Wiedersehen
Déja Vu, déja vu. Ich sehe alte Bilder vor meinem Auge, dem geistigen. Bilder aus vergangenen und vorvergangenen Jahren.
Viele in der diesjährigen Trainergilde tun ihr Bestes um sämtliche Klischees über sie zu erfüllen.
Nehmen wir Kurt Jara. Ein Mann von Sohle bis zum Scheitel auf Defensive eingestellt. Offensiv allenfalls die Heulerei über Weltverschwörung vom Schiri bis hin zu den Fans die ihn nicht lieben. Das Gegurke ist meistens unansehnlich, egal ob Hamburg oder Lautern. Das Muster bleibt dasselbe: die Mannschaft wird klein geredet, die äußeren negativen Einflüße groß. Irgendwann gibt es in der Jara-Ära ein Zwischenhoch. Der HSV hat seinerzeit trotz extremsten Antifußball, gegen den sogar Sammer’scher Catenaccio sexy aussieht, den Ligapokal geholt, ehe Monate später Jara gefeuert wurde. Nun hat Lautern in den Vormonaten mitunter ansehnlichen Fußball gespielt, aber das Gefüge war wackelig und es hat nur ein schlechtes Spiel gebraucht um das fragile Konstrukt derart in Schutt und Asche zu legen, als wäre Herr Richter mit 9,6 auf seiner Skala persönlich vorbeigekommen.
Noch so ein Lauterer: Erik Gerets. Er wirkte in seiner Lauterer Endphase wie jemand, der seine Mannschaft nicht mehr unter Kontrolle hat und seltsam entrückt vom Klub war.
Gerets 2005 in Wolfsburg: An diversen Ecken knallt es im Kader. Brdaric findet nichts dabei, öffentlich seinen Wechsel von Hannover nach Wolfsburg als Fehler zu bezeichnen, D’Alessandro fällt es im dritten Jahr auf in was für einer Provinzstadt er gelandet ist und einer der alten Wolfsburger Kämpen wie Schnoor muss erkennen was grundsolide Arbeit und Identifikation mit dem Verein, in Zeiten wo der Verein höhere Ambitionen hat, Wert ist: nichts. Kurz: überall sind Stinker die in ihrer Leberwurstecke vor sich hinbeleidigt sind.
Und wo ist Gerets? Er schwebt wieder entrückt einige Meter über den Wasserpegel, als würde es ihn alles nicht angeht. Rücktrittsandeutungen werden mit der Verve eines Mohnbrötchens vorgetragen.
Ein anderer Trainer der auch sehr schnell von heut auf morgen seine Scheibletten wieder zuhause in Holland stapeln könnte, ist Dick Advocaat. Wenn man es so in der Distanz nicht mitbekommen hat, aber Advocaat ist sowas wie “the evil Berti Vogts”, die dunkle Ausgabe des Berti Vogts. Unendliche Fußball-Kompetenz, lichtes Haupthaar und Kleinwuchs, gepaart mit der Sozialibität eines Hundehaufen.
Vogts und Advocaat boten viel Angriffsfläche für die Medien und jene Medien wollten auch vieles bewusst mißverstehen, weil es einfach die bessere Story war.
Aber ist es nur mir so gegangen, dass sich seit seiner Ankunft in Gladbach, bei jedem von Advocaats medialen Auftritt der Magen nur so krümmt? Ist der Mann ein derartiger Soziopath oder spielt er bewusst das Arschloch um schnellstmöglich Abfindung zu kassieren? Fakt ist: wie bei Jara, ist die Spirale die zur Entlassung führt, längst in Gang gesetzt. Medien und Fans schaukeln sich gegenseitig auf und Siege und Niederlagen verzögern oder beschleunigen die Spirale, aber aufhalten werden sie den Gang der Dinge nicht.
Neben dieser immer wieder einsetzenden Spirale die wie “Groundhogs Day” (“Und täglich grüßt das Murmeltier”) wirkt, gibt es Varianten wie z.B. Volker Finke.
Ein Volker Finke geht schnurstracks seinen Weg, immer berechenbar. Und obwohl der SC Freiburg eines der statischsten und stabilsten Strukturen des deutschen Profifußballs ist, so ist dies eine der einschneidensten Saisons für den SC Freiburg gewesen. Es ist die Saison in der der SC Freiburg zur grauen Maus geworden ist. All der Zauber der Neunziger, als die “Studententruppe” mit schönen Fußball Sympathiepunkte erntete, ist dahin. Der SC Freiburg ist längst Normalität geworden.
Die Taktiken des SCs sind längst bundesligaweit etabliert und selbst den BILD-Sportredakteuren aus der allerhintersten Ecke Deutschlands geläufig. Die Mannschaft ist eine Jahr für Jahr neu zusammengestellte Söldnertruppe aus Mali, Österreich, Georgien, Schweiz, Libanon, Nigeria, Bosnien, Burkina Faso, Holland, Frankreich und Ghana, um nur mal den aktuellen Kader zu listen.
Mit dem recht passiven “sich in sein Schicksal fügen”, hat der SC Freiburg die letzten Spurenelemente Persönlichkeit und Profil verloren. Nächstes Jahr gibts eben Köln, Duisburg und Fürth. Und Jörg Berger, Jürgen Röber und Jürgen Fliege. So what.
Reaktionen
Sehr schon.
The evil Berti Vogts
Gro