Der Tag der Tage -2-
In der Nachbetrachtung ist Bayern – Arsenal ein merkwürdiges Spiel gewesen. Bayern hat 3:1 gewonnen, hätte ebenso gut 4:0 gewinnen können und damit sollte sich alle Diskussion erübrigt haben, Magath hat Recht gehabt. Punkt.
Und doch habe ich das Gefühl das sich die Bayern aufgrund ihrer zu defensiven Aufstellung eine gute Chance haben entgehen lassen, eines dieser “Jahrhundertspiele” zu liefern und Arsenal moralisch den Todesstoß zu versetzen. Die Begründung ein Scholl würde zu zentral spielen und damit in einem kompakten, harten Mittelfeld Arsenals verpuffen, kann ich angesichts der Agilität von Scholl, der häufig über die Seiten kommt, nicht nachvollziehen, zumal die Alternative Zé Roberto in den Vorwochen nun nicht der Bringer war.
Aber die Diskussion wirkt, wie geschrieben, irgendwo auch überflüssig. Ein 3:1 gegen Arsenal ist schwer debattierfähig.
Bring on the games.
Werder Bremen – Olympique Lyon
Nach der Gesundung von Klasnic und Klose hat Trainer Schaaf heuer vermutlich wieder die pralle Auswahl im Stürmerroulette.
Olympique Lyons Vorstellung am letzten Wochenende, ein Last-Minute-Ausgleich zum 1:1 gegen AS Monaco, wird von den deutschen Medien stark geredet. In Frankreich waren die moralischen Sieger eindeutig die Monegassen, die die Partie in Lyon auch dominierten. Aus Sicht von Lyon kommt erschwerend die Verletzungen vom Innenverteidiger Caçapa und Außenmann Réveillère hinzu, die gegen offensivstarke Bremer nicht hätte ungünstiger getimet sein können.
Werder hat das Motto ausgegeben “Zu Hause muss die Null stehen”, was sich aus der Auswärtsstärke und Heimschwäche von Olympique erklären mag. Lyon wird vermutlich kompakt stehen und via schnelle Konter kommen. Vorsicht bei Freistößen: Juninho gehört am ruhenden Ball zum Besten was gibt.
Zur Lektüre empfohlen: ein Interview in der Berliner Zeitung und eines in der FR mit Valérien Ismael.
Vorr. Aufstellung Werder:
Reinke
Stalteri, Ismaël, Pasanen, Magnin
Ernst
Jensen, Borowski
Micoud
Klose, Klasnic/Valdez
Vorr. Aufstellung Lyon:
Coupet
Diatta, Cris, Essien, Abidal
Govou, Diarra, Juninho, Clément, Malouda
Wiltord
Manchester United – AC Milan
Der Herr gibt es, der Herr nimmt es. In diesem Falle gibt er den einen die Wiederaufstehung von Ruud van Nistelrooy, seit November an der Achillessehne verletzt und im Falle der anderen nimmt er ihnen Europas Fußballer des Jahres Schevtschenko.
Sicher ist es nicht, ob Nistelrooy von beginn an spielen wird, da macht Ferguson noch ein Geheimnis draus, aber die Stimmung ist deutlich gehoben. Anders bei Milan, wo man mit Schevtschenko fast die gesamte Offensive des AC Milans rausgerissen hat. Mal sehen inwieweit dieses Milan zur One-Man-Show von Kaka reduziert.
Im Guardian beschreibt Richard Williams die ewigen Kämpfe von Trainer Ancelotti, der sein “Weihnachtsbaum”-System 4-3-2-1 durchsetzen wird, aber permanent von Berlusconi und seinen Vassallen zurückgepfiffen wird, die auf ein 4-3-1-2 drängen.
ManU wird vermutlich voll auf die Karte “Heimspiel” setzen und versuchen massiv Tore vorzulegen. Die Frage wird sein inwieweit die “erfahrene” (vulgo: alte) Abwehr des ACs der sehr agilen Offensive ManUs, Stichwort Ronaldo, Giggs und Rooney, gewachsen sein wird. Und da wäre Jaap Stam, heute möglicherweise als ungewohnter rechter Verteidiger, der da noch ein Sträußchen mit seinem ehemaligen Trainer Ferguson auszufechten hat.
Um sich zu vergegenwärtigen was das für ein Abwehrbollwerk von AC Milan ist: in den 12 Auswärtsspielen in der Serie A haben sie sage und schreibe 4 Gegentore zugelassen.
Vorr. Aufstellung ManU:
Carroll
G. Neville, Ferdinand, Silvestre, Heinze
Keane
Cristiano Ronaldo, Scholes, Giggs
Rooney, Van Nistelrooy/Fortune
Vorr. Aufstellung Milan:
Dida
Stam, Nesta, Maldini, Kaladze
Pirlo
Gattuso, Seedorf
Kaka, Rui Costa/Serginho
Crespo (evtl. plus Tomasson)
FC Barcelona – Chelsea
Es ist vermutlich das putzigste Duell des Achtelfinales. Heißblütiger Sturm gegen eiskalte Abwehr. Oder auch Rijkaard vs. “The Ego” Mourinho. Letzteres wird von Ronald Reng in der Berliner Zeitung wunderbar thematisiert: “Vorstadtbuddha ohne Heiligtum“. Sehr lesenswert.
Mit Vergnügen arbeitet der Niederländer Rijkaard beim 16-maligen spanischen Meister FC Barcelona an dem Eindruck, er nehme sich selbst nicht so wichtig – weil: ein Trainer sei gar nicht so wichtig: “Eine einzelne Person ist niemals für den Erfolg eines Fußballteams verantwortlich – auch ich nicht.”
In einer Zeit, in der der Posten des Trainers eine Überhöhung wie noch nie erfährt, ist das ein geradezu schockierendes Bekenntnis. 2004 war das Jahr, als das System die Stars ersetzte, die Strategie der Trainer machte aus kleinen Teams große Sieger: Champions-League-Gewinner der FC Porto, Europameister Griechenland. Ein Trainer, entdeckte man, braucht keine Ausnahmefußballer mehr – er ist selber Star; ein Feldherr, der dank seiner systematischen Taktik aus einer ordentlichen Elf eine besondere macht […]
Also kam Rijkaard, gibt statt des großen Strategen nur den netten Helfer seines Teams, und formte in Barcelona die spektakulärste Mannschaft dieser Saison […]
In diesem Verein, Tummelfeld für Wichtigtuer, schuf Rijkaard, der Vorstadtbuddha mit endloser Gelassenheit, ein nie gesehenes konstruktives Klima. Dieses Team platzt fast vor Kreativität – Ronaldinho, Deco, Xavi, wo hört man auf zu lobpreisen? Solch eine Elf benötigt keinen Trainer, der taktische Wunder schafft. Sie braucht einen, der ihre Klasse nicht im System erstickt.
(Wobei einige Passagen aus dem Reng Artikel verblüffende Übereinstimmungen mit einem Guardian-Artikel von Donald McRae haben, Stichwort: Rijkaard Tackling gegen Ronaldinho.)
Das Trainerduell ist putzig, weil Mourinho, der ja seine Karriere als Assistent bei Barcelona begann (siehe Portrait Independent), anfangs der Woche in den Medien Rijkaard attackiert hat.
Frank Rijkaard’s history as a player cannot be compared with my history. His history is fantastic and my history is zero. My history as a manager cannot be compared with Frank Rijkaard’s history. He has zero trophies and I have a lot of them. […]
I don’t have to be jealous about Barcelona because they have 100 years of history and have won the European Cup once. I have been managing for five years and I have the same amount of Champions League trophies to my name.
Für Chelsea hat es teils positive, teils negative Meldungen von der Verletzungsfront gegeben: Drogba und Gallas können spielen, Linksaußen Damien Duff ist out. Insbesondere Gallas ist nicht unwichtig, denn nach der Verletzung von Wayne Bridge sind Außenverteidiger Mangelware bei Chelsea. So ist denn derzeit auch völlig offen, auf welchen Seiten Gallas und Paulo Ferreira spielen werden, möglicherweise kommt Glen Johnson von der Bank hinzu.
Weitere Lektüre: ein Portrait des FC Barcelona als Gegenentwurf in Spaniens Fußballentwurf von Boudewijn Zenden, der sowohl für Barca als auch Chelsea gespiel hat. Im Guardian: “People’s club versus person’s club doesn’t tell full story”
Vorr. Aufstellung Barca:
Victor Valdes
Belletti, Puyol, Marquez, Van Bronckhorst
Albertini
Deco, Xavi
Giuly, Eto’o, Ronaldinho
Vorr. Aufstellung Chelsea:
Cech
Gallas, Ricardo Carvalho, Terry, Paulo Ferreira
Tiago, Makelele, Lampard, Cole
Gudjohnsen, Drogba
Porto – Inter
Vorr. Aufstellung Porto:
Vitor Baia
Seitaridis, Pedro Emanuel, Ricardo Costa, Nuno Valente
Bosingwa, Costinha, Raul Meireles, Maniche
Quaresma, McCarthy
Vorr. Aufstellung Inter:
ToldoGallas
J. Zanetti, Cordoba, Materazzi/Mihajlovic, Favalli
Veron, C. Zanetti, Cambiasso, Stankovic
Adriano, Martins/Vieri
Reaktionen
zum thema rijkaard hat sich auch simon kuper in der financial times vom wochenende ausgelassen. ähnlicher tenor wie bei reng.