Höllisches Fin de Siecle?

Das was man im Abendblatt über das Bundesliga-Football-Team Hamburg Blue Devils liest, klingt nach mittelschweren Auflösungserscheinungen.

Just pünktlich für den Montag erklärt das Faktotum des Vereins, WR Maximilian von Garnier das Ende seiner aktiven Laufbahn. Zeitgleich beendet das Statistikteam seine Zusammenarbeit mit dem Verein.

Das Statistikteam schreibt von “verschiedenen Vorkommnissen”, das Abendblatt redet von einem Zerwürfnis mit Geschäftsführer und Vermarkter Karsten P. Steffens. Und wenn ein Max von Garnier in seiner Abschiedsmail schreibt: “Meine Entscheidung nicht zu spielen beeinflusst nicht meine Tätigkeit als Trainer der Junior Devils. Ich habe bereits mein Wort gegeben, dass ich die Jungs mit besten Wissen und Gewissen weiter betreuen werde. Es sei denn, es wird nicht mehr erwünscht.“, also nur weitermacht, weil er sich an sein Wort gebunden fühlt (was ihn ehrt), dann ist das Tor sperrangelweit für Spekulationen offen.

Nun ist man Ärger rund um die Blue Devils seit der Gründung gewohnt, als Manager Axel Gernert sich von den Silver Eagles löste um mit einigen Spielern und Betreuern ein professionelles Non-League-Team zu gründen. So instinktsicher Gernert eine Nase für den Markt hatte und so gut er am großen Rad drehte, es blieb immer ein merkwürdiger Geschmack im Mund. Beispiel FLE, bei der sich nicht wenige der partiziperenden Teams über schlechte Vertragsbedingungen und ausstehenden Zahlungen beklagte.

Doch in bester New Economy-Manier: wenn irgendwann irgendwo der Investitionszufluß unterbrochen wird, beginnt die Todesspirale. Im Jahr 2000 ging das Firmenkonstrukt (“Gernert Medienberatung”) des Axel Gernert pleite. Die Devils schafften anfangs sich aus der Insolvenz durch Abkauf der Marketingrechte herauszukaufen, wurden aber nochmal runtergezogen, als ein Gericht diesen Deal auf 280.000 statt 100.000 Euro taxierte.

Seitdem hat es Jahr für Jahr Theater in der Offseason gegeben. Lizenzbedingungen erfüllt, nicht erfüllt, Ritt auf der Insolvenzklinge, Ärger zwischen Coaches und Sportdirektor, Coaches und Vorstand, Auslagerung der Marketingaktiväten an andere Unternehmen die wiederum ihrerseits Insolvenz meldeten, Vorstände die nicht entlastet wurden etc… Zuletzt versuchte der Blue Devils-Finanzier Klaus Steffens sich mit den Devils in die NFLE einzukaufen, was aber vereinsintern auf Ablehnung stieß. Das Abendblatt ist 2004 voll von Geschichten rund um Steffens und wie er Mitarbeiter, Spieler und Betreuer vergraulte.

Einmal mehr scheint der vereinsinterne Krach existenzbedrohend zu sein. Einmal mehr verlieren die Devils Personen mit Substanz.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp