Nächste Schmuddel-Etappe in Frankreich
Weiter geht es in der Schmuddelaffäre in Frankreich ([1], [2]).
Es hat heute mittag weitere Hausdurchsuchungen gegeben. Während in den gestrigen Meldungen die Vermarktung der Nationalmannschaft im Mittelpunkt stand, geht es heute vornehmlich um die französische Liga und möglicherweise auch den sagenumwobenen TV-Vertrag.
Den beiden Meldungen von AFP zufolge:
Wieder dreht sich alles um Jean-Claude Darmon, der Mann der als Werbebande-Verkäufer in den 60er Jahre anfing und zum omnipräsenten Fußball-Pate in Frankreich wurde.
Kernvorwurf: er und seine Agenturen wurden bei der Rechtevergabe von Verband und Liga bevorzugt behandelt.
– er setzte den ehemaligen Liga-Präsidenten Gérard Bourgoin durch.
– er handelte ein “Nichtangriffspakt” zwischen den Vermarktungsgesellschaften IMG und dem ihm verbandelten Sportfive aus. Sportfive sollte den IMG-Kunden Racing Strasbourg in seinen “Club Europe” aufnehmen und im Gegenzug verpflichtete sich die IMG bei Rechtevergabe kein konkurrierendes Angebot abzugeben.
– dem französischen Ligaverband (vergleichbar mit der DFL) wird vorgeworfen, dass mindestens sieben seiner Aufsichtsratsmitglieder direkte Geschäftsbeziehungen oder Interessen mit dem Vermarkter Sportfive hatten und daher bei Rechtevergabe nicht unabhängig agierten.
Dieser Vorwurf könnte in Folge den gerade abgeschlossenen 600-Mio-TV-Deal zwischen Sportfive-Mutter Canal+ und Ligaverband abschießen.
An einer zweiten Front wird gegen Vereine, Canal+ und Spielervermittler wegen Schwarzgelds ermittelt. Archetypisch der Fall Ronaldinho. 2001 verpflichtete Paris St.Germain gegen europäische Konkurrenz Ronaldinho aus Brasilien. PSG zahlte dem Club Porto Alegre knapp 4 Mio EUR plus 2 Mio EUR Handgeld für Ronaldinho.
Der Eigentümer von PSG, Canal+, wies seine Sportrechte-Tochter Sport+ (vor der Fusion zu Sportfive) an, über seine holländische Filiale Sport+ BV die Bildrechte an Ronaldinho für 10 Mio EUR zu kaufen, Laufzeit bis 2007. Als PSG nun im Sommer 2003 Ronaldinho an den FC Barcelona transferierte, musste PSG Sportfive die Rechte für verbliebenen vier Jahre für sage und schreibe 19 Mio EUR abkaufen.
Die Ermittler fragen sich nun, woher der Preisunterschied kommt und wundern sich, ob sich hinter diesem aufwändigen Konstrukt nicht noch ganz andere Schwarzgelder lauern.
Die französische Fußballszene ist jedenfalls in Aufruhr und waren heute in einem dringend erbetenen Meeting mit dem französischen Finanzminister: der Präsident der französischen Fußballliga, der Verbandspräsident, der Präsident des Fußballclub-Verbandes, der Präsident dr Spielergewerkschaft, Präsident der Trainergewerkschaft, Präsident der Schiedsrichtergewerkschaft und der Präsident der Gewerkschaft der Fußballoffiziellen (” Président du Syndicat National des Administratifs et Assimilés du Football“). Aus der Liste kann man ahnen, wie sehr die Kacke am Dampfen ist.
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