HSV – Borussia Dortmund 2:3
Marcel Reif befindet sich zwar derzeit sprachlich nicht ganz auf Höhe und seine Analysen sind nicht extrem tiefschürfend, aber alles ist richtig beobachtet und ich komme nicht umhin redundantes Zeug zu schreiben…
Die HSV-Niederlage ist kein Ausreißer sondern eine Fortschreibung des Spiels in Bielefeld: es regiert die spielerische Armut. Das Spiel steht und fällt mit der Leistung von Beinlich. Barbarez und Jarolim sind eher Fehlanzeigen.
Was auffällt, ist der völlige Zusammenbruch des Flügelspiels. Wenn Flügel, dann ist es vorallem Beinlich der ab und zu über links geht. Jarolim zieht es immer häufiger in die Mitte, aus der Verteidigung rückt keiner nach. Der völlig verunsicherte Klingbeil, der sich eigentlich derzeit um einen Stammplatz 2005/2006 spielt, traut sich nicht mehr über die Mittellinie. Rechts zeigt Colin Benjamin mehr Drang und mehr Substanz als Schlicke, ist aber auch kein absolutes Spitzenkaliber.
Bezeichnend waren die Einwechselungen: 1/ Mahdavikia war eine theoretisch gute Entscheidung um zu versuchen das Spiel anzukurbeln, aber der Mann ist sein Monaten neben den Schuhen… Auch er meidet die rechte Seite wie die Pest und zieht extrem früh nach innen, wo er, Jarolim und Barbarez sich auf den Füßen stehen.
2/ Mpenza, Moreira. Es war offensichtlich dass die dünne Zahl an Torchancen weniger den Stürmern geschuldet war, sondern mehr den schlechten Anspielen. Nach der Einwechselung von Mahdavikia wurde nun aber nicht Moreira, sondern Mpenza eingewechselt. Auch eine Art Statement, gegen Moreira. Der kam erst 8 Minuten später, in der 80ten rein. Seine Tage in Hamburg dürften auch gezählt sein.
Der HSV hat derzeit seine Linie verloren und in diesen Momenten zeigt sich, dass der HSV-Kader an einigen Stellen zu dünn besetzt ist um wirklich dauerhaft in den Regionen Europapokal mitspielen zu können. Die Gegner wie Stuttgart oder Werder spielen diese Saison zu inkonstant, es könnte also wirklich für UEFAcup oder Championsleague reichen, aber der aktuelle Kader wird mittelfristig nicht für gesetztere Ambitionen reichen.
Großes Lob für Dortmund. Trotz Ausfalls von Rosicky und Koller spielte man mannschaftlich sehr geschlossen. Wie sehr die Mannschaft nun Oberwasser bekommt, merkt man leider auch Weidenfeller und Ricken an, die wieder an ihre “besten” Zeiten anknüpfen und bei Körperkontakt gepflegte Schmierenschaupieler-Leistungen feilbieten.
Reaktionen
Der Schritt nach vorn bei Hamburg besteht letztlich darin, dass man wenigstens eine Innenverteidigung verpflichtet hat. Trotzdem fehlen immer noch Außenverteidigung und irgendwie ein in sich stimmiges Mittelfeld statt gefühlten sieben Spielmachern. Ich fürchte, mit dem jetzigen Team würde man sich und uns im Europacup eh nur quälen, auch wenn man in der Euphorie ein paar nette Spiele gemacht hat.
In Dortmunds nächste Saison setze ich große Hoffnungen, wenn ( und das ist ein wackliges Konstrukt) die Meisterschaftshelden Dede, Rosicky, Ewerthon und Metzelder endlich mal wieder ein nicht gebrauchtes Jahr erwischen – und nicht abgegeben werden. Immerhin spielt der Rest der Mannschaft schon eine brauchbare Rückrunde (selbst das 0:2 gegen Stuttgart fand ich annehmbar), obwohl die alle bestimmt nicht on top of their game sind. Um ganz oben mitzuspielen, fehlt allerdings die Bank. Und zukaufen geht ja leider nicht.