8 x Fett
Ankündigung bei HBO
Don King mag ein grenzdebiler Unsympath vor dem Herrn und Stars-n-Stripes-schwenkend zur Clownfigur verkommen sein, aber in Sachen Cleverness können ihm immer noch nicht viele das Wasser reichen.
Er weiß das in Sachen Schwergewicht die Zeiten der Qualität vorbei sind und man daher man mit Quantität kommen muss. Letzten April bot King noch einen Doppelpack an, ließ im Madison Square Garden Ruiz und Byrd antreten. Nun stellt er gleich fünf Schwergewichts-Kämpfe auf die Beine, vier davon als HBO-PPV und hierzulande bei PREMIERE (heute nacht, ab 3h00, Kommentar: Tobias Drews).
Keine der Ansetzungen ist ein Top-Knüller von dem die Leute noch Jahre später sprechen werden, sofern nicht gerade irgendwelche Körperteile abgebissen werden, oder der Boxer im Ring einen Nervenzusammenbruch bekommt (Golota, McCall).
Technisch wird heute, mit Ausnahme von Byrd, auch nicht wirklich Elite zu sehen sein werden. King baut eher auf Namen von Leuten, deren Qualitäten in den vergangenen Zeiten liegen (Holyfield, McCall, Rahman, Donald), oder die sich zuletzt gegen einen Big Name mehrere Runden hintereinander auf den Beinen halten konnten (Williamson, McCline, Meehan).
John Ruiz – Andrew Golota
Der Haupt-Kampf ist dabei John Ruiz vs. Andrew Golota. Keine Beschreibung zu Ruiz ohne zu erwähnen, dass er stilistisch derzeit der unattraktivste Boxer aller Klassen ist. Im April hat es drei Runden gebraucht bis Ruiz und sein überraschend nicht minder passiver Kontrahent Fres Oquendo vom Publikum hemmungslos in Grund und Boden gebuht wurden.
Ruiz bekommt es nun mit einem Boxer zu tun, der just im letzten April gegen Byrd so etwas wie ein “Coming Out” feierte. Einst als dreckiger, psychisch labiler Boxer verschrieen, bot er gegen Byrd einen sauberen, tapferen Fight, den er ebenso gut hätte gewinnen können. Wenn der alte Golota den unbeliebten Ruiz umbügelt, könnte er zum derzeit populärsten Schwergewicht aufsteigen und damit für King zu einem wertvollen Asset werden.
Es wird kein schneller Schlagabtausch werden. Beide, Ruiz und Golota sind eher langsame Kämpfer und technisch arg limitiert. Ruiz hat Stehvermögen. So anfällig er für schnelle Boxer ist – der Golota nicht ist – so wenig ist er auf den Boden zu kriegen. Golota hat in diesem Jahrzehnt sehr wenig Kämpfe bestritten, daher ein Fragezeichen hinter seinem Stehvermögen. Durchaus wahrscheinlich dass der Kampf über die volle Distanz gehen wird. Und das klingt wie eine Drohung.
Chris Byrd – Jameel McCline
Chris Byrd ist ein sympathischer Vertreter der Zunft. Zumindest menschlich. Und sein Boxstil ist außergewöhnlich. Dieses “Picken” aus der Deckung heraus, zermürbt Gegner mehr nervlich als dass es wirklich Schlagwirkung hat. In der Bilanz hat Byrd einiges mit Rang und Namen abgeräumt (Holyfield, Vitali Klitschko, Tua, Oquendo), aber ihm geht jegliche Initiative und Offensive ab. Er reagiert lieber als das er agiert. Aus dieser Position heraus kann man vielleicht Titel gewinnen, aber in den USA kein Renommée.
Daher ist Byrd nur um Spurenelemente beliebter als John Ruiz. Sein Gegner heute ist Jameel McCline. McCline, local guy, kommt aus New Jersey, befindet sich seit Jahren an der Pforte zu den ganz Großen der Klasse, aber seit der deutlichen Niederlage gg. Wladimir Klitschko hat er nichts mehr namhaftes vor die Fäuste bekommen. Nun nach zwei Jahren hat er die Chance Rehabilitation zu betreiben.
McCline besitzt klare Reichweiten- (20cm), Größen– (20cm) und Gewichtsvorteile (25kg). Das wird Byrd erst recht in eine passive Kampfgestaltung treiben. Aber diese David vs. Goliath-Konstellation verspricht den attraktivsten Kampf. McCline hat gezeigt dass er technisch was auf dem Kasten hat und in der Lage ist auch etwas “dreckig” zu kämpfen, was Byrd in Kalamitäten treiben könnte.
Hasim Rahman – Kali Meehan
Hasim Rahman ist so ein “one-shot” der einmal (2001) einen lucky punch gegen Lennox Lewis landete und seitdem als vermeidliche Heavyweight-Hoffnung durch die Boxhallen geschleift wird. Wieso er in Rankings ernsthaft in den Top Ten auftaucht, bleibt mir ein Rätsel, da er seit seinem Lewis-Sieg gegen alle Gegner mit Namen nicht gewinnen konnte: Lewis, Holyfield, Tua und Ruiz. Beobachter sagen aber, dass Rahman in der Form seines Lebens befindet.
Kali Meehan ist auch so jemand, der die Rankings hochkletterte ohne dass man seinem Record ansehen konnte wieso, warum. Immerhin trotze er Lamon Brewster einen schweren Fight ab. Der Umstand dass Meehan nur 10 Wochen nach seinem schweren Brewster-Fight wieder im Ring steht, läßt vermuten, dass er für King nur zweite Wahl, ein Ersatzmann ist. Der Australier macht vorallem dadurch von sich die Rede, dass er neben Boxen auch ein Rugby-Profi ist. Ein Boxer Marke “ehrlicher Arbeiter“.
Evander Holyfield – Larry Donald
Mehr als ein Jahr ist es her, das Evander Holyfield zuletzt gekämpft hat und nach der verheerenden Niederlage gegen James Toney sprach PREMIERE-Kommentator aus, was alle Beobachter dachten: wer dem 42jährigen noch einen Kampf gibt, der begeht Körperverletzung.
Man hätte drauf kommen können, dass ein King hinreichend wenig Skrupel diesbezüglich hat.
Larry Donald, fünf Jahre jünger, ist hierzulande vorallem durch seine Niederlage gg. Vitali Klitschko vor zwei Jahren bekannt. In seiner 11jährigen Karriere hat er nur selten Top-Leute geboxt.
Oliver McCall – DaVarryl Williamson
Dieser Kampf wird bei HBO nicht erwähnt und ich würde mich wundern wenn bei PREMIERE binnen 3, 4h wirklich fünf Kämpfe laufen würden, zumal keiner der Kämpfe wirklich nach Abbruch riecht.
Schade dass dieser Kampf evtl. aus der Übertragung rausfällt, denn dies ist ein durchaus interssanter Kampf.
Oliver McCalls beste Zeiten waren Mitte der neunziger, als er viel namhaftes vor die Fäuste bekam und viele davon auch besiegen konnte. Er ist aber heuer allenfalls ein Aufbaugegner für DaVarryl Williamson, der vor zwei Monaten einen überraschend wackeren Kampf gg. Klitschko d.J. ablieferten.
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