HSV goes nordwärts
Der HSV eilt von Sieg zu Sieg und wandert in der Tabelle nordwärts. Wenn das Spiel gestern gg. den Tabellenführer in Spe, Wolfsburg, ein Vorgschmack auf den HSV bis Saisonende ist, dann sind auch die 8 Punkte Rückstand auf einen Championsleague-Platz ein Klacks.
Der Start in die Partie hätte nicht viel schlimmer sein können, Treffer Brdaric nach 16 Sekunden, der gesamte HSV nur mit seinen sterblichen Hüllen auf dem Platz, gedanklich noch in der Kabine.
Der HSV war aber nicht groß geschockt sondern hielt sofort dagegen. Zwei Großchancen von Beinlich und Barbarez bis zur Spielminute 5, weitere Chanche folgten. Die Jungs waren motiviert bis zum hintersten Zehennagel und hielten das Tempo hoch. Forechecking, schnelle Angriffe, immer zügig den Abschluß suchend. Phasenweise musste man Angst haben, dass die HSV-Spieler überhitzen würden und sich einen Konter einfangen würden.
Der Ausgleichstreffer fiel nicht sofort, aber der HSV bleib angriffig und wurde kurz vor der Halbzeit belohnt sogar noch mit dem 2:1 belohnt. Takahara hätte in der Nachspielzeit sogar zum 3:1 einschenken müssen.
Was mich schwer beeindruckte war der HSV in der zweiten Halbzeit, der vergleichbar mit Arsenal in der letzten Woche gegen Tottenham, nicht versuchte das Spiel über Zeit zu schaukeln, sondern nachsetzte und die Entscheidung durch einen Zwei-Tore-Vorsprung suchte. Dabei ging man durchaus Risiko ein. Immer wieder ging Van Buyten mit nach vorne.
Das Selbstbewusstsein der Spieler mit der Raute auf der Brust scheint grenzenlos zu sein. Man merkt wie die einzelnen Spieler sich derzeit von Spiel zu Spiel steigern. Ein Klingbeil ward erstmals in der gegnerischen Hälfte zu sehen. Ich habe lange zu Toppmöller gestanden, aber momentan sind bei mir alle Zweifel gegen Doll wie weggeblasen.
Die zwei zentralen Maßnahmen seit der Doll’schen Inthronisierung waren Volltreffer: Boulahrouz in die Innenverteidigung rein. Boulahrouz, 23 Jahre, Van Buyten, 26 Jahre, da wächst was heran, das wird mittelfristig in der Bundesliga neue Maßstäbe in Sachen Defensive setzen.
Zweiter Kniff von Doll: die Mannschaft wird nicht umgestellt. Seit Dolls Amtsantritt ist die Aufstellung fast ausschließlich durch Verletzungsgründen verändert worden. Dieses in sie gesetzte Vertrauen läßt das Ego von einigen Spielern spürbar wachsen, Klingbeil als Beispiel.
Natürlich wird das nicht so weitergehen können, denn der Kader hat nun mal mehr als 13 Spieler und wenn Doll nicht Unfrieden schüren will, muss spätestens nach der Winterpause eine Rotation einsetzen.
Der HSV gehört derzeit für mich zu den drei besten, weil konstantesten Mannschaften der Liga, neben Bayern und Schalke.
Wolfsburg hingegen wird sich oben nicht halten können, wenn sie so weiter spielen wie in den letzten vier Auswärtspartien: 1:3, 0:4, 0:2, 0:3
Reaktionen
HSV hat seit Doll die richtigen Gegner zum richtigen Zeitpunkt.
…und die nächsten Gegner sind auch so richtig passend: Gladbach, 96 und Bochum.
Da heißt es: die ganze, lange Winterpause das Gesäusel der HSV-Fans von Champions League, Traumfussball usw.zu ertragen. Wird nicht einfach, für mich als St. Pauli-Fan.
Das mit den “passenden” Gegnern sehe ich anders. In der “Amtszeit” von Doll hat man nun gegen eine ganze Palette von Mannschaften gespielt. Von Abstiegskandidaten über amtierenden Meister bishin zu aktuellen “Highflyern” wie Schalke und Wolfsburg. Nicht überall sprang ein Sieg raus, aber nirgendwo wurde der HSV an die Wand gespielt, bzw. hat wirklich schlecht ausgesehen.
Mittelfristig könnte Doll Probleme bekommen, weil der derzeitige Aufschwung von Spielern getragen wird, die berüchtigt für ihre Launenhaftigkeit sind: Barbarez, Beinlich, Jarolim. Die haben noch nie lange ein hohes Niveau halten können.
Ich ziehe auch St.Pauli dem HSV vor, bin aber auch anfällig für guten Fußball. Und das was Doll derzeit spielen läßt, ist ein verdammt guter, attraktiver Kick.
Und die Winterpause dauert auch nur fünfeinhalb Wochen ;-)