Der Primus am Katzentisch

Die Offseason der Formel 1 scheint spannender zu werden, als die letzten Monate Renngeschehens. Hinter den Kulissen wird derzeit viel geschraubt und gefeilscht.

Da gäbe es das Problem der Motoren. Jordan und Minardi suchen nach dem Ende von Ford-Jaguar-Cosworth einen Lieferanten. Von Minardi hört man nur, das man als Plan B mit 2001er-Motoren fahren will, von denen man noch 50-60 Stück im Schuppen hat. Jordan soll in engem Kontakt zu Toyota stehen.

Jordan ist aber so ein “moving target“, seit Monaten selber im Gespräch aufgekauft zu werden oder den Besitzer zu wechseln, whatever. Wo immer eine neue Rennstrecke eröffnet wird, kursiert auch das Gerücht lokale Gruppen würden Eddie Jordan das verschuldete Team abkaufen. Mal waren es die Scheichs in Bahrain oder Dubai und aktuell sind es irgendwelche Chinesen.

In Sachen Jaguar gibt es noch nichts dingfestes. Ford sucht einen Käufer oder die Fabrik in England wird platt gemacht. Auch hier tauchen mal wieder irgendwelche Schlitzis als mögliche, geheimnisvolle Investoren auf. Bestätigt sind nur Gespräche mit Red Bull, die seit Jahren auch im Quartalsrythmus durch die Presse als mögliche Rennstallbesitzer geistern, im Streben für den US-Markt ein USA-Rennteam aufzubauen. Also auch hier: alles noch offen.

Offen zu Tage getreten sind die Differenzen zwischen Ferrari und allen anderen Teams. Seit Wochen fahren die anderen Teams einen Konfrontationskurs gegen Ferrari, weil sich letzte beharrlich gegen das kleinste Jota Veränderung sträuben (siehe BBC). Bei einem Meeting zum Saisonende in Brasilien an Todt komplett und ohne Erläuterungen, sämtliche von den anderen Teams vorgebrachten Vorschläge zur Kostenreduzierung abgeschmettert.

Konsequenz: Initiativen, Papier, Vorschläge und Beschlüsse werden an Ferrari vorbei publiziert oder der FIA vorgetragen. Ferrari ist sehr angepisst und hat kurzfristig seine Teilnahme an einem heute stattfindenden Teamchef-Meeting abgesagt.

Ein kurioser Nebenkriegsschauplatz sind die Reifen. Das treu zu Ferrari stehende Sauber-Team wechselt überraschend den Reifenpartner und geht zu Michelin.

Zwei Varianten kursieren nun zu diesem Wechsel. Entweder gibt sich Ferrari in Sachen Regeländerungen so bockig, dass auch Peter Sauber die Schnauze voll hat und mit dem Wechsel Ferrari einen Nasenstüber geben will.

Oder aber: Ferrari hat Sauber gebeten, als “Doppelagent” zu Michelin zu wechseln. Sauber könnte dann Ferrari mit frischen Michelin-Daten versorgen.

Das Interesse von Michelin ist klar: sollte es zu einem Ende des Reifenkriegs kommen, weil die FIA beschließt, dass nur noch ein Ausrüster die Teams mit Reifen versorgt, möchte Michelin dieses sein. Derzeit hat Bridgestone nur noch Ferrari, Minardi und Jordan in petto.

Wie dem auch sei. Derzeit wird Ferrari in die Isolation getrieben, nicht zuletzt dank des machtbewussten Jean Todt. Dies könnte auch für die zukünftige Karriere eines Jean Todt in der FIA einen gewaltigen Flurschaden hinterlassen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp