Zeilensport: Über Ajax

In Zukunft wird man in Deutschland einen Hauch mehr holländischen Ligafußball wahrnehmen, wenn das DSF regelmäßig in LaOla von den Spielen der Eredivisie berichtet und sechs Spiele live zeigen wird.

Kennen tut man nur die “Großen Drei” Ajax, Eindhoven und Rotterdam (siehe gestriges UEFAcup-Spiel). Letztere sind für ihre Hools berüchtigt, der PSV hat den Ruf eines Betriebssportvereins von Phillips und Ajax? Ajax steht für Systemfußball und junge Mannschaften. Das aktuelle Auftreten in der Championsleague hat aber nichts mehr gemein mit der Mitte der neunziger gefürchteten Mannschaft.

Betram Job berichtet in der Neue Zürcher Zeitung über Ajax 2004. Das Ajax von Trainer Ronald Koeman ist europäisches Mittelmaß und zu Hause zehn Punkte von der Tabellenführung entfernt auf Platz drei. Koeman würde daher gerne europäische Spitzenkicker nach Amsterdam einkaufen, eine Abkehr von der billigen, jungen Truppe die die der inzwischen gefeuerte Manager Louis Van Gaal etablieren wollte.

Der Artikel brachte mir wieder in Erinnerung was ich während der EM in einer US-Site gelesen hatte. Eine Rezension des Boston Globes beschäftigte sich mit “Ajax, the Dutch, the War” von Simon Kuper, einem Buch das die Historie von Ajax aufarbeitet.

Ajax ist ein Club mit jüdischen Wurzeln gewesen, der allerdings in Zeiten der deutschen Besatzung ebenfalls kollaborierte und Juden entließ oder gar in die Vergasung schickte, gleichzeitig aber ein Netzwerk für den Widerstand bildete. Erst als in den Sechszigern in Holland das Judentum wieder “chic” wurde, besann sich der Club wieder auf seine Tradition. Die Ajax-Fans waren “offensiv jüdisch”, trugen Davidsterne als Bekenntnis. Mehr über das ambivalente Verhältnis zwischen Ajax und Juden in der TAZ und in der Jungle World von Rene Martens.

Das waren und sind immer noch Steilvorlagen für rivalisierenden Clubs wie Rotterdam. Dabei beläßt man es laut ARD nicht nur bei Sprechchören wie “Ajax nach Auschwitz“.

Vor allem Hooligans von Den Haag und Feyenoord Rotterdam greifen immer öfter zu verbaler Gewalt. Sie imitieren bei Spielen gegen Ajax Amsterdam mit Zischlauten das Geräusch von ausströmendem Gas.

Nachtrag 12.Januar 2005:
Der Tagesspiegel berichtet inzwischen dass die Vereinsführung von Ajax das jüdische Image zurückfahren möchte, um nicht mehr so heftige Reaktionen bei den gegnerischen Fans zu provozieren. Siehe allesaussersport.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp