Keine Kohle im Ruhrpott
Wenn es nach den bisherigen Mechanismen geht, siehe BVB vom letzten Jahr, dann sollte die Focus-Money-Meldung der Woche einige Journalisten und Redaktionen hellhörig gemacht haben und in den nächsten Tagen sollte Nachschub zu erwarten sein.
In der “taz” hat Daniel Theweleit einen recht runden Artikel geschrieben: “Schalker Standrecht” (Hat tip “Indirekter Freistoß”)
Es war offensichtlich ein schmerzhafter Treffer gegen die Festung, die Rudi Assauer in Gelsenkirchen errichtet hat […] Assauer konterte […] heftig: “Im Grunde muss der für diesen Vergleich standrechtlich erschossen werden”, sagte der Schalker Manager […]
Einräumen musste Schnusenberg aber […] 16,8 Millionen Euro Verlust für das Jahr 2004. Schon 2003 hatte sich der Fehlbetrag auf 19 Millionen Euro belaufen und wurde nur mit Hilfe eines dubiosen Deals mit der Stadt, die dem Klub das alte Parkstadion für einen Euro überlassen hatte, auf rund vier Millionen reduziert. Der Schuldenstand des Klubs beläuft sich damit auf 110 Millionen Euro, die Kredite für den Arena-Bau sind da noch nicht einmal enthalten. Die laufen über die Betriebsgesellschaft, eine Tochter des Klubs, auch hier müssen noch weit über 100 Millionen Euro getilgt werden […]
[Finanzvorstand Schnusenberg] zeigte sich […] zuversichtlich, dass bald wieder Gewinne erzielt werden. Wie, wusste er indes nicht genau zu erklären, erstmals gaben die Schalker Macher zu, dass dies jedenfalls nicht über eine höhere Auslastung der Arena möglich sei. Auf dem Markt der Veranstaltungsarenen ist der Konkurrenzkampf nicht zuletzt durch das neue Stadion in Düsseldorf äußerst hart geworden. Man ist also abhängig vom internationalen Geschäft – so hat auch das Dortmunder Desaster angefangen. Der eingeschlagene Weg ist vergleichbar, nur wie weit die Schalker ihn schon gegangen sind, lässt sich wohl erst erkennen, wenn ein versierter unabhängiger Finanzkenner einen umfangreichen Einblick in das Geflecht aus 17 Tochtergesellschaften erhalten hat. Geschäftsführer all dieser Töchter ist übrigens Rudi Assauer […]
Die Äußerungen Schnusenbergs lassen darauf schließen, dass man neue Geldquellen auftun muss. Der Finanzchef schloss nicht mehr aus, den Namen des Stadions zu vermarkten, und kündigte an, dass man dringend auch “den Posten der Sponsoring-Einnahmen” verbessern müsse.
Ich bin zu wenig Finanzexperte um die Zahlen en-detail beurteilen zu können. Die Parallelen zum BVB liegen auf der Hand. Worauf Schalke Wert legt, und das ist möglicherweise ein entscheidender Unterschied zum BVB, man soll noch Herr seiner Rechte sein. Verpfändungen u.ä. Konstrukte soll es nicht geben.
Schalke hat dem KICKER gegenüber ein eher dürres Statement abgegeben. Weitaus inhaltsreicher ist da das KICKER-Interview mit dem Prof. Karlheinz Küting, der im Focus-Artikel als Experte und quasi “Krohnzeuge” genannt wird.
Die Bilanz 2003 liegt mir sehr wohl vor, über 2004 habe ich nie gesprochen. Und was ich über 2003 gesagt habe, das habe ich noch sehr zurückhaltend formuliert. Es läuft bei Schalke so chaotisch wie beim BVB […]
Das Lizenzierungsverfahren geht an vielen Wirklichkeiten vorbei. Obwohl die Vereine lupenreine Konzerne sind, gerade Schalke mit 16 Gesellschaften, dürfen sie der DFL eine Bilanz vorlegen wie zu Turnvater Jahns Zeiten. So lange die DFL nicht Konzernbilanzen fordert, sind die Abschlüsse das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Konzerninterne Transaktionen, dieses Schminken der Bilanzen, hätten dann keine Auswirkungen mehr auf Gewinn und Eigenkapital. Alles würde zusammenfallen wie ein Kartenhaus.
Der “Fall Schalke” bringt auch den BVB in Kalamitäten, denn jede weitere Schlagzeile zum Thema Finanzgebahren der Bundesliga, macht die Öffentlichkeit hellhöriger und empfindler gegen jedwedes Gemauschel bei der Lizenzierung, katapultiert eine “Lex BVB”, sofern sie nötig ist, in weiterer Ferne.
Nicht die einzige Front beim BVB. Nun wurde ja auch die Abtretung der Transferrecht von Spielern bekannt. Frage: ist so etwas für ein börsennotiertes Unternehmen mitteilungspflichtig? Feststellung: es hat nur eine Woche nach der “Glasnost”-Pressekonferenz von Meier und RölfsPartner gedauert, bis wieder eine Leiche aus dem keller aufgetaucht ist. Was kommt da noch, wieviel Überblick hat RölfsPartner, wenn er von alldem nichts gewusst hat? Feststellung: wie hilfreich ist es für den BVB, wenn zum Sanierungskonzept von RölfsPartner nun noch andere entwickelt werden, wie z.B. vom türkischen Anteilsnehmer, der nun 10 weitere Prozent angeblich kaufen will und mit amerikanischen Investoren reden will (smells like Luftnummer).
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