Wie gut ist England wirklich?
Oder: Ist Eriksson das einzige Hindernis zwischen England und den WM-Titel? Wie von Armin gefordert, hier ein Debattenanstoß zur “WM-Reife” Englands.
Schauen wir uns einmal den Kader Englands an:
Paul Robinson
Ashley Cole, Rio Ferdinand, John Terry, Gary Neville
Joe Cole, Steven Gerrard, Frank Lampard, David Beckham
Michael Owen, Wayne Rooney
Reserve: Ledley King, Kieron Dyer, Jermain Defoe, Michael Shaun-Phillips
Geht man Position für Position durch, muss man attestieren, dass die Engländer auf verdammt vielen Posten mit europäischer Spitzenklasse besetzt sind. Abstriche würde ich allenfalls beim Torwart und bei Gary Neville/rechter Außenverteidiger machen. Aber unterm Strich ist das eine beeindruckende erste Mannschaft.
Gefällig ist das Mittelfeld, das sehr torgefährlich agieren kann, dem aber eine defensive Absicherung fehlt. So sehr Lampard und Gerrard auch gepflegt reingrätschen können, so sind sie keine “Staubsauger” à la Frings oder Viera.
Auffällig ist dabei die Entwicklung in den letzten zwei Jahren. Rooney ist zu einer festen Größe geworden, Terry, Joe Cole und Lampard waren bereits vorher zumindest Rohdiamanten, haben aber unter Mourinho nochmals deutlich an Statur gewonnen. Ein Steven Gerrard profitiert davon, dass er nach dem Abgang von Owen in Liverpool zum “Franchise Player” geworden ist.
Damit hat England eigentlich genügend “Material” um z.B. Weltmeister zu werden, …
… aber hat England auch die “Reife” dazu? Immer wenn Turniersport angesagt ist, scheint es “Klick” zu machen und die kleinen Rädchen in englischen Fußballer-Hirnen fangen an, heftiger als sonst zu arbeiten. Ein Muster zieht sich durch viele Turnier-Spiele: England führt, zieht sich in der zweiten Halbzeit zurück und kassiert die Niederlagen.
So unglücklich die Geschichten mitunter laufen (sensationelles 2:2 gegen Portugal, Rausschmiß via Elfmeterschießen, 1:2 gg. Brasilien nach Fehler Seaman), die englische Mannschaft strahlt nicht die Autorität aus, die sie eigentlich angesichts des Kaders haben müsste.
Und das kann man durchaus an Personen festmachen. Da wäre der Trainer Sven-Göran Eriksson, dem außerhalb seines Liebesleben, jegliches Feuer abgeht. Dies ist mitunter erholsam angesichts der hochtourigen englischen Medienlandschaft, aber ich wundere mich ob sein unterkühltes Taktieren nicht auch die Mannschaft zu sehr bindet, zu wenig von der Kette läßt.
Der weltweit bekannteste englische Fußballspieler ist David Beckham. Doch so sehr er sich müht und qua Kapitänsamt auch ab un zu verpflichtet wird, er ist kein Antreiber. Er ist ein fleischgewordenes Machtvakuum und häufig genug mit sich selbst hinreichend beschäftigt.
Gab es irgendeinen Spieler der einem in der englischen Nationalmannschaft der letzten Jahre sofort als Leader herausstach? Eben.
Und genau hier wird es aber wieder interessant, wenn man die Entwicklung in dieser Saison betrachtet. Gerrard und Terry sind in ihren Vereinen deutlich zu Leitwölfen herangewachsen. Die Chance dass sich neue Strukturen in der englischen Mannschaft herausbilden, ist da. Es ist nur die Frage ob der übervorsichtige und konservative Eriksson sie nutzt. Eriksson ist jemand der lieber zwanzigmal austauscht und testet, statt zu versuchen ein Gerüst zu etablieren. Nun hat er aber in dem eher bedeutungslosen Spiel gegen Azerbaidschan bewusst das Beste was England hat, auf dem Feld gelassen. Ein Versehen oder Kalkül?
England hat das Potential. Aber Eriksson wirkt, insbesondere neben Mourinho, wie ein Fehlgriff.
Reaktionen
hm als fan der englischen nationalmannschaft, war es wirklich schlimm anzusehen wie England den Sieg zb gegen Portugal oder Frankreich in der zweiten Halbzeit aus der Hand gibt. Für mich ist klar, wer daran schuld ist: Eriksson. Er hat zu lange in Italien gearbeitet und weist die Spieler nach der knappen Führung in die Devensive zurück, und dann bekommen sie die Tore. Ich hoffe sehr, dass Eriksson aus den Niederlagen gegen Portugal und Frankreich etwas gelernt hat, und sich mal überlegt, ob es nicht besser wäre die Manschaft auch nach dem Führungstreffer weiter kontrolliert offensiv spielen zu lassen.
England führt zwar in der Gruppe und ist bis jetzt ungeschlagen, aberan der WM werden Mannschaften auf sie warten die sicherlich stärker sind als wales, nordirland, österreich, polen und asserbeidschan.
Wenn England gleich wie bei der Euro versucht das Resultat über die Zeit zu retten, werden sie es auch dieses mal nicht schaffen das Turnier zu gewinnen…
So lange wie Eriksson jetzt hier ist sollte er aber langsam das Italienische vergessen und das Englische lernen. Fragt sich nur wo, kein einziger Trainer der Top Teams der Premier League ist Englisch ;-)
Egal was er macht, die meisten seiner Spieler werden bis zur WM sowieso mit den Kraeften am Ende sein: Zu grosse Liga mit dementsprechend vielen Spielen, Champions League (z.T mit Quali), 2 Pokalwettbewerbe usw usf.
Wuerde mich nicht wundern wenn Gerrard nicht an der WM teilnimmt wegen Verletzung (anfaellig genug ist er). Ein paar andere der oben genannten Spieler wahrscheinlich auch. Und bei der zweiten Garde geht’s dann schon ganz gewaltig mit der Qualitaet runter, was bei Brazil und ein paar anderen schon weniger schlimm ist.
ja stimmt schon, dass die englishen klubs zu viele spiele haben und die nationalspieler bei der wm nicht mehr fit sind. aber so viele spiele mehr haben die Engländer nun auch wieder nicht und beckham/owen spielen ja in spanien. Bei der Em waren aber alle stars anwesend ausser rio ferdinand und der fehlte ja nicht wegen verletzungen(war gesperrt). Und obwohl alle dabei waren verloren sie gegen portugal, wegen den schon in den anderen beiträgen genannten gründen. es braucht also noch etwas mehr als nur das gesamte kader mit allen stars.