NFL-Wildcard: Cindy & Bert, Teil 4
Auch das zweite Sonntags-Spiel ist was für unsere Freunde des Kurzzeitgedächnisses, denn Packers – Vikings ist die Wiederholung eines Divisionsduell und das dritte Aufeinandertreffen binnen zwei Monaten, kurioserweise aber das erste Duell beider NFC-Mannschaften in den Playoffs!
Ich glaube, dass es meine Lieblingsbegegnung in den Wildcard-Playoffs ist, denn die Geschichten die man sich zu dieser Paarung erzählen könnte, sind Legion.
Und was soll ich sagen: bei jedem PrimeTime-Spiel im Winter im Lambeau-Field mache ich mich vor Freude naß. Das ist Football, so soll er sein, so muss er sein. Jetzt muss es nur noch während des Spiels schneien und ich fange an vor Freude zu heulen.
Green Bay Packers – Minnesota Vikings
22h30, PREMIERE. FOX-Kommentatoren: Joe Buck, Troy Aikman, Cris Collinsworth
Die Mannschaften könnten nicht aus entgegengesetzteren Zuständen kommen. Jeder weiß es: dass sind die Partien für die ein Brett Favre vom lieben Gott vom Spermazoid zum Mann gemacht worden ist. Favre, das zeigt sich immer mehr, ist der charismatischste QB meiner “Post-Montana”-Generation. Ein Kämpfer mit Naturburschen-Image, allzeit zu Spektakulärem bereit.
Damit ist Favre die ideale Verkörperung dieser klassischen Football-Stadt Green Bay, einer Kleinstadt an einem der großen Seen im Norden. Hier wird Football noch gearbeitet und ritualisiert. Kaum eine Mannschaft hat einen derartigen Heimvorteil: Green Bay hat in fast 40 Jahren NFL nur ein einziges Playoff-Heimspiel verloren.
Coach Collapse
Gehen die Packers fast euphorisch in die Partie, so schleichen die Vikings wie geprügelte Hunde nach Green Bay. Sie hatten letzten Sonntag ihr Schicksal in der Hand, verloren aber gegen Washington, derzeit eines der schlechtesten Teams der Liga. Dank des Rams- und Saints-Sieges rutschten sie doch noch in die Playoffs rein.
Zum zweiten Jahr in Folge schlossen die Vikings nach gutem Start mit einer 3-7-Bilanz ab. Headcoach Mike Tice hat inzwischen den Beinamen “Coach Collapse” bekommen. Bedenklich ist dabei nicht nur der Kollaps an und für sich, sondern auch die Attitüde die das Team ausstrahlt, verkörpert vom launischen Star-WR Randy Moss, der letzten Sonntag trotz Ballbesitz, vorzeitig in die Kabinen ging.
Zwar wurde Tices Vertrag vor 2 Wochen per Option um ein Jahr verlängert, aber möglicherweise steht den Vikings ein Besitzerwechsel bevor und ob der neue Besitzer (der Owner der Timberwolves) die gleiche Geduld mit Tice hat…
Und der Blick nach vorne verheißt nichts Gutes. Die Vikings sind ein Kunstrasenteam und müssen nun bei knapp unter Null auf den Naturrasen von Lambeau Field. Die Vikings-Bilanz in Green Bay: 2-20.
Schwächen der Vikings
An und für sich haben die Vikings eine gute Offense, haben aber derzeit ein Problem namens WR Randy Moss. Moss ist sichtbar verletzt und läuft die Routes nicht mehr mit voller Kraft durch, mitunter joggt er die Passwege nur noch locker runter und das ist zuwenig.
Das erklärt warum die Offense rund um QB Culpepper inzwischen nicht mehr so eindimensional ist, sondern mit Burleson, Wiggins und Robinson Alternativen aufgebaut hat. Aber Moss ist immer noch der “Go-to”-Guy.
Die große Schwäche der Vikings ist die Defense. Die komplette Defense. Alles. Wirklich alles. Überall.
Zuviele Strafen. Zuviele Abwehrfehler. Zu schlechte Coverage. Zu viele verfehlte Tackles.
Die Schlüssel zum Spiel
Beide Begegnungen der Regular Season liefen nach einem ähnlichen Muster ab. Großartige Partien der beiden Quarterbacks. Punktereich und eng, letztendlich durch ein FG im letzten Drive entschieden.
Green Bays Passverteidigung – Es ist seit einigen Jahren eine Schwäche der Packers und nach einem guten Start in der Saison, gerät die Secondary immer stärker ins Schwimmen. Man verliert die direkten Duelle, man stopft nicht schnell genug die Deckungslöcher und vorallem fängt man sich inzwischen viele Strafen wg. Pass-Interference bzw. Illegal Contact.
Das werden die Vikings, eh in letzter Zeit passlastig geworden, ausnutzen. Sie werden lang gehen und sie werden die Duelle suchen. Fraglich inwieweit Moss Bestandteil des Gameplans wird. Wenn Moss überraschenderweise fit ist und dann noch seine Physis in die Waagschale werfen kann, wird es ein ganz bitterer Abend für die Packers Defense. Gefordert ist auch der Passrush der Packers, allenvoran DE “KGB” Gbaja-Biamila.
Minnesotas Defense – Einfach nur schlecht. Wenn sie keine Handhabe gegen die Packers-Offense finden, ist das Spiel gelaufen. Der Ausfall von Chavous macht dei Sache nur noch ärger. Zwei Ansatzpunkte gibt es für die Defense: den Pass-Rush auf Favre, der manchmal dazu neigt die Dinge zu übertreiben und den Ball zu lange hält. Und schließlich das Stoppen des Laufs. Das würde das Packers Spiel eindimensional machen und den Druck auf Favre erhöhen.
Mike Tice – In jedem Primetime-Spiel lieferte der Headcoach bislang Stoff für Diskussionen. Hier ein schlimmer Trickspielzug, dort eine überflüssige 2Pt-Conv etc…
Wetter – Noch mal: die Vikings sind 2-20 bei Auswärtsspielen auf Rasen. Die beiden letzten Rasenspiele in Chicago und Washington mündeten in Niederlagen.
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