian Müller gestellt.

Natürlich schwebt während des ganzen Interviews der BVB als großer Erzfeind und Beispiel einer riskanten Finanzpolitik im Hintergrund. Schnusenberg hat aber seine Hausaufgaben gemacht und weiß dass es für einen guten Manager nicht reicht rosa Anzüge zu kaufen. Seine Antworten klingen offenherziger und rauben durch ihre Schnoddrigkeit viel Dramatik.

FR: Sie haben früher die Bilanz in der Vereinszeitung “Schalker Kreisel” veröffentlicht. Irgendwann nicht mehr. Warum?

Schnusenberg: Das haben wir nur im vergangenen Jahr nicht getan. Wir werden es wieder machen.

FR: Sind Sie misstrauischer, weil die Öffentlichkeit Ihnen mehr misstraut?

Schnusenberg: Ich habe im vergangenen Jahr ziemlich viele Diskussionen geführt mit Menschen, die nicht so viel von Finanzen, Steuern und Bilanzen verstehen wie ich. Da hab’ ich gesagt: Das streichen wir. Dass das so eine Wirkung haben würde, hatte ich nicht erwartet. Heute muss ich sagen: Das war ein Fehler.

FR: Ist es nicht verständlich, dass Geschäfte wie der Kauf des Parkstadions von der Stadt Misstrauen schüren? Sie kriegen das Areal für einen Euro, und dann steht es plötzlich in Ihren Büchern mit einem Wert von soundso vielen Millionen.

Schnusenberg: 15,6. Klar verstehe ich das.

FR: Sind das keine Tricks?

Schnusenberg: Säße ich auf ihrem Stuhl, würde ich vielleicht auch sagen: ein Trick. Aber im Zuge von Basel II (Verschärfung der Richtlinien zur Kreditvergabe; Anm. d. Red.) schaut ja jeder, was für Werte er zeigen kann.

Schnusenberg ist vielleicht nicht ganz so chic wie einst Michael Meier in seinem ganzen Stolz, dem rosaroten Anzug. Verbal ist er aber allemal überzeugender und spielt überzeugend den Part des bauernschlauen, hemdsärmeligen Provinzmanagers.

Die wirtschaftliche Lage sieht Schnusenberg zwar als verbesserungsfähig aber machbar an. Er bringt es auf den simplen Nenner dass Schalke feststehenden Ausgaben hat und nun zusehen muss minimum 100 Mio. EUR Umsatz pro Jahr zu erwirtschaften. Letztes Jahr fehlten 7 Mio EUR. Potential sieht Schnusenberg in der Einnahmenseite, vor allem beim Sponsoring, wo er noch Potential für weitere 5-10 Mio sieht (derzeit: 30 Mio).

Ich hätte ja meinen Beruf verfehlt, würde ich hier blauäugig erzählen, alles sei wunderbar. Was die Verluste angeht, so hat uns die Investitionspolitik insbesondere bei den Spielern in den letzten Jahren eingeholt. Der Assauer ist mal zu mir gekommen und hat gesagt: “Du, die schreiben, wir hätten 60 Millionen für Spieler ausgegeben. Die spinnen!” Da musste ich ihm sagen: Die haben Recht. Aber das kann man steuern. Mich interessiert die Einnahmeseite. Wenn das nicht funktioniert, dann haben wir ein Problem.

Das ist übrigens nicht die einzige Schnoddrigkeit die er gegenüber Assauer macht. Zwischen den Zeilen kommt Assauer nicht wirklich gut weg. Man hat den Eindruck dass Assauer den Hampelmann an der Front gibt, während er längst von den internen Machtstrukturen abgekoppelt wurde.

Trotzdem: nettes Interview bei dem Schnusenberg sympatisch rüberkommt.

Drei Sterne für Dynamo

Aus Marketinggründen meinte ein Manager des BFC Dynamo Berlin auf die pfiffige Idee gekommen zu sein, mit einem Trikot anzutreten, auf dem die 10 Meisterschaften des BFCs in Form von drei Sternen verewigt sind. Kurzfristig ein guter Gag, langfristig hat er damit eine Diskussion über die Wertigkeit der Meisterschaften der DDR-Oberligea entfacht, u.a. weil es common understanding ist, daß die Meisterschaften dem Lieblingsklub von Stasi-Chef Mielke zugeschoben wurden… was natürlich auch für die Jetzt-Zeit kein besonders gutes Image ist. Insofern, Gratulation nach Berlin für dieses Eigentor.

Der Tagesspiegel läßt heute Giselher Spitzer einen Artikel über die Betrügereien aus den 80er Jahren und den Schiedsrichtern schreiben: “Spitzel, die keiner zurückpfeift

Etappenziel

Ein anderer wird nicht mehr viele Interviews geben: Lance Armstrong hat auf einer Pressekonferenz gestern seinen Rücktritt vom Leistungssport zum Sommer erklärt. Nach der Tour de France wird er aufhören, was natürlich jener Tour noch einmal zwei bis drei Kilo mehr Dramatik gibt.

In die Reuse

Die Philadelphia 76ers gewannen gestern gegen Milwaukee 122:106 und haben sich damit endgültig für die Playoffs im Osten qualifiziert. Bleiben damit die NJ Nets und die Cleveland Cavaliers die sich noch zwei Spiele lang um den letzten Playoff-Platz im Osten kabbeln.

Im Westen ist der Spitzenplatz der Phoenix Suns nach ihrem Sieg gg. Denver (128:114) und der Niederlage der Spurs (92:94 in Memphis) fix.

Kurz und schmerzlos

Fußball: Das Hamburger Abendblatt beschreibt die Personalstrategie des HSVs. Demnach wird jetzt die zwote von drei Stufen gezündet. Vor der Saison wurde ein neuer Kern aufgebaut, der jetzt ergänzt werden soll. Zwei Außenverteidiger und ein defensiver Mittelfeldmann sollen kommen. Das Budget ist aber knapp, derzeit ist von max. drei Mio. EUR die Rede.

Fußball: Weiterhin heute in den Zeitungen: in Italien ist in den Fußballstadien am Wochenende nix passiert (NZZ) Juve gewann hoch, AC verlor, Juve nun 3 Punkte vor dem AC.

Leichtathletik: Marion Jones schreibt Schlagzeilen weil sie am Wochenende bei einem Test nur letzte in den 400m wurde. Die des Doping verdächtigte Sprinterin blieb 6 Sekunden hinter ihrer persönlichen Bestzeit (NZZ, Berl. Ztg).

Rad: Ex-Phonak-Fahrer Tyler Hamilton wurde gestern wg. Blutdopings nun offiziell für 2 Jahre gesperrt.

Rad: Drei Wochen vor dem Start des Giro d’Italia steht ein Boykott der ProTour-Teams im Raum, da die Giro-Organisatoren nach Ansicht der Teams nicht genügend Startgeld zahlen wollen.

NFL: Sam Mills, bekannt vorallem als Linebacker bei den Carolina Panthers, ist am Montag 45jährig an Krebs gestorben (ESPN). Mills bildete 1995 neben Steelers LB Kevin Greene den Nukleus der neuen Franchise.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp